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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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dich nicht gewarnt.«
    »Ist gut.«
    Ergeben lehnte sich Dominique zurück. Sie hatte getan, was sie konnte. Frauenfreundschaften bestanden aus zehn Prozent Prävention und neunzig Prozent Karren-aus-dem-Dreck-ziehen. Livia würde tun, was sie nicht lassen konnte. Ihre Trauerhormone würden sie dem nächsten Mann in die Arme treiben, der sie nicht wollte, und wenn Sterling sie abservierte, würde Dominique wieder herhalten müssen, um ihr zu bestätigen, dass es natürlich irgendeinen komplizierten Grund dafür gab, weswegen er sich nicht gestattete, sich ihr zu öffnen, dass er natürlich wusste, dass sie zu gut für ihn war (das dachte ein Mann niemals – es war gegen das Gesetz der natürlichen Selektion), und natürlich Angst davor hatte, dass er verletzt werden könnte. Als Dominique von der Party nach oben gekommen war, hatte Agatha in ihrem kleinen Messingbett durch Schniefen und Seufzen angezeigt, dass sie wegen irgendetwas getröstet werden müsse. Dominique hatte sie ignoriert, und Piper war ohnehin schon mit dem Gesicht nach unten in ihr kleines Bett gefallen und hatte in Unterwäsche und ihrem grünen Pullover tief und fest geschlafen. Ganz gleich was Agatha angestellt hatte, Dominique wollte nichts damit zu tun haben.
    Ein Strandwächterjeep fuhr vorbei, und der Fahrer hob lässig eine gebräunte Hand zum Gruß. Auf der Ladefläche saßen zwei Männer mit Gummistiefeln zwischen Eimern und allerlei Geräten, die aussahen wie schmale Spaten an langen Stielen. Sie verschwanden in der Ferne um die nächste Biegung.
    »Was mag da los sein?«, fragte Livia
    Daphne kam schwerfällig aus dem Wasser. Sie schlang sich ein Handtuch um die Schultern, klappte einen Segeltuchstuhl auf und setzte ihn in den Sand.
    »War’s schön?«, fragte Dominique.
    »Man lernt Schwerelosigkeit erst als Schwangere richtig zu schätzen«, sagte Daphne und wrang sich die Haare aus. »Es ist wunderbar. Ich verstehe jetzt, warum Flussrösser so viel Zeit im Wasser verbringen.«
    »Flusspferde«, berichtigte Livia sie.
    »Man kann doch auch Flussrösser sagen, oder nicht?«, fragte Daphne.
    »Du bist die Braut«, sagte Livia achselzuckend. »Du kannst sagen, was du willst.«
    Vorsichtig ließ sich Daphne auf ihrem Stuhl nieder. »Dominique, wohnen im Nil nicht auch Flusspferde?«
    »Ja, aber ich kenne mich mit ihnen nicht aus. Ich weiß bloß, dass es gefährliche Biester sind.«
    Livia stieß ein verächtliches Zischen aus. »Und als nächstes soll sie dich über die Geheimnisse von Tutanchamuns Grab aufklären, was?«
    »Ich weiß nicht, warum du auf einmal so zickig wirst.«
    »Ich bin nicht zickig.«
    »Doch.«
    »Gibt es keine Hochzeitspflichten, die auf dich warten?«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich finde es nur komisch, dass du am Tag vor deiner Hochzeit am Strand sitzen und faulenzen kannst.«
    »Mom sagt, dafür haben wir die Hochzeitsplanerin.«
    »Wer begrüßt die Verwandten?«
    »Keine Ahnung. Sie begrüßen sich selbst. Wir sehen sie heute Abend. Wie spät ist es überhaupt?«
    Dominique konsultierte ihr Telefon. »Elf.«
    »Du meinst wohl, heute kannst du dir alles erlauben.«
    Daphne strich mit den Händen über ihren Bauch wie eine Wahrsagerin, die ihre Kristallkugel befragt. »Du tust ja so, als wäre ich diejenige gewesen, die dich gestern Abend in Verlegenheit gebracht hat.«
    »Das geht dich nichts an.«
    Die beiden hatten sich schon immer vollkommen unbekümmert vor Dominique gezankt. Sie glaubte beinahe, es war ihnen lieber als ohne Publikum. Jede meinte Recht zu haben, und jede war gleichermaßen sicher, dass Dominique auf ihrer Seite sein würde. Sie schienen nie zu merken, auf wessen Seite sie dann tatsächlich war, und gewöhnlich wurde sie nicht einmal danach gefragt. Trotzdem behielten Daphne und Livia sie beide als Verbündete in Erinnerung, und so gelang es Dominique, ohne dass sie sich bemühte, die meisten Familienauseinandersetzungen der Van Meters ohne jeden Schaden für sich selbst zu überstehen.
    »Klar geht mich das was an«, sagte Daphne. »Greyson ist vollkommen fertig. Er hat fast kein Auge zugetan.«
    »Warum hat er nicht einfach bei dir geschlafen?«
    »Wir wollen eben romantisch sein. Und, Livia: Sterling ist keine gute Wahl.«
    »Bloß weil du morgen heiratest, heißt das nicht, dass du alles über Männer weißt.«
    »Warum willst du dir selber schaden?«
    »Gott!«, sagte Livia wütend. »Lasst mich doch einfach eine Fehlentscheidung treffen, nur dies eine Mal. Ich habe genug vom Schlussmachen,

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