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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ein, dass er eigentlich auch keinen schlimmen Rücken hatte, und er fragte sich erneut, wie Olive solche Unmengen Kram nach Hause tragen konnte.
    Doreen döste in ihrem Sessel, als er ins Haus kam. Kevin war weg   – wahrscheinlich eine seiner Frauen beglücken. Obwohl »Frauen« wohl ein bisschen überzogen war, denn die meisten von denen gehörten in den Zoo, und zwar hinter dicke Gitterstäbe. Das war doch total bescheuert! Wo steckte seine Frau?
    David schleuderte die Tüten auf den Küchentisch. Das leise Knacken von Eierschalen aus der einen Tüte war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. David schnappte sich Olives Adressbuch, das immer neben dem Telefon lag, und suchte nach Vens Nummer. Dort sprang nur das Band an, doch er hinterließ keine Nachricht. Als Nächstes versuchte er es bei Roz, wo er ebenfalls nur eine Bandansage bekam. Ging denn heutzutage niemand mehr selbst ans Telefon?
    Dann hatte David einen Geistesblitz. Er holte die Gelben Seiten aus der Kommode und schlug Manus Howards Werkstatt nach. Wenn da wieder ein Band ansprang, würde er das Telefon an die Wand donnern.
    So weit kam es nicht. Manus meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Oh, hallo«, sagte David. »Ich frage mich gerade, ob Roz bei dir ist. Hier ist Dave   … Hardcastle. Olives Mann.«
    Verrückt, dachte Manus. Er hätte nicht gedacht, dass dieser David genug Grips besaß, um ein Telefon zu benutzen. Er grinste spöttisch.
    »Ähm, nein, Roz ist verreist. Mit Olive.«
    »Ach ja?«, piepste David, dessen Stimme auf einmal wie die eines Kastraten klang. »Oh, äh   … Olive hat nicht erzählt, dass Roz auch mit ist.«
    »Und Ven«, ergänzte Manus. Davids Tonfall nach schien es fraglich, dass er bis eben irgendetwas von der Kreuzfahrt gewusst hatte. Sieh einer an . Also hatte Olive es geschafft, ihrer ewigen Schufterei zu entfliehen undausnahmsweise einmal etwas für sich zu tun. Gut gemacht, Olive!
    »Und   … hast du schon was von ihnen gehört?«, fragte David zögerlich. Manus sollte nicht denken, dass er keinen Schimmer hatte, wohin die Frauen gefahren waren.
    »Na ja, sie sind mitten auf dem Meer, und ich schätze, da haben sie keinen Empfang.«
    »Mitten auf dem Meer?«, quiekte David.
    »Ja, sie machen eine Kreuzfahrt. Hast du das nicht gewusst? Die dauert sechzehn Tage.«
    »Oh, äh   … Oh, entschuldige, ich muss auflegen. Meine Mutter ruft nach mir. Komme schon, Mum!« Eilig legte David auf und atmete zweimal tief durch.
    »Was hast du denn?«, fragte Kevin, der unvermittelt in der Küchentür auftauchte. Nach seiner Mittagsnummer mit Zwei-Zahn-Julie und ihren dressierten Titten hatte er ein glückseliges Grinsen auf dem Gesicht. Sein Cousin hingegen war aschfahl.
    David sank auf einen Küchenstuhl. »Olive ist auf einer Kreuzfahrt. Sechzehn Tage lang!«
    »Hä?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Das ist doch ein Witz!«, sagte Kevin.
    »Seh ich aus, als würde ich Witze machen?«, erwiderte David schroff. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Mann, der auch noch blöde Witze reißt, wenn seine Frau ihn mit dem ganzen Kochen, Putzen, Einkaufen und einer gebrechlichen alten Mutter sitzen lässt?«
    »Woher hat sie das Geld für eine Kreuzfahrt?«, fragte Kevin.
    Beide Männer zuckten erschrocken zusammen, als sie Schritte die Treppe hinaufeilen hörten. Doreen ranntepanisch in ihr Schlafzimmer. »Oh mein Gott, sie hat doch nicht   …?«
    »Tante Doreen, was ist? Alles okay?«
    »Mum?«
    Von oben war ein dumpfer Aufprall zu hören, dann Stille, gefolgt von Doreens fast hysterischem Lachen.
    »Ja, alles klar, keine Sorge. Mir geht es gut.«
    »Also, woher kriegt sie das Geld für eine Kreuzfahrt?«, wiederholte Kevin.
    »Wie zum Geier soll ich das wissen?«, grummelte David. Kreuzfahrten kosteten Tausende, und Olive putzte für einen Hungerlohn. Leute wie Olive machten keine Ferien auf einem Luxusdampfer. Leute wie Olive machten überhaupt keine Ferien. Das war doch absurd. Und als wäre es noch nicht genug, griff David in die eine Einkaufstüte, um sich ein Bier herauszunehmen, erwischte aber stattdessen den umgekippten Eierkarton. Ein erneutes Knacken ertönte, und ein dickes Eigelb glitschte auf Davids Schoß.
26. Kapitel
    Olive betrachtete die Fremde im Spiegel. Jene Olive hatte modisch glattes Haar und war erheblich blonder als Olive Hardcastle. In ihrem Naturblond glänzten unzählige Platinsträhnen, die ihre grünen Augen regelrecht leuchten ließen.
    Ihre Friseurin war eine junge Rumänin

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