Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
fuhr zurück in die Stadt.
Am nächsten Morgen verließ ein Reiter das kleine Gutshaus, der ebenso schwarz gekleidet war wie der Mann, der ihn tags zuvor aufgesucht hatte. Der Reiter trug eine Rüstung unter seiner schwarzen Kleidung und war schwer bewaffnet. Er ritt zu einem Haus, ein paar Meilen weiter. Von dort ritten kurz darauf zwei schwarz gekleidete Männer fort. Sie besuchten ein Haus, einige Wegstunden entfernt und von dort ritten ein wenig später drei Männer in Schwarz fort. Am Ende der Woche hatte sich die Gruppe auf dreizehn erhöht. Sie waren die dreizehn Verschworenen. Ihre Loyalität gehörte dem Orden, dem Ordinul Dragonului und sie hatten einen Auftrag, den sie erfüllen würden. Sie würden ihn erfüllen oder ihr Leben lassen bei dem Versuch, ihn zu bewältigen.
48. Kapitel
Die Schmiede der Assassinen hatten eine Rüstung geschaffen, wie es noch nie eine gegeben hatte. Hassan-i-Sabbah war sehr zufrieden. Nun war es an der Zeit, sich wieder auf den Weg in die Walachei zu machen und dem Drachen die Stirn zu bieten. Diesmal würde er nur einen seiner Assassinen mitnehmen, der sich um die Tiere kümmern sollte. Der Kampf gegen den Drachen war nur seine, Hassan-i-Sabbahs, Aufgabe. Die Rüstung, so kunstvoll sie war, war doch schwer und so musste Hassan den Weg auf dem Rücken eines Pferdes zurücklegen.
Ohne die Rüstung und mit leichtem Gepäck hätte er fliegen und die Strecke in vielleicht drei oder vier Tagen zurücklegen können, doch mit der metallenen Panzerung war an Fliegen nicht zu denken. Zu Pferde würden sie sicher mehr als eine Woche benötigen. Leider war das Gorgonenhaupt bei dem Kampf gegen den steinernen Drachen zerschmettert worden. Gern hätte Hassan auf diese Waffe zurückgegriffen! Nicht einmal Vlad Draculea hätte dem Blick der Gorgo widerstehen können. Hassan hatte die Archive von Alamut durchstöbert, während die Schmiede damit beschäftigt gewesen waren, seine Rüstung anzufertigen, aber er hatte nichts gefunden, das einem Gorgonenhaupt in seiner Wirkung gleichgekommen wäre.
Es gab da zwar Geschichten über mächtige Waffen, aber keinerlei Hinweise darauf, wo er in ihren Besitz kommen konnte. Da war die Rede von der Keule des Herkules, die jeden niederwerfen konnte, gegen den sie geschwungen wurde, aber kein Bericht über ihren Verbleib. Er hatte über die sogenannte „Heilige Lanze“ gelesen, die angeblich aus einem Nagel vom Kreuz Christi geschmiedet worden war, doch diese Lanze befand sich in Wien und war so schwer bewacht, dass er kaum darauf hoffen konnte, sich ihrer zu bemächtigen. Es gab Legenden über die Bundeslade der Juden, deren purer Anblick jeden zu Asche verbrennen konnte, doch wussten nicht einmal die Hebräer selbst, wo diese Lade abgeblieben war. Es schien, als könne er sich nur auf sich selbst verlassen, wenn er Draculea gegenübertrat, um ihn zu töten.
Hassan und sein Begleiter ritten am Tage und wenn sie Rast machten, damit sich ihre Reittiere erholen konnten, nutzte er diese, um mit dem Assassinen zu üben. Er wollte sich nicht allein auf die Kraft seiner Anderweltgestalt verlassen. Schon einmal war er im Kampf gegen Draculea gescheitert. Hassan hatte sich dafür entschieden, mit zwei Krummschwertern zu kämpfen, die er nach seinen eigenen Vorstellungen hatte anfertigen lassen. Die Damastklingen waren nicht so stark gebogen wie bei den Türken üblich und hatten anstatt der gekrümmten Parierstangen der normalen Krummsäbel einen Korb als Handschutz, der die ganze Hand umschloss. Hassan hatte die Klingen nicht nur an der nach außen gekrümmten Seite schärfen lassen, sondern auch die nach innen gekrümmte Seite der Klinge war auf dem vorderen Drittel scharf geschliffen. So konnte er seine Schwerter nicht nur zum Schneiden und als Hiebwaffe einsetzen, sondern auch zum Stechen.
Der Alte vom Berge vervollkommnete seine Fähigkeiten mit diesen Waffen mit jeder Übungsstunde mehr und mehr. Kaum konnte der Assassine noch gegen ihn bestehen und er war der Beste der Besten unter den geschickten Kämpfern des Ordens. Ein Boot setzte sie bei Konstantinopel über den Bosporus. Vom Goldenen Horn aus war es nicht mehr weit, bis sie die Grenzen der Walachei erreicht hatten, verglichen mit dem langen Weg vom Alamut bis dorthin.
Je näher sie dem Machtbereich Vlad Draculeas kamen, desto mehr verschlechterte sich das Wetter. Es wurde kälter und regnerischer, die Wolkendecke riss kaum einmal auf, um einen Sonnenstrahl hindurchzulassen. War das ein
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