Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)
sagte er. »Wir wollen keinen kranken Hummer essen.« Er hob den Hummer hoch und hielt ihn dem Lieferanten hin. »Wie wäre es, sie fahren zurück und holen uns einen anderen?«
»Hmm«, sagte der Mann. »Das könnte eine Weile dauern. Ich habe vorher noch ein paar andere Lieferungen zu erledigen.«
»Ist nicht nötig«, sagte Biddy und nahm Winn den siechen Hummer ab. »Wir haben mehr als genug. Winn, Dicky isst zum Beispiel gar keinen Hummer.«
»Aber wir haben für zwanzig bezahlt«, sagte Winn.
»Ich kann Ihnen eine Gutschrift ausstellen«, sagte der Lieferant. Er ließ den Blick über die Hummer schweifen, die langsam von der Auffahrt auf das Gras wanderten.
»Gut«, sagte Biddy. »Das ist prima.«
»Ich weiß nicht«, sagte Winn.
»Das ist gut«, versicherte Biddy dem Lieferanten.
Aus der Seitentür tauchten Agatha und Piper auf. Piper hielt sie fest, bevor sie knallte. Beide hatten noch ihre Badesachen an, und die Männer waren einen Augenblick lang zu überrascht, um ihr Interesse an den Busen und Beinen der jungen Frauen zu verbergen.
»Wir haben gehört, die Hummer sind gekommen«, sagte Agatha. »Können wir helfen?«
»Das ist nett«, sagte Winn. »Ihr könntet die Ausreißer einfangen.«
»Das müsst ihr nicht«, sagte Biddy.
»Doch, doch«, sagte Agatha, »das können wir schon machen.«
Winn berührte Agatha am Ellbogen. »Ich wollte mich noch entschuldigen wegen vorhin«, sagte er leise.
»Was war denn vorhin?«, fragte Biddy.
Winn und Agatha sahen sich an. Agatha lachte.
»Ich bin aus Versehen reingeplatzt, als Agatha auf der Toilette war«, sagte Winn.
»Oh, Winn«, meinte Biddy. »Du weißt doch, dass das Schloss nicht funktioniert. Du musst vorher immer anklopfen.«
»Es war meine Schuld«, sagte Agatha. »Ich hätte ...«
»Nein«, unterbrach Winn, »ich habe nicht aufgepasst. Ich übernehme die volle Verantwortung. Es war ganz und gar meine Schuld. Ich bin es nicht gewohnt, dass so viele Leute im Haus sind, das ist alles. Wird nicht wieder vorkommen.«
»Okay, Winn«, sagte Biddy. »Es reicht.«
»Kein Problem«, sagte Agatha und zwinkerte Biddy freundschaftlich zu. Sie bückte sich, um einen Hummer aufzusammeln, und ihr Bikinihöschen schmiegte sich allerliebst in ihre Poritze.
Während der Lieferant einen Gutschein über den Preis für einen Hummer ausschrieb, hielt Biddy das tote oder sterbende Schalentier in einer Hand und steckte die andere in die Tasche, wo sie die Haarklammer wiederfand. Sie rollte sie zwischen den Fingerspitzen auf und ab, während die jungen Frauen lachend die anderen Hummer einsammelten, sie inbeide Hände nahmen und einander die rostfarbenen Mäuler zum Küssen hinhielten, während die armen Viecher die gegliederten Schwänze spreizten.
Die Idee ihres Vaters, ein Hummermahl für sechzehn Leute zu bereiten, erschien Livia ebenso undurchdacht wie unabänderlich. Sie nahm seinen Wunsch hin, ihm in der Küche zu assistieren, und wusste, da gab es kein Entkommen. Winn nahm die geschälten Maiskolben ohne Dank entgegen und schickte Livia mit einer Salatschleuder, vier Köpfen Salat, die zu waschen und klein zu rupfen waren, und einem leeren Wäschekorb, der als Sieb dienen sollte, zur Außendusche. Agatha und Piper stolzierten aus irgendeinem Grund in ihren Badesachen, also quasi nackt in der Küche herum, und Daphne und Dominique kamen von draußen hinzu, als Livia gerade hinauswollte. Daphne trug unterhalb des Bauchs einen roten Sarong.
»Daphne«, sagte Livia, den Korb mit den Salaten wuchtend, »du musst ja völlig gestresst sein, jetzt so kurz, bevor die Hochzeit losgeht. So viel zu tun.«
»Lass mich in Ruhe, ich bin schwanger«, sagte Daphne zuckersüß und streckte Piper die Hand hin, um ein Glas Eistee entgegenzunehmen.
Die Dusche, eine Kabine aus Zedernholz um einen Duschkopf an der Hauswand, war in der Nähe der Hintertür. Livia drehte den Hahn auf und nahm einen Kopfsalat, hielt ihn unter die Wasserstrahlen, zerrupfte die Blätter und warf sie in die Salatschleuder. Sie fühlte sich wie immer, wenn sie über ihre Schwangerschaft geredet hatte: ein bisschen beschämt und ein wenig unrein, wie wenn sie auf einer Party einen unanständigen Witz erzählt hätte. Agathas Anblick imBikini hatte ihre Laune nicht eben gebessert. Unwillkürlich hatte sie sich Agatha und Teddy zusammen vorgestellt, und so unwahrscheinlich der Gedanke war, ihr wurde davon schlecht. Sie hatte von zwei oder drei Mädchen gehört, mit denen er geschlafen hatte, seit
Weitere Kostenlose Bücher