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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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Brautjungfern hören. »Ich bezweifle, dass es dir wirklich ernst damit war«, sagte sie duldsam.
    Livia dachte nach. »Alle meinen, ich sollte das Ganze einfach hinter mir lassen«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, was danach werden soll. Ich weiß nicht mal genau, was das ist, worüber ich hinwegkommen soll.«
    »Jetzt werd nicht philosophisch. Du weißt, was ansteht. Du willst es bloß nicht tun.«
    »Ich will nicht zu früh aufgeben.«
    »Das kann dir wirklich niemand vorwerfen. Ich könnte dir die fünfzig Mails vorlesen, die du mir diesen Winter geschickt hast. Mit all den unzähligen Argumenten, mit denen du Teddy klarzumachen versucht hast, warum ihr zusammen sein solltet. Wirklich, du hast alles versucht, und er ist nicht darauf eingegangen, also fass dir ein Herz und lass los.«
    Von oben kam ein Schrei. Eine Krähe flog vom Dach und versuchte, von einer wütenden Möwe verfolgt, im Flug rasch etwas hinunterzuschlingen. Die Vögel verschwanden über die Bäume. Livia schwieg.
    »Du hast länger nicht mit ihm geredet, oder?«, fuhr Dominique fort. »Mach weiter so. Lass dir Zeit. Und sieh es doch mal so: Wie sieht es denn aus, wenn du noch monatelang, nachdem er mit dir Schluss gemacht hat, herumläufst und allen zeigst, wie du trauerst?«
    »Wieso ist es wichtig, wie es aussieht?«, entgegnete Livia aufgebracht. Sie war von Dominique überrascht. »Wieso machen sich alle dauernd Gedanken, wie alles aussieht?«
    Dominique hob die Hände, wie um zu kapitulieren. »Hey, ich bin kein Mitglied von dieser ›Spielen wir doch alle noch mal Great Gatsby ‹-Gruppe, die ihr hier am Laufen habt. Ich glaube lediglich, dass es vielleicht helfen könnte, wieder auf die Beine zu kommen, wenn man nach außen hin erstmal so tut als ob.«
    »Ja«, sagte Livia. »Ja, klar, aber ich muss dauernd daran denken, wie weit ich jetzt wäre. Ich wäre genauso dick wie Daphne.« Zwei Wochen nach ihrer Abtreibung war Livia zum Wochenende nach Hause bestellt worden. Daphne und Greyson kämen aus New York, es solle ein großes Abendessen geben. Es gebe Neuigkeiten. Winn briet eine Ente. Sie waren noch beim Salat, als Daphne damit herausplatzte, sie sei in anderen Umständen und Greyson und sie wollten heiraten. Livia schämte sich immer noch, dass sie in Tränen ausgebrochen und aus dem Zimmer gerannt war.
    »Frauen«, sagte Dominique mitfühlend. »Wir messen unser Leben in Monaten.«
    »Mir sagen die Leute dauernd, jetzt wüsste ich doch wenigstens,dass ich schwanger werden kann. Mann, was für eine Erleichterung. Ich würde sonst echt vor Sorgen vergehen, dass ich unfruchtbar sein könnte.«
    »Ja, aber was soll man zu jemandem nach einer Abtreibung sagen? Da möchte man doch gerne etwas Aufmunterndes finden.«
    »Ich will gar nicht ewig trauern. Ich will bloß einen Neuen finden. Und wenn das nicht ist, zumindest mit jemandem schlafen. Damit ich wenigstens das Gefühl habe, ich gucke in die Zukunft.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Dominique, »aber Lückenbüßer können auch gefährlich sein.«
    »Ich will bloß eine Ablenkung.«
    »Das sagen alle.«
    Biddy holte gerade Winns letzte Einkäufe aus dem Land Rover, als er aus dem Wäldchen kam, die Stirn gerunzelt, die Hände engagiert zu einer Rede bewegend, die sich in seinem Kopf abspielte.
    »Wo warst du?«, sagte sie.
    »Ich hab nach dem Gemüse gesehen«, sagte er. »Traurig.«
    »Ihr habt Jack getroffen?«
    »Hat Livia dir von Teddy erzählt?«
    »Ich bin ganz erschrocken.«
    »Ich nicht. Der Apfel fällt nicht weit von Stamm. Wenigstens wird er weit weg sein. Livia wird sich seinetwegen keine Gedanken mehr machen müssen.«
    »Sie denkt, er macht es ihretwegen. Ich fürchte, sie wird die Sache romantisieren.«
    »Sag ihr, sie überschätzt ihre Bedeutung. Er ist ein Fenn. Ergeht zur Army, weil er meint, dass es ein gutes Licht auf ihn wirft. Ich habe versucht, Jack auf den Pequod anzusprechen, aber damit bin ich nicht weit gekommen. Wenn er mich wegen dieses Schlamassels mit den Kindern ausschließen will, finde ich das ziemlich erbärmlich.«
    »Mmmm.« Biddy hatte keine Lust, in die nächste Runde der großen Pequod-Debatte einzutreten. Stellte Jack sich gegen Winn, weil Winn einst Jack die Mitgliedschaft im Ophidian verwehrt hatte? Grollte Fee ihm nach all den Jahren immer noch wegen der Trennung von ihr? War die ganze Familie Fenn so von Livias Leiden verschreckt, dass sie den Van Meters nicht im Clubhaus zu begegnen wünschten? Diese letzte Hypothese, das hatte sie Winn

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