Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Walachei kein Gegner für seine effiziente Kriegsmaschinerie sein würde. Was er über den Woiwoden in Erfahrung gebracht hatte, flößte ihm keinen Respekt ein. Der Mann hatte vielleicht gegen die Türken geglänzt, gegen ihn, den Mauerbrecher, würde er sehr schnell untergehen.
Vlad der Dritte hatte seinen Ruf durch das Pfählen seiner Gefangenen erlangt. Was bedeutete es schon, wenn man wehrlose Gefangene auf angespitzte Pfähle spießte? Das war kein großes Unterfangen! Der Mann hatte gegen Muselmanen gekämpft, gegen Ungläubige! Valejo war sicher, dass diese Ungläubigen nur dumme Opfer gewesen waren. Er selbst hatte gegen die besten Krieger der westlichen Welt bestanden und er hatte sie besiegt! Keiner war ihm gewachsen gewesen.
Der Tross zog sich über mehrere Meilen dahin. Ochsen zogen die schweren Geschütze und seine Truppen waren das Siegen gewohnt. Schwere Karren transportierten die Fässer mit Schießpulver und die steinernen Kanonenkugeln und Brandgeschosse. Seine Männer trugen schwere Panzerungen, Rüstungen aus dem besten Stahl, den die Schmieden der Italiener liefern konnten. Schwerter aus Solingen, Spieße, Lanzen, Armbrüste, Arkebusen und Luntenschlossgewehre. Wer hätte sich dieser geballten Macht entgegenstellen können? Wer konnte glauben, gegen diese Militärmacht zu bestehen, auch nur hoffen? Umso mehr glaubte er an seinen sicheren Sieg, als der Woiwode nicht wusste, was da auf ihn zurollte.
Valejo Carreloio gab seinem Ross die Sporen. In ein paar Tagen würde er seinem Gott wieder Blut opfern …
Zur selben Zeit betraten sieben makellos gekleidete Herren einen kaum beleuchteten Saal. Auch sie waren besorgt ob der Gerüchte, die sie aus der entfernten Walachei erreicht hatten. Die Männer trugen Masken, aber sie kannten einander gut genug, um zu wissen, wer der jeweils andere war. „Ihr habt die Nachrichten erhalten, wie ich sehe.“, begann einer der Männer. „Nun, was denkt Ihr?“
„Wir sind besorgt. Es scheint, als sei eines unserer Mitglieder dem Drachen verfallen.“, erwiderte ein anderer.
„Es war ein Fehler, dass wir den Drachen nicht zerstört haben, damals, als es in unserer Macht gelegen hat.“, meinte ein dritter Mann, der völlig in Schwarz gekleidet war. „Sinnlos, über verschütteten Wein zu lamentieren. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, ja, aber es geht nun darum, was wir tun können, um den Schaden zu begrenzen. Habe ich nicht recht?“
„Ich bewundere Euren Pragmatismus“, bemerkte der, der als Erster gesprochen hatte. „Und, ja, ihr habt recht! Was können, was sollen wir tun?“
„Wir müssen den Drachen aufhalten, keine Frage“, murmelte ein weiterer, etwas dicklich erscheinender Mann. „Wir könnten die Ordensbrüder zusammenrufen … aber ich fürchte, so viel Zeit haben wir nicht.“ Eine Weile herrschte Schweigen, dann richtete der Schwarzgekleidete sich an seine Mitbrüder. „Sei es, wie es sei, uns bleiben nicht viele Optionen. Wir könnten gegen Vlad reiten, wir könnten die Gefahr ignorieren und hoffen, dass ein anderer das Problem aus der Welt schafft … oder wir entsenden die Verschworenen ...“
„Ich bezweifle, dass es Sinn macht, wenn wir selbst uns um das Problem kümmern. Es ist lange her, dass ich ein Schwert führte und ich glaube nicht, dass ich jemandem wie Vlad Draculea ein Gegner wäre.“ Der Dickliche klopfte auf seinen Bauch. „So lasst uns dem Rat Lord Vytautas folgen. Senden wir die Verschworenen ...“
„Keine Namen!“, knurrte der Schwarzgekleidete. „Selbst hier nicht! Meine Herren, ich bitte um Abstimmung … wer stimmt dem Vorschlag zu? Eure Handzeichen, bitte!“ Alle Anwesenden hoben die linke Hand. „Dann ist es beschlossen. Wir entsenden die Verschworenen. Ich werde mich darum kümmern, meine Herren. Geht nun … ich werde Euch berichten!“ Die Männer nickten einander zu und verließen dann schweigend den Saal durch die gleiche Tür, durch die sie gekommen waren. Der Schwarzgekleidete bestieg eine wartende Kutsche, die sich gleich darauf in Bewegung setzte. Sie ratterte über das Kopfsteinpflaster, durch die unbeleuchteten Gassen, hinaus aus der Stadt. Als der Morgen graute, erreichte die Kutsche einen kleinen Ort nahe der polnischen Grenze. Hinter dem Ort lag ein kleines Anwesen, ein Gutshaus, von alten Eichen umstanden. Dort ließ der Schwarzgekleidete den Kutscher anhalten. Er stieg aus und ging in das Gutshaus. Nach gut einer halben Stunde kam er wieder heraus, stieg in seine Kutsche und
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