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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Grinsen zog sich über das tierähnliche Gesicht des Wesens. „Ich sehe, Ihr seid erwacht!“, sagte der Schakal mit tiefer, knurriger Stimme. „Wie fühlt Ihr Euch?“ Stabener glaubte, einen belustigten Unterton in der kaum noch menschenähnlichen Stimme erkennen zu können. Karl Stabener war Soldat, Krieger, und er fing sich schnell. Offenbar war es der Schakal gewesen, der ihm das Leben gerettet hatte. „Ich bin hungrig und durstig“, antwortete er gefasst. „Darf ich annehmen, dass ich meine Genesung Euch verdanke?“
    „Ihr dürft“, erwiderte das Wesen. „Setzt Euch. Ich habe genug zu Essen hier.“ Der Schakalköpfige hockte sich am Feuer nieder und öffnete einen irdenen Topf, den er Stabener hinschob. Stabener nahm gegenüber Platz und äugte in den dargebotenen Topf. Gebratenes kaltes Fleisch. Er nahm ein Stück und schob es in den Mund, kaute, schluckte. Das Fleisch schmeckte nach Wild, Hirsch oder eine andere Art von Rotwild. „Wie lange habe ich gelegen?“, fragte er zwischen zwei Bissen. Die Antwort kam ihm unglaublich vor. „Seit gestern Nacht.“ Stabener ließ die Hand sinken und starrte seinen Retter ungläubig an. „Unmöglich! Das kann nicht sein! Meine Beine waren gebrochen …!“ Der Schakal nickte. „Eure Beine und Euer Arm. Ebenso einige Eurer Rippen.“ Stabener machte eine Geste mit der Hand, die das Bratenstück hielt. „Ich will Euch nicht der Lüge bezichtigen, aber wie kann das sein? Seid Ihr ein Zauberer?“ Der Schakalköpfige schüttelte sein Haupt. „Nein, das bin ich wahrlich nicht und doch habt Ihr nicht unrecht mit Eurer Annahme. Es ist eine Art von Magie … die ich selbst nicht ganz verstehe. Aber ich frage Euch, haben wir in den letzten Wochen nicht vieles gesehen, das über das hinausging, was der Mensch für normal hält?“
    Das Wesen hatte recht. Drachen, Vampire! Noch vor ein paar Wochen hätte Stabener auch das ins Reich der Märchen verwiesen und doch war es Realität. Weshalb dann nicht auch seine wunderbare Heilung? Aber wie? War das schwarze Magie, Teufelswerk? Der Schakalköpfige lachte und es klang wie ein leises Bellen. „Seid unbesorgt! Der Scheitan hat nichts damit zu tun, im Gegenteil! Es gibt nicht nur die schwarze Magie, es gibt auch weiße oder helle Magie. Ich habe meine Gestalt und meine Kraft durch einen, der in der Anderwelt gewesen ist, in der die guten Kräfte herrschen. Er gab mir von seinem Blut und damit seine Kraft und diese habe ich an Euch weitergegeben. Sie hat Euch geheilt und, wer weiß, vielleicht hat sie Euch noch mehr gegeben, so, wie sie mir mehr gegeben hat!“
    „Wie meint Ihr das?“, fragte Stabener, noch immer skeptisch. „Was sollte mir gegeben worden sein?“ Der Schakal zuckte mit den Schultern. „Wer weiß … wir werden sehen!“ Er griff nach einem Krug und entkorkte ihn. Ein feiner Duft nach Kräutern zog durch das Gewölbe der Höhle. Der Schakal trank einen Schluck und reichte den Krug dann Stabener. Der schnupperte erst, bevor er einen tiefen Schluck nahm. Der Kräuterschnaps war stark und wohlschmeckend. „Woher habt Ihr all dies?“, fragte Stabener und machte eine umfassende Geste. „Das sind Dinge, die ich aus den Dörfern zusammengetragen habe, die von Draculeas Truppen verwüstet wurden. Diese blutgierigen Monstren sind nur auf die Menschen aus, auf ihr Blut. Deren Hab und Gut interessiert sie nicht, sie lassen alles unbeachtet liegen. Ich trug nur zusammen, was mir von Nutzen erschien und was ich brauchen konnte. Nahrung vor allem, und Waffen. Und wo ich konnte, begrub ich die Toten, die die Vampire einfach der Verwesung überlassen hatten. Sie haben etwas Besseres verdient, als von den Würmern gefressen zu werden und in der Sonne zu verrotten.“ Stabener nickte zustimmend. Dieser schakalköpfige Mann war ein besserer Mensch, als es Vlad Draculea je gewesen war. „Aber, sagt mir, seid Ihr nicht ein Muselmane?“ Der Schakal sah Stabener in die Augen und dem Krieger lief ein Schauer über den Rücken.
    „Ja, das war ich, das bin ich. Doch was macht das aus mir? Wo ist der Unterschied zwischen Muslim, Christ und Jude? Beten wir nicht alle zu dem einen Gott? Und erhört er einen von uns?“ Stabener lachte trocken. „Nun, mich hat er nie erhört, aber ich bin nicht eben sonderlich gut im Beten!“ „Seht Ihr! Mein Lehrer, Hassan-i-Sabbah, Allah sei seiner Seele gnädig, lehrte mich, dass der Unterschied zwischen Christen, Juden und Muslim nur in der Art und Weise zu finden ist, wie sie Gott

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