Leicht und locker kommunizieren
dass genau das auch notwendig ist. Es ist, als würde das Kind bzw. der Jugendliche seinen Eltern zurufen: Ich will meinen eigenen Platz. Setzt euch mit mir auseinander!
Eine gemeinsame Wellenlänge zu haben heißt auch, miteinander
zu diskutieren, miteinander zu streiten und hart zu verhandeln.
Ich muss zugeben, dass ich mich mit Gothic nicht auskenne. Aber für Sie wäre das ein Anfang, um mit Ihrem Sohn in einen Dialog zu treten. Lernen Sie von ihm alles über diesen Totenkult. Tun Sie das, indem Sie Ihren Sohn dazu befragen und ihm aufmerksam zuhören. Dabei ist eines wichtig: Fragen Sie ihn, um zu verstehen – nicht, um ihn zu verhören oder um ihm zu beweisen, dass das alles Unsinn ist, was er da treibt. Hören Sie ihm mit wohlwollender Aufmerksamkeit zu. Das heißt nicht, dass Sie Ihre Ansichten und Überzeugungen verleugnen müssen. Sie sehen die Dinge anders als Ihr Sohn und dazu stehen Sie auch – aber erst, nachdem Sie verstanden haben, was an dieser Gothic-Sache für Ihren Sohn so faszinierend ist. Worum geht es da? Was möchte Ihr Sohn damit ausdrücken? Was denkt er über den Tod? Was ist ihm jetzt wichtig?
Lassen Sie zu, dass Ihr Sohn etwas ganz anderes ausprobiert, als er in seiner Familie bisher kennengelernt hat. Lassen Sie das Fremde zu.
Bei allem Zuhören und Verstehen kann es auch notwendig sein, dass Sie Grenzen setzen, beispielsweise für den Umgang mit Friedhöfen oder bei der Frage, wie viele Totenköpfe Ihr Haushalt verträgt.
Ein letzter Tipp: Machen Sie Ihren Sohn nicht zum Problemfall. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf das, was Sie stört, sondern auch auf das, was Sie an ihm mögen. Ich wette, Ihr Sohn hat viele Eigenschaften, die für Sie vollkommen in Ordnung sind. Zeigen Sie ihm ganz deutlich, dass Sie diese Seiten an ihm auch sehen und wertschätzen.
Ich will mich auch mit dir streiten können
Spätestens jetzt ist es Zeit, um mit einem möglichen Irrtum aufzuräumen. Eine gemeinsame Wellenlänge hat nicht unbedingt etwas mit Harmonie zu tun. Wir können auch einen Gleichklang mit anderen Menschen haben, wenn wir uns streiten. Ich denke da an Teenager, die eine Zeit lang nur in Form heftiger Auseinandersetzungen mit ihren Eltern kommunizieren. Das aufgeregte Geschrei und das Türenknallen ist auch eine gemeinsame Wellenlänge, wenn beide Seiten mitmachen. Ich persönlich bevorzuge das ruhige Fahrwasser in der Kommunikation, aber ich weiß, dass viele Menschen einen guten Streit zu schätzen wissen.
Mir sagte einmal der Chef einer Werbeagentur, dass er gern Menschen einstellt, die Widerworte geben. »Die Leute, die im Bewerbungsgespräch alle Kampagnen unserer Agentur nur toll finden, sind für mich uninteressant. Ich will keine Speichellecker um mich haben. Ich suche Leute, die auch Kontra geben können, denn zur Kreativität gehört auch ein gewisser Kampfgeist. Ich will mich mit meinen Mitarbeitern streiten können. Friede, Freude, Eierkuchen – das ist was fürs Seniorenheim, aber nicht für eine kreative Agentur.«
Eine gemeinsame Wellenlänge kann auch heißen: Wir sind uns einig darüber, dass wir uns nicht einig sind. Wir haben einen wunderbaren Gleichklang beim Zanken und Streiten.
Was von außen wie eine Trennung aussieht, kann intern eine besondere Art der Verbindung sein. Manche Partnerschaften funktionieren auf dieser Streit-Wellenlänge. In Friedenszeiten kommunizieren beide Partner wenig miteinander.
Die Verbindung zwischen beiden ist schwach. Und dann kommt es zu einer – eher unbewussten – Stärkung der Partnerschaft. Einer der beiden macht irgendetwas, das den anderen ärgert oder aufregt. Daraus entsteht ein heftiger Streit, bei dem sehr viel kommuniziert wird, wenn auch lautstark und mit vielen Beschimpfungen. So seltsam es sich anhört, aber der Streit verbindet das Paar. Das ist die gemeinsame Wellenlänge. Daraus folgt: Gemeinsame Wellenlängen gibt es auf allen möglichen Frequenzen.
Wie redet man mit reichen Leuten?
Ich bin seit zehn Jahren Innenarchitektin und arbeite selbstständig. Mittlerweile gehören einige wohlhabende Ehepaare zu meinen Kunden. Ich fühle mich diesen Kunden gegenüber oft sehr unsicher. Die Leute sind reich, manchmal auch sehr gebildet, mit Doktortitel und so weiter. In ihrer Freizeit spielen sie meistens Golf oder Tennis, sie reiten oder fahren mit ihrer Luxusjacht im Mittelmeer herum. Ich kann dabei nicht mitreden, weil ich all das nicht kenne. Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Wie schaffe ich es,
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