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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Papierkram erledigt, den er nicht leiden konnte. Manus war nun mal ein begnadeter Mechaniker. Er war super in seinem Job, ein Genie, wenn es um Autos ging. Aber das sind nichts als Träume, ermahnte Roz sich. Es war unsinnig, über Dinge nachzudenken, die nie geschehen würden. Tagträume waren blanke Zeitverschwendung. Sie hatte wahrlich schon genug Zeit in ihrem Leben damit verplempert, von Robert Clegg zu träumen. Und was hatte es ihr gebracht?
    Frankie winkte einem Kellner mit einem Tablett, nahm sich ein Glas Rotwein herunter und prostete ihren Freundinnen zu. Die anderen erwiderten mit ihren Gin-Tonics. Roz nur widerwillig, was Frankie nicht entging. Sie drehte sich um und bewunderte die vielen Anzüge und Abendkleider. Es gab einige umwerfende Kleider und jede Menge Glitzerkram. Ob die blinkenden Steine an Stellas Ohren echt waren? Die sahen ja riesig aus!
    »Habt ihr schon die Speisekarte gesehen?«, fragte Ven. »Sie hängt draußen vor dem Restaurant. Ich glaube, ich   …«
    »Nein, psst!«, unterbrach Olive sie. »Sag’s nicht. Ich möchte es nicht vorher wissen.«
    »Wieso nicht?«, fragte Roz.
    »Weil es dann eine Überraschung ist«, antwortete Olive. »Ich möchte am Tisch sitzen und mich entscheiden.«
    »Okay, ich sage nichts«, versprach Ven schmunzelnd. Sie war ganz anders als Olive. Auf der Karte standen so viele köstliche Dinge, dass sie einen halben Tag gebraucht hätte, um sich etwas auszusuchen.
    »Den Captain finde ich ein bisschen enttäuschend«, sagte Olive, die zu dem eher kleinen, quadratischen Mann hinübersah. Nicht dass seine weiße Jacke mit den vier goldenen Streifen und den schwarzen Epauletten, die schwarze Hose und die schwarze Fliege nicht elegant wären. »Ich hatte ihn mir ›captainmäßiger‹ vorgestellt.«
    »Wie Käpt’n Iglo?«, spöttelte Roz. »Mit einer Platte voller Fischstäbchen und einem bunten Papagei auf der Schulter?«
    »Nein, nur   … eben   …« Olive wusste nicht recht, wie sie es erklären sollte, aber Ven kam ihr zu Hilfe.
    »Ich weiß, was du meinst. Du hast dir einen großen, gut aussehenden Mann mit breiten Schultern und grauen Schläfen vorgestellt, nicht zu alt, aber schon ein wenig reifer. Einen attraktiven Mann, der Autorität ausstrahlt, einen Superman-Brustkorb hat und einen knackigen Hintern, für den man sterben möchte.«
    »Ja, genau«, bestätigte Olive eifrig nickend.
    »Mir ist egal, wie er aussieht, solange er einen Eisberg rechtzeitig erkennt und ihm ausweichen kann«, sagte Frankie. »Aber du hattest schon immer ein Faible für Männer in Uniform, nicht wahr, Ven? Weißt du noch, wie wir alle bei dir Ein Offizier und Gentleman auf Video gesehen haben? Da kamst du richtig ins Sabbern.«
    Ven dachte an Richard Gere in weißer Uniform, der Debra Winger in seine Arme zog, und seufzte.
    »Waren viele Leute auf der Krankenstation, Frankie?«, fragte Olive, nachdem sie sich ein Räucherlachs-Kanapee vom Tablett eines Kellners genommen hatte. Sie hatte noch nie Kanapees gegessen, aber nach diesem ersten war sonnenklar, dass sie sich in Zukunft genau davon ernähren wollte.
    »Mit mir vier«, sagte Frankie. »Ich fasse gar nicht, wie gut es mir geht. Diese Spritze in den Hintern hat echte Wunder gewirkt.«
    Roz musterte Frankie, die sich ihrerseits weiter in der Lounge umschaute. Frankie trug keinerlei Schmuck, bloß ein schlicht geschnittenes schwarzes Kleid. Was war aus der Frankie Carnevale von früher geworden? Diese hier war definitiv eine zweitklassige Doppelgängerin.
    »Wollen wir langsam runter zum Abendessen gehen?«, schlug Frankie vor, als sie sah, dass der Captain auf die Bühne trat und versuchsweise an das Mikrofon tippte.
    »Ja, unbedingt«, sagte Ven. »Ich muss mir keine Reden anhören.«
    »Ein Glück, denn nach der Kotzerei vorhin habe ich jetzt einen Mordshunger.«
    Frankie hatte ein ganzes Brötchen und zwei Scheiben vom Spezialbrot des Tages   – mit Rosinen und Walnüssen   – gegessen, ehe sie auch nur ihre Speisekarte aufschlug.
    »Suppe, dann Steak«, entschied Roz sich schnell.
    »Das hattest du gestern«, sagte Ven.
    »Na und? Damit bin ich glücklich.«
    »Aber das hier ist doch die Gelegenheit, mal über die Stränge zu schlagen«, sagte Frankie lächelnd. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, fürchtete sie eine saftige Retourkutsche, die jedoch ausblieb. Um Vens Willen bemühte Roz sich, nicht auf Frankies Anspielungen einzugehen, und sie hoffte sehr, dass Ven ihre Anstrengungen zu schätzen

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