Leicht und locker kommunizieren
absichtlich eine Wellenlänge mit anderen Menschen herstellen, indem wir uns innerlich auf die Kultur, auf den Habitus, auf die Lebensart des anderen einstellen. Dabei geht es nicht darum, dass wir uns total anpassen. Nein, wir müssen unser Gegenüber nicht kopieren oder imitieren. Es geht vielmehr um Resonanz. Darum, sich selbst im anderen wiederzuerkennen.
Lassen Sie mich das an dem Beispiel der Techniker-Gruppe erklären.
Was du bist, trage ich auch in mir
Ich bin mit diesen Herren in meinem Kommunikationstraining besser zurechtgekommen als Karin. In dem Gemischtwarenladen meiner Persönlichkeit gibt es einen nüchternen, logischen Teil, der sich sehr gern mit wissenschaftlichen Theorien und abstrakten Denkmodellen beschäftigt. Da findet sich so etwas wie eine kleine Forscherin in meiner Seele, die eifrig studiert, nachdenkt, schreibt und auch gern in einem Elfenbeinturm leben würde.
Dieser nüchterne Forscher-Teil liegt in meinem inneren Gemischtwarenladen nicht unbedingt vorn im Schaufenster. Es wäre nicht das Erste, was Ihnen an mir auffällt, wenn wir uns irgendwo begegnen. Nein, dieser Teil liegt etwas weiter hinten im Regal. Aber immer, wenn ich eine Gruppe von Technikern, Ingenieuren und Physikern leite, hole ich diesen Teil nach vorn und packe ihn in mein Schaufenster. Dabei brauche ich mich nicht zu verstellen. Im Gegenteil: Ich freue mich über diese Gelegenheit, denn endlich darf der Teil meiner Persönlichkeit, der das abstrakte Denken liebt, herauskommen und sich unter Gleichgesinnten austoben. Wenn dieser Anteil meiner Persönlichkeit ans Licht kommt, rede ich automatisch mehr in einem wissenschaftlichen Jargon. Ich erkläre die zwischenmenschliche Kommunikation anhand von Ablaufdiagrammen. Dazu präsentiere ich einfache Formeln, um die Dynamik in einem Gespräch zu verdeutlichen. Das ist die Sprache, die diese technisch versierten Männer verstehen. Die Herren
nicken anerkennend, weil ihnen bisher niemand so sachlich und vor allem logisch die Welt der zwischenmenschlichen Kommunikation erklärt hat. Zwischen uns entsteht eine gemeinsame Wellenlänge. Anders ausgedrückt: Ich schwinge auf ihrer Frequenz. Die Technik-Männer erkennen bei mir ihre Art zu denken wieder. Und jetzt, nachdem es eine gemeinsame Wellenlänge gibt, lassen sich die Herren auch auf konkrete Übungen ein. Und sie sind durchaus bereit, über Gefühle zu reden. Ihre Erfahrungen mit den Übungen werden anschließend in der Gruppe sachlich bewertet, Modelle werden ausdifferenziert, Hypothesen werden verifiziert oder falsifiziert.
Die gemeinsame Wellenlänge ist eine Art gegenseitiger Einlassung. Ich lasse mich auf das technische, strukturierte Denken und Reden der Gruppe ein und die Herren lassen sich im Gegenzug dafür auf die Psychologie und die Kommunikation ein.
So eine gemeinsame Wellenlänge sorgt viel stärker für eine tragfähige Beziehung, als ein guter Eindruck es je könnte.
Wie redest du eigentlich?
Die gemeinsame Wellenlänge wird in unserem Kulturkreis auch über die Sprache hergestellt. Damit meine ich nicht die Landessprache, sondern die Insidersprache. Die Ausdrucksweise, die in bestimmten Kreisen benutzt wird.
Wie sieht derzeit die Performance Ihrer Firma aus? Ist dort gerade Fench the Bench am Laufen? Wenn ja, haben Sie es auch mit einem kräftigen Downsizen zu tun. Am Ende
ist es wichtig, dass das EBIT stimmt. Und wie immer hängt alles am Point of Sale .
Wir verstehen uns, oder? Oder auch nicht. Denn das war jetzt Wirtschaftssprache, durchsetzt mit Anglizismen.
Ich will Sie nicht dissen, aber Sie könnten Ihre Ausdrucksweise auch ein wenig aufpimpen, damit Sie stylischer klingen. Aber wenn Sie das tun, dann bitte nicht zu krass. Sonst stehen Sie am Ende wie ein Vollpfosten da.
Ja, unsere Ausdrucksweise hat etwas mit unserem Job, dem Alter und der sozialen Schicht zu tun. Und sicherlich auch etwas mit der Tatsache, ob wir ein Mann oder eine Frau sind.
Zu den klassischen Missverständnissen (keine Wellenlänge) zwischen Männern und Frauen gehört das Reden über Gefühle. Beispielsweise finden es die meisten Frauen nicht weiter problematisch, über ein Gefühl der Schwäche zu reden. Sie können ohne Schwierigkeiten zugeben: »Davor habe ich Angst.«
Den gleichen Satz hören wir sehr viel seltener von einem Mann. Haben Männer weniger Ängste? Wahrscheinlich nicht, aber sie fassen dieses Gefühl nicht so gern in Worte. (Ausnahmen finden Sie vorwiegend bei Männern in den sozialen
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