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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Frankie nickte, hätte sie nämlich den Mund geöffnet, wären mehr als bloße Wörter herausgekommen.
    Der Arzt hatte den entzückendsten französischen Akzent, den Frankie je gehört hatte. Der Mann sollte Pornofilme synchronisieren, fand sie. Dr. Floren hatte ein breites Gesicht und einen Bauch, über dem sich sein Kittel gefährlich spannte. Doch mit dieser Stimme und dem Akzent hätte er Eierstöcke explodieren lassen können.
    Nachdem er festgestellt hatte, dass das Beste für Frankie eine Injektion war, zückte Dr. Floren die Nadel und bat sie, ihre Hose ein Stück herunterzuziehen.
    »Sie werden sich bald etwas müde fühlen«, warnte der Arzt sie. »Aber das Mittel hilft sehr gut gegen die Übelkeit. Die Wirkung hält circa acht Stunden an.«
    »Super«, sagte Frankie und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als die Nadel in ihren Po stach. Warum hatte Ven keine Reise nach Torquay gewonnen? Frankie wünschte, sie würde ins Koma fallen und erst in Southampton wieder zu sich kommen.
    Beim Verlassen des Behandlungszimmers rieb sie sich übertrieben gequält ihr Hinterteil.
    »Tut es weh?«, fragte Vaughan.
    »Mörderisch.« Sie zog eine Grimasse. »Ich habe ja wohl noch nie eine so große Nadel gesehen!«
    Vaughans ohnehin schon blasses Gesicht wurde kreidebleich. »Ich hasse Spritzen.«
    »War nur ein Scherz«, sagte Frankie. »Ehrlich, ist nicht der Rede wert.«
    »Was? Die Spritze oder der Arzt?«, fragte Vaughan, als hinter ihr die Tür aufging und Dr. Floren erschien. Frankie musste kichern. Sie fühlte sich tatsächlich schon ein bisschen besser.
    »Hoffentlich wirkt sie bei Ihnen«, sagte Vaughan und winkte ihr zu, während er ins Behandlungszimmer ging. »Schöne Ferien noch.«
    »Ihnen auch«, antwortete Frankie. Auf der Treppe draußen kam sie an den Frischvermählten vorbei, die mit ihnen im Bus von Barnsley gekommen waren. Wie es aussah, waren sie gleichfalls auf dem Weg zur Krankenstation.
    »Wie kommt deine blöde Mutter auf die Idee, dass Flitterwochen auf einem Schiff schön sind?«, schimpfte die junge Frau. »Wusst ich’s doch, dass sie mich nicht leiden kann!«
    Olive klopfte behutsam an Frankies Tür, um nachzusehen, ob es ihr nach dem Ausruhen besser ging und sie sich fit genug fühlte, mit ihnen einen Happen essen zu gehen und die Abendkleider spazieren zu führen. Frankie öffnete ihr überraschend schwungvoll, sah fabelhaft aus, war komplett geschminkt und in ein langes schwarzes Abendkleid gehüllt.
    »Diese Spritze war pure Magie«, erklärte Frankie ihrer begeisterten Freundin. »Ich habe eine Stunde geschlafen, und jetzt bin ich am Verhungern. Wo geht’s zur nächsten Futterstelle?«
    Roz und Ven waren schon zur Vista Lounge vorgegangen, wo die »Willkommen an Bord«-Party für die Gäste des Olympias stattfand. Dort begrüßte der Captain die Passagiere und posierte mit ihnen für Fotos. Es gab zwei Eingänge zur Vista Lounge, einen für die Leute, die sich fotografieren lassen wollten, einen für diejenigen, die lieber direkt an die Getränke und die Kanapees wollten.
    »Möchtet ihr euch mit dem Captain knipsen lassen?«, fragte Ven.
    »Nicht unbedingt«, sagte Frankie. »Ich würde mir irgendwie dämlich vorkommen.« Damit schien sie denanderen aus der Seele zu sprechen, und so gingen sie zum anderen Eingang. In der Fotoschlange bemerkten sie Eric im Smoking und Irene in einem blassrosa Abendkleid.
    Roz entdeckte Royston und Stella im Saal und winkte ihnen zu. Stella trug ein traumhaftes silbernes Paillettenkleid, das ihre hübsche Figur gut zur Geltung brachte und ihre Brüste betonte. Das muss ein Vermögen gekostet haben, dachte Roz. Sie fragte sich, wie reich wohl manche Leute in diesem Saal waren. Glückspilze. Es musste toll sein, genug Geld zu haben, um sich solche Reisen zu leisten. Sollte sie unerwartet zu Reichtum kommen, würde sie als Erstes der Hutchinson-Kuh sagen, dass sie sich ihren Job in die Haare schmieren konnte. Dabei war Roz’ Job eigentlich okay, wenn auch ein bisschen langweilig. Margaret Hutchinson indes war das fleischgewordene PMS   – immer mäkelig, nie gut gelaunt. Sollte sie jemals lächeln, würde ihr Gesicht zweifellos rissig werden wie der Lack einer antiken Vase. Botox brauchte sie sicher nie. Neben Hutchinson wirkte Roz wie ein Karnevalsverein. Als Nächstes hätte sie von dem ganzen Geld jedenfalls das leere Gebäude neben Manus’ Werkstatt gekauft, damit er sich vergrößern konnte. Und sie hätte mit ihm zusammengearbeitet, den

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