Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
salutierte. Ihr Lächeln war noch genauso hübsch wie zu Collegezeiten. Es war lange her, dass Manus eine Frau zum Lächeln gebracht hatte.
»Verrätst du mir die Adresse von deiner Werkstatt hier, damit ich ein Taxi rufen kann?« Sie holte ihr Handy aus der Tasche.
»Ich fahre dich nach Hause«, winkte Manus ab. »Solange du nicht in Bournemouth wohnst.«
»Park Boulevard.« Wieder lächelte sie. »Nummer sieben.«
Er stutzte. »Hast du da nicht früher schon gewohnt?«
»Ja. Ich habe meinen Eltern ihr Haus abgekauft, als sie nach Frankreich gezogen sind. Abgesehen von meiner Studienzeit in Oxford, bin ich nie weggezogen.«
»Oxford? Wow! Was hast du denn später noch studiert?«
»Jura«, antwortete sie. »Ich bin Anwältin.«
Die ganzen Jahre wohnen wir so dicht beieinander und sind uns nicht begegnet, dachte Manus. Er nahm seine Autoschlüssel und rief seinem Mechaniker zu, dass er in fünf Minuten zurück wäre. Dann drehte er sich wieder zu Jonie um und zeigte auf den schwarzen Audi hinter ihr.
»Bringen wir dich nach Hause, damit du wieder trocknest«, sagte er.
»Tausend Dank. Du hast echt was gut bei mir, Manus. Inzwischen bin ich richtig froh, dass ich liegen geblieben bin. Sonst hätte ich dich nicht wiedergesehen.«
Sie reichte Manus eine Visitenkarte mit ihrer Adresse und Telefonnummer. Leider war Manus sich der angenehmen Erinnerungen an seine alte Verliebtheit allzu bewusst, die jetzt wieder wach wurden.
31. Kapitel
An diesem Abend überraschte Roz alle, indem sie nicht bloß mit einer Entenbrust als Vorspeise begann, sondern auch noch Asia-Nudeln mit Meeresfrüchten als Hauptspeise bestellte und widerwillig gestand, es hätte ihr besser geschmeckt als Suppe und Steak.
»Als Nächstes nimmst du noch einen Nachtisch«, lachte Frankie.
»Oh nein, das glaube ich nicht.« Roz gönnte sich jeden zweiten Samstag ein Stück Kuchen mit Olive und Ven, hungerte danach allerdings bis zum nächsten Tag. Kohlenhydrate waren des Teufels.
Der Dresscode lautete »lässig-elegant«, was Royston jedoch nicht abhielt, eine sehr große Rolex zu seinem Ted-Barker-Hemd zu tragen.
»Gucken Sie mal, wie der Zeiger schwingt – herrlich.« Er streckte Eric den Arm hin. »Siebzehntausend Pfund hat mich das Teil gekostet. Hätte jemand meinem alten Herren gesagt, dass sein Sohn mal mit einer Uhr rumlaufen würde, die mehr kostet als sein Haus, der hätte ihn in die nächste Klapse gesteckt …« Und so fort.
Stella stupste Ven an und zeigte ihr blinkendes Handgelenk. »Sehen Sie das Armband? Romford Market, dreineunundneunzig.«
Vor lauter Staunen verschluckte Ven sich beinahe an ihrem Limonentörtchen. Sie wusste nicht recht, ob sie Stella glauben sollte. Wenn sie so reich waren und in jedem Designerladen einkaufen konnten, warum sollte sie sich Modeschmuck auf dem Markt kaufen? Vielleicht behauptete sie das nur, um die Prahlerei ihres Mannes wieder auszugleichen.
»Ehrlich, von dem Tag an, an dem seine Firma in den Höhenflug ging, nervt er nur noch mit Designerkram hier, Designerkram da«, flüsterte Stella. »Wenn’s Armani-Klopapier gäbe, würde er das auch kaufen.«
»Na ja, er genießt sein Glück«, sagte Ven. Royston prahlte zwar immerzu, doch das auf so jungenhafte und zugleich schlichte Art, dass man es ihm meist nicht übelnehmen konnte.
»Zu viel«, sagte Stella und tippte sich an die Schläfe. »Ist ihm ein bisschen zu Kopfe gestiegen. Reichlich, genau genommen. Und das viele Geld hat meine Tochter auch verändert.« Sie lehnte sich näher zu Ven. »Meine Enkelinnen heißen Sonata und Arpeggio. Ich bitte Sie, was sind das denn für bescheuerte Namen? Die sind nicht mal Musiker. Sie hat einen Schönheitssalon, und ihr Mann verkauft Computer.«
»Was soll ich dazu sagen? Ich heiße ›Venice‹.«
»Ah, davon ist Ven die Abkürzung! Venice – das ist ein hübscher Name. Haben Ihre Eltern Sie aus einem bestimmten Grund so genannt?«
»Ich wurde in Venedig gezeugt«, erklärte Ven.
»Na also! Aber was kann es zu ›Sonata‹ und ›Arpeggio‹für eine Geschichte geben? Ich fange mir sogar böse Blick ein, wenn ich Sonny und Pegs zu ihnen sage. Tja, und natürlich sind sie auf dieser Schnöselschule, auf die nur Kinder mit völlig affigen Namen kommen. Die haben eine Strawberry, eine Water-Lily, einen Nostradamus – ehrlich, einige von diesen Leuten sind doch plemplem. Ich wette, man muss nicht mal lange nach einem Ferrero Rocher suchen. Die halten sich alle für
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