Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
wurden ihm fünfzig Riesen in bar und unser Haus zugesprochen. Er übernahm die Hypothek und wohnt jetzt drin, mitsamt seiner Midlife-Crisis und einer launischen Vierundzwanzigjährigen.«
»Mistkerl«, sagte Stella. »Na, wenigstens wird das Geld nicht lange reichen, wenn ihm das Flittchen auf der Tasche liegt. Und sobald nichts mehr übrig ist, verschwindet sie.« Sie legte ihre Hand auf Vens. An ihrem Finger prangte ein Brillant so groß wie ein Kuhauge. »Der kriegt noch sein Fett weg, warten Sie’s nur ab, Süße.«
An diesem Abend schauten sie sich einen Komiker an, der im Theater auftrat. Er war sehr witzig, doch obwohl Ven mit den anderen mitlachte, war sie in Gedanken woanders. Sie fragte sich, ob Stella recht hatte. Und was passierte, wenn Ians Geld aufgebraucht war? Vor allem aber fragte sie sich, was ihr Ex-Mann sagen würde, falls er von ihrem Geheimnis erfuhr.
Tag 5
Auf See
Dresscode: Gala
32. Kapitel
Ven glaubte nicht, dass sie schlafen können würde, weil in ihrem Kopf die Gedanken Karussell fuhren. Aber die sanften Schiffsbewegungen wiegten sie magisch ins Land der Träume. Am nächsten Morgen war sie früh wach und wanderte zwei Mal über das Promenadendeck, wo eine einzelne Runde schon eine gute Meile lang war. Es waren bereits einige Leute dort oben und schlenderten ebenfalls durch die angenehm warme Luft. Die meisten von ihnen waren Rentner. Früher hatte Ven häufiger Leute sagen hören, auf einem Kreuzfahrtschiff würden sie klaustrophobisch. Offensichtlich hatten die keine Vorstellung davon, wie riesig diese Schiffe waren.
Nach ihrem Spaziergang setzte Ven sich allein mit einem Buch ins Café Parisienne und las, bis die anderen nach und nach eintrudelten. Anscheinend hatten sie alle das Café zu ihrem Lieblingsplatz auserkoren. Olive hatte an einem der Stände in der Market Avenue Handtaschen gekauft, Roz war wieder beim Bauchtanzkurs gewesen. Frankie erschien mit sehr öligem Haar, weil sie sich im Spa eine indische Kopfmassage gegönnt hatte.
»Wo wir schon alle hier sind, suchen wir uns gleich aus, welche Ausflüge wir buchen wollen«, schlug Ven vor und zog die Broschüre aus ihrer Tasche.
Bei Muffins und noch mehr Kaffee sahen sie sich an, was sie bei den nächsten Hafenaufenthalten besichtigen konnten. Ven wollte die Delfine vor Gibraltar sehen, Roz den unterirdischen See in Kefalonia und Olive wollte eine Gondelfahrt in Venedig machen.
»Solange ich denken kann, träume ich davon, in einer Gondel zu sitzen und ein Cornetto zu schlecken«, erzählte sie.
»Wir können uns Venedig auch auf eigene Faust ansehen«, sagte Frankie. »Wir nehmen eines der Boote rüber nach Murano und gucken uns die Glasbläser an …«
»Wow«, unterbrach Roz sie.
»Ich sage ja nicht, dass wir müssen, sondern nur, dass wir uns Venedig ebenso gut allein angucken können.«
Olive klopfte mit ihrer Gabel auf den Tisch, damit die anderen ihr zuhörten. »Es ist Vens Geburtstag, und ich finde, dass sie entscheidet, was wir an dem Tag machen.«
»Wenn ihr mich fragt, möchte ich eigentlich keine Besichtigungstour buchen. Ich würde gerne eine Gondelfahrt machen, irgendwo mit euch essen und danach, falls es euch nicht stört, ein bisschen alleine durch die Stadt laufen. Ich will zu dem Hotel, in dem meine Eltern ihre Flitterwochen verbracht haben.«
»Klar, was immer du willst«, sagte Olive. »Es ist dein großer Tag.«
Royston und Stella liefen vorbei und winkten ihnen zu.
»Habt ihr heute Morgen die Delfine gesehen?«, rief Royston. »Das waren ja wohl Hunderte!«
»Oh nein!«, jammerte Ven. Inzwischen war sie sicher, dass die Delfine sie absichtlich mieden, weil praktisch jeder auf dem Schiffe schon welche gesehen hatte, nur sie nicht.
»Heute strahlt er aber besonders bunt«, bemerkte Olive, als sie dem Paar nachblickte. Roystons Badeshorts waren auf der einen Seite grellorange, auf der anderen neongelb.
»Hoffentlich vergisst er nicht, seine toll schwingende Rolex abzunehmen, ehe er in den Pool springt«, murmelte Roz.
»Ich finde ihn offen gestanden nicht mehr ganz so lustig«, sagte Olive. Sie war ernsthaft enttäuscht von ihm, nachdem Ven ihr erzählt hatte, was sie am Abend zuvor von Stella erfahren hatte. »Mich stört nicht, dass er dauernd prahlen muss, weil er dabei eigentlich ganz drollig ist. Aber dass er die arme Stella betrogen hat, ist überhaupt nicht komisch.«
»Jeder Kerl geht fremd, sowie er die Chance hat«, entgegnete Roz verbittert.
»Na gut, wer ist dafür,
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