Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
Vom Netzwerk:
wenn man endlich ein Haus kauft. Am Steilufer mieten, im Flachland kaufen, das ist die Devise.«
    »Ich weiß nicht – wir haben durchaus überlegt, ob wir da bauen sollen. Natürlich wohnen wir noch zur Miete. Das neue Haus wird erst zum Ende des Sommers bezugsfertig. Und auch das ist noch nicht sicher. Wie geht es der Familie? Bald ist doch die Hochzeit, nicht wahr?«
    »Sonntag«, sagte Livia.
    »Nur im kleinen Rahmen«, sagte Winn. »Eigentlich nur die Familie.« Er berührte sein Kinn. Livia sah ihm an, dass er befürchtete, Jack würde sich übergangen fühlen.
    »Wie hieß noch mal der Bräutigam?«, fragte Jack.
    »Greyson Duff«, sagte Winn. »Eine gute Partie. Wir sind alle sehr zufrieden.«
    »Glückwunsch«, sagte Meg, und Jack küsste abermals ihre Hand.
    Zu ihrem Erstaunen spürte Livia, wie ihr Vater rasch ihre Hand drückte und wieder losließ. Die Berührung war ein Mittelding aus Liebkosung und Kneifen. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann er zuletzt ihre Hand gehalten hatte. »Danke«, sagte sie zu Meg.
    »Was macht Teddy?«, fragte Winn.
    Livia wurde heiß. Sie zwang sich, den Blick nicht abzuwenden, die Arme nicht zu verschränken. Jack lächelte. Er war immer nett zu ihr gewesen. »Dem geht’s gut«, sagte Jack. »Er hat gerade einen Riesenbeschluss gefasst.« Livia versuchte sich zu wappnen, auch wenn sie nicht wusste, um was es dabei ging.
    »Ach?«, sagte Winn.
    Winn wünschte, er hätte mehr Gelegenheit gehabt, Jack nach dem Pequod auszuhorchen, aber der Mann hatte ihn wie üblich abgeblockt und dann den Hammer mit Teddy gebracht. Teddy war zur Army gegangen. Genau wie einst sein alter Herr – Jack hatte zweimal Dienst in Vietnam geleistet. Seine Zeit bei der Army war etwas, das jeder erwähnte, der über ihn sprach. Das und Meg. Jetzt würde man auch über Teddy reden und dass er Harvard gegen den Irak eingetauscht hatte, und alle würden Jack und Fee bemitleiden, weil sie sich doch bestimmt solche Sorgen machten, aber Gott sei Dank, nicht wahr, waren sie ja so tapfere Seelen. Teddys Beschluss erschien ihm voreilig und seltsam, aber wenigstens war er auf diese Weise weit weg von Livia. Sollten die Fenns doch machen, was sie wollten. Sollten sie doch ihre moralische Überlegenheit kultivieren wie manche Leute ihre riesigen Kürbisse oder Wassermelonen, mit denen sie dann Preise gewannen, und die im Grunde genommen doch bloß Missbildungen waren.
    Der feuchte Duft von Maisfäden und die trockene Säure der Tomaten erdrückte das Parfüm der Blumen für die Duffs, die zwischen Livias Knien schwankten und bebten. Sie blieb im Auto, während er rasch ins Fischgeschäft ging, und alsWinn wieder im Auto saß, wusste er nicht recht, wohin er als nächstes wollte. Nachdem er so lange an einem Stoppschild gehalten hatte, bis der Fahrer hinter ihm empört hupte, bog er nach links.
    »Wollten wir nicht zum Enderby?«, fragte Livia. Sie hatte nicht mehr gesprochen, seit sie sich im Laden von den Fenns verabschiedet hatten.
    »Erstmal gucken wir uns das Haus an, das sich die Fenns bauen«, sagte er, ohne auf ihren gereizten Ton einzugehen.
    »Echt? Was ist, wenn jemand da ist?«
    »Ist es ein Verbrechen, beim Haus von Freunden vorbeizuschauen?«
    »Ich kann nicht glauben, dass Teddy zur Army gegangen ist.« Sie betonte das Wort Army , als wäre es der Name einer anderen Frau.
    »Na ja«, sagte Winn. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Jack war genauso, immer auf Effekte aus. Die Familie poliert ständig an ihrem Heiligenschein herum. Unter uns gesagt, hat mir das nie gefallen. Das Mädchen schiebt er vor sich wie ein Schild.«
    »Meg? Ich glaube, sie wären froh, wenn sie normal wäre.«
    »Wir bringen alle Opfer«, fuhr Winn fort. »Aber sie wollen für ihre ständig gelobt werden. Das mit der Army ist übertrieben. Warum ist er nicht zur Navy gegangen? Oder zur Air Force? Zur Küstenwache? Nein, die Fenns müssen immer ihre Demut zur Schau tragen. Teddy hätte nach West Point gehen sollen, wenn er diesen Weg einschlagen wollte.«
    »Ich glaube nicht, dass er das von langer Hand geplant hat. Nicht, dass ich einen Einblick hätte.«
    »Ich verstehe nicht, warum er Frontsoldat werden muss wie sein Vater.«
    »Wurde Jack denn nicht eingezogen?«
    »Doch, aber er ist komisch damit umgegangen. Er hätte sich zurückstellen lassen können. Männer wie Greyson haben den Bogen raus. Greyson gibt die kleinen Sachen auf, den kleinen Luxus. Er übertreibt nicht. Von daher ist er der Richtige für

Weitere Kostenlose Bücher