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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entspannend. Olive hingegen machte die Vorstellung, dass vollkommen Fremde an ihr herumfummelten, nach wie vor sehr nervös.
    Sie nannten der Empfangsdame ihre Namen und setzten sich für einige Minuten in den Wartebereich.
    Zu Olives Entsetzen tauchte schließlich ein junger Mann mit breitem Kreuz, schmalen Augen und einer weißen Kluft mit weiten Hosen auf und rief ihren Namen auf. Er stellte sich als Leo vor und bat sie, ihm zu folgen.
    »Oh Mist, ein Mann! Ich kann keinen Mann nehmen!«, flüsterte sie ihren Freundinnen zu. Bei denen stieß sie auf keinen Funken von Mitgefühl. Frankie schubste sie grinsend vorwärts, und Olive war, wie so oft, unfähig sich zu wehren. So folgte sie Leo in einen weißen Raum mit einer schmalen Liege.
    »Wenn Sie sich bitte bis auf den Slip entkleiden, sich auf den Bauch legen und ein Handtuch über Ihre Beine breiten. Ich bin gleich wieder da«, sagte Leo, nachdem er Olive erklärt hatte, dass sie eine wunderbare Massage bekommen und sich hinterher herrlich entspannt fühlen würde. Das bezweifelte sie. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt.
    Hastig zog sie sich aus und stapelte ihre Sachen ordentlich zusammengefaltet oben auf eine Kommode. Kaum hatte sie sich auf die Liege gelegt und mit dem Badelaken abgedeckt, klopfte es und Leo kam wieder herein.
    »Soll ich mich auf etwas Bestimmtes konzentrieren?«, fragte er, wobei er das Handtuch herunterzog und hinten in ihren Slip steckte. Leider wusste Olive genau, dass er dabei ihre Poritze zu sehen bekam.
    »Äh, nein«, sagte sie. Bringen wir es bitte schnell hinter uns.
    Sie hörte, wie Leo die Hände zusammenrieb, und eine Lavendelwolke wehte ihr entgegen. Dann begann er, ihre Schultern und ihren Rücken zu bearbeiten.
    »Sie sind sehr verspannt«, stellte er fest. Was schamlos untertrieben war und ihn leider nur veranlasste, ihre Muskeln noch energischer zu kneten. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn ich Ihnen zu hart bin.«
    Olive konnte sich vorstellen, was Roz oder Frankie darauf erwidert hätten, und musste sich ein Kichern verkneifen.
    Sie brauchte gute fünf Minuten, um ihre Muskeln langsam lockerer werden zu lassen. Oh Mann, kein Wunder, dass David dauernd seinen »armen, schmerzenden Rücken« von ihr massiert haben wollte. Leo hatte sehr starke Hände, und sie fühlte seine Massage bis in die Knochen.
    »Sie arbeiten viel«, sagte Leo nach ungefähr zehn Minuten. »Heben schwer, glaube ich. Ihr Rücken braucht eine Menge   … Lockerung.«
    »Mmm«, machte Olive, denn sie brachte keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus. Vielmehr war sie kurz davor einzunicken, wollte aber auch nichts verpassen. Dann machte sich Leo über ihre Beine und ihre Füße her, und Olive dachte, wenn sich so der Himmel anfühlte, wollte sie sich auf der Stelle von dieser Welt verabschieden. Noch nie hatte jemand ihre Füße angefasst, besser gesagt: nicht mehr seit der Frau im Clarks-Schuhgeschäft, als Olive ein Kind gewesen war und die Füße vermessen wurden. Allerdings hatte David ihr schon unzählige Male seine Riesenfüße auf den Schoß gehievt und verlangt, dass Olive sie massierte. Noch eine Minute und sie würde Leo bitten, sie zu heiraten.
    Wie traurig es war, dass ihr Mann ihr in dreizehn Jahren Ehe nicht ein einziges Mal angeboten hatte sie zu massieren.
    Viel zu schnell ließ Leo sie wieder allein, damit sie sich anziehen und ein Glas Wasser trinken konnte. Olive war völlig erledigt. Sie mühte sich von der Liege hoch wie Doreen aus ihrem Sessel und stellte fest, dass ihre Gliedmaßen nicht richtig funktionieren wollten. Zudemfühlte sie sich beschwipster als nach dem Eiswein mittags.
    Wie eine Alkoholikern, die eben den Koch-Sherry entdeckt hatte, torkelte sie aus dem Raum.
    Ven kam aus der Tür nebenan. »Na, war es schön?«, fragte sie.
    »Mmm«, machte Olive.
    »Ich deute das mal als Ja.«
    »Mmm.«
    »Na, dann auf zum Friseur. Die anderen müssten auch gleich fertig sein. Aber wir gehen schon vor zum Salon, weil deine Frisur am längsten braucht, okay? Die anderen treffen wir da.«
    »Mmm.«
    Ven hakte sie unter und zog Olive mit sich. Sie hatte beschlossen, den Lift zur nächsten Etage zu nehmen, denn Olive machte nicht den Eindruck, als würden ihre Beine sie so weit tragen.
25. Kapitel
    David Hardcastle stieg schnaufend mit drei vollen Einkaufstaschen aus dem Bus. Wie Olive fünf oder sechs solcher Tüten schleppen konnte, war ihm rätselhaft; aber sie hatte schließlich auch keinen schlimmen Rücken. Dann fiel ihm

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