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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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jetzt will ich mal einen Anfang.«
    Dominique und Daphne wechselten einen skeptischen Blick.
    Vor Zorn errötend fuhr Livia fort: »Agatha macht ständig, was sie will, und da tut ihr nicht so besorgt und ermahnt sie dauernd zur Vorsicht.«
    »Was hat Agatha damit zu tun?«, fragte Daphne.
    »Wenn Agatha mit Sterling geschlafen hätte, würdet ihr sie dann so zur Rede stellen?«
    »Wir stellen dich nicht zur Rede. Du hast mit ihm geschlafen? Ich dachte, ihr hätte bloß rumgeknutscht. Gott.«
    Dominique sagte: »Du willst nicht wie Agatha sein.«
    »Vielleicht doch.«
    »Nein«, sagte Daphne entschieden, von Dominiques Urteil ermutigt.
    »Ihr habt mir nicht zu sagen, was ich will!«
    Daphne warf die Hände hoch. »Weißt du was, Livia? Es ist mir egal, was du tust.« Sie fischte ein Buch über das Elternsein aus ihrer Strandtasche. Livia legte ihre Wange auf das Handtuch und schloss die Augen.
    Dominique ließ ihren Blick zum Wasser schweifen, wo Leute badeten. Im vergangenen Frühling war sie mit Sebastiaan ans Rote Meer gefahren, und sie hatten einen Bootsausflug zum Schnorcheln mitgemacht. Sie waren ungefähr eine Viertelmeile vor der Küste vor Anker gegangen. Der Kapitän hatte ihnen angeboten, sie könnten zum Strand schwimmen, und Dominique hatte es getan, während Sebastiaan an Bord geblieben war, wo er schwarze Zigaretten rauchte und flämischeGedichte las. Das Wasser war warm, das Schwimmen schön. Obschon sie seit dem College nicht mehr regelmäßig geschwommen war, waren ihre Schultern noch stark, und sie durchmaß mühelos das Wasser. Auf halber Strecke zum Ufer hielt sie inne, um unterzutauchen und sich umzuschauen. Das Wasser war vollkommen klar. Sie sah den schräg abfallenden Meeresboden, den bleichen Bootsrumpf und, weiter entfernt, riesige dunkle Schatten durch das Wasser schwimmen. Es waren Wale, weit weg, verschwommen und erstaunlich gigantisch. Sie hatte Livia nie davon erzählt, weil sie wusste, dass sie die Geschichte ruinieren würde, indem sie wissen wollte, was für Wale es denn gewesen seien und was sie gemacht hätten. (Hatten sie gefressen? Gespielt? Waren sie von einem Ort zum nächsten gezogen?). Von alledem hatte Dominique keine Ahnung, und sie wollte Tiere auch nicht auf diese Art im Kopf haben – als Wesen mit lauter normalen Verhaltensweisen –, sondern lieber als bedrohliche, geheimnisvolle Existenzen.
    Piper kam und hielt ihnen etwas hin. »Was ist das? Die sind hier überall.« In der Hand hatte sie eine leere Hülse, die wie ein großer Skarabäuskäfer aussah, trocken und schwarz und papieren mit zwei gebogenen Spitzen an jedem Ende.
    »Das ist eine Nixenbörse«, sagte Daphne.
    Livia stieß einen überheblichen Seufzer aus. »Das ist die Eikapsel eines Nagelrochens.«
    Piper wirkte verwirrt. »Und was ist es nun wirklich?«
    »Beides«, sagte Daphne und nahm ihr die Kapsel aus der Hand. »Man sagt einfach Nixenbörse dazu. Ich weiß nicht mehr, von wem ich das habe. Dryden vielleicht.«
    »Wer ist Dryden?«, fragte Piper.
    »Unser schwuler Cousin«, sagte Livia.
    Dominique stellte sich vor, dass Daphne, als sie klein war, von dem Ding, das einen solchen Namen besaß, enttäuscht war. Eine Nixenbörse sollte grün sein und glitzern und nicht düster und seltsam aussehen wie dieses glatte schwarze Ding mit Hörnern.
    Piper war immer noch nicht zufrieden. »Was ist ein Nagelrochen?«, fragte sie.
    »Ein platter Knorpelfisch«, sagte Livia. »Ähnlich wie andere Rochen auch. Sie vergraben sich im Sand.«
    Daphne warf die Kapsel weg. »Gott, ich hätte solche Lust, jetzt ein Rad zu schlagen. Wenn ich nicht schwanger wäre, dann würde ich das jetzt machen. Greyson! Schlag mal ein Rad!«
    Unten am Wasser schlug Greyson erst ein perfektes Rad und dann noch eins und noch eins. Das Meer hinter ihm war grün und von Schaum gestreift. Seine Arme und Beine drehten sich wie Speichen in der Sonne. »Ich will auch ein Rad schlagen!«, sagte Piper. Sie rannte über den Sand wie eine Turnerin, die zum Sprung ansetzt und schlug direkt vor Francis schwungvoll ein Rad. Der klatschte, als sie auf den Füßen landete und in Ta-da-Haltung die Arme in die Luft reckte. »Warte«, rief sie, »guck!« Sie lief ein Stück weg und nahm Anlauf, machte einen kleinen Sprung zum Beginn und schwang sich in einen Flickflack. Weil ihr der Absprung misslang und sie sich zu wenig krümmte, sauste sie flach nieder wie ein Wurfpfeil und landete unsanft auf dem Hintern. Sofort waren Charlie und Dicky junior zur

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