Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)
entschuldigen, wie es angesichts der Umstände und der Vorfälle in den letzten Minuten nur natürlich wäre, und es ist nicht geschehen.«
Otis schaute sich erneut nach dem Golfwagen um, diesmal als suchte er Unterstützung und würde zu dem Wagen sagen: Hör dir diesen Typ an . Er nahm den Hut ab und wischte sich die Delle, die er an der Stirn hinterlassen hatte. Die Krempe war von altem Schweiß geisterhaft verfärbt. »Sir«, sagte Otis und setzte den Hut wieder auf. »Ich meine, es gibt für mich keinen Grund mich zu entschuldigen. Ich habe richtig gehandelt. Ich habe angehalten und mich nach Ihrem Kopf erkundigt. Ich habe Ihnen mein Telefon angeboten. Sie haben mich gebeten, mit Ihnen zu warten, und ich warte hier mit Ihnen. Und ansonsten können wir, denke ich, davon ausgehen, dass Unfälle nun mal vorkommen, und es dabei belassen.«
Winns rechter Zeigefinger erhob sich und zielte auf das Gesicht von Otis Derringer. »Aber manche Unfälle werden verursacht «, sagte er, und sein Finger zuckte vor Otis’ Nase wie ein Kampfhund an der Leine, »von Leuten, die ungestraft davonkommen, während andere dafür bezahlen.«Winn fragtesich, wie viel Blut er verloren hatte. Seine Finger klebten, wo das Taschentuch durchweicht war. Er hob das Tuch von der Wunde und sah ein Halbrund, das sich sofort mit Blut füllte.
»Ich denke, Sie hätten bremsen müssen«, sagte Otis. »Ich habe Sie nicht kommen sehen.«
»Sie haben nicht geschaut.«
»Doch, ich meine schon.«
»Na schön«, sagte Winn. »Aber hören Sie zu. Wenn Sie sich entschuldigen, ist das kein Bekenntnis, dass Sie an dem Unfall allein schuld sind. Ich werde es nur als freundschaftliche Geste werten.«
Otis streckte sein Kinn vor und ähnelte so noch mehr einer Bulldogge. »Ich bin ein freundlicher Mensch«, sagte er. »Ich meine eigentlich nicht, dass ich mich bei Ihnen zu entschuldigen hätte. Aber wenn Sie es gerne möchten, dann werde ich es tun.«
»Okay«, sagte Winn. »Ich möchte, dass Sie sich entschuldigen.«
»Das habe ich doch eben getan.«
Winn starrte ihn verdutzt an. »Hey«, sagte Otis und setzte sich neben ihm ins Gras. »Hey, Sie sehen wirklich blass aus.« Er nahm Winns Hand und rieb sie kräftig zwischen seinen beiden Händen. »Hier, lassen Sie den Kopf zwischen Ihre Knie hängen.« Er drückte Winns Kopf nach unten. »Tief atmen.«
»Habe ich so viel Blut verloren?«, fragte Winn. »Wo ist Biddy?« Er hob den Kopf, und Otis drückte ihn sanft wieder zwischen die Knie.
»Sie haben nicht einmal einen Fingerhut voll verloren. Aber Sie spüren jetzt den Schock.«
»Ich habe mehr als einen Fingerhut voll verloren.«
Otis stieß ein leises Lachen aus, und Winn roch wieder den warmen Stallgeruch seines Atems. »Wahrscheinlich sind Sie aus New York«, sagte Otis.
»Connecticut«, sagte Winn. »Ich arbeite in New York. Aber ich komme schon seit fünfzig Jahren her. Seit meiner Kinderzeit, als es hier nur ein altes einfaches Fischerdorf gab. Es war überhaupt nicht überkandidelt.«
»Ja«, sagte Otis und nahm die Hand von Winns Genick. »Ich bin hier geboren.«
Winn gab keine Antwort. Stumm saßen sie da. In der Ferne war das Meer mit Wolkenschatten bemalt. Eines der Dinge, die er an der Insel liebte, war das Gefühl, in einer Hülle aus Meer und Himmel zu stecken, mit dem Horizont als klare, gerade Linie zwischen dem einen und dem anderen vollkommen anderen Element. »Kennen Sie Jack Fenn?«, fragte er.
»Klar«, sagte Otis. »Großartiger Kerl.«
Die vertraute Form des Land Rover schoss vorbei. Bremsen quietschten, und Biddy fuhr rückwärts auf den begrünten Straßenrand. Sie kam über das Gras auf ihn zu, groß und schlank, frisch wie ein weißes Segel auf blauer See. »Du«, sagte sie und berührte ihn mit einem Finger am Kopf, »bist ein echter Hazzard!« Biddy und ihre Schwestern hatten nie aufgehört, Witze mit ihrem ehemaligen Nachnamen zu machen, wenn es darum ging, ihn für Anspielungen auf die Gefahren – die hazards – des Lebens zu nutzen. »Hallo«, sagte sie zu Otis.
»Das ist Otis Derringer«, sagte Winn. »Mein Unfallgegner.«
Otis wischte sich die Finger an der Hose, bevor er Biddydie Hand schüttelte. »Entschuldigung. Ich habe ein bisschen Blut an den Händen.«
»Aus Ihrem Munde bedeutet das einiges, Otis«, sagte Winn.
Otis zögerte. Er kniff sich wieder die Lippe und verdrehte sie ein wenig. Dann sagte er: »Wenn jemand danach fragt – ich habe mich entschuldigt.«
Nach kurzem Schweigen sagte Winn:
Weitere Kostenlose Bücher