Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Softeise gab, die sie je gesehen hatte.
    »Welche Geschmackssorten hat er?«, wollte Ven wissen.
    »Keine Ahnung, kommt mir alles griechisch vor«, antwortete Roz und lachte über ihren eigenen Scherz.
    »Meinetwegen darf es Grützwurst mit Hundefurz sein, Hauptsache kalt«, sagte Frankie, die bereits so weit war, dass sie ihre Seele für etwas Abkühlung verkauft hätte.
    Aber sie brauchte sich nicht zu sorgen, denn der Eisverkäufer sprach fließend Englisch, und bald schlenderten alle vier Freundinnen mit riesigen Eistüten in den Händen, halb mit Vanille-, halb mit Schoko-Softeis befüllt, von dannen. Ven musste ihr Eis leider nach etwa der Hälfte aufgeben, denn ihr Magen muckte heute Vormittag. Sie hoffte, dass sie sich nichts eingefangen hatte. Nicht so kurz vor ihrem großen Tag.
    Bei der enormen Hitze lief ihnen das Eis schneller über die Hände, als sie lecken konnten. Entsprechend waren sie bald derart klebrig, dass sie in ein Café gehen und sich drei Pils sowie einen Kaffee für Ven bestellten, nur damit sie die Waschräume benutzen durften.
    »Ich hatte ganz vergessen, wie entzückend die griechischen Klos sind«, sagte Roz naserümpfend.
    »Du hast hoffentlich dran gedacht, dein benutztes Papier in den Eimer an der Seite zu werfen und es nicht runterzuspülen«, erinnerte Olive sie.
    »Habe ich, leider«, antwortete Roz. Sie trank einen großen Schluck Pils und ächzte genüsslich. »Wow, tut das gut. Es geht doch nichts über deutsches Bier!«
    Die Frischvermählten aus Barnsley gingen händchenhaltend vorbei und sahen sehr jung und glücklich aus. Einige andere Passagiere winkten ihnen zu und machten kleine Scherze wie »Diese schreckliche Erderwärmung, was?« oder »Bei der Bruthitze lernt man das englische Wetter zu schätzen, nicht?«
    Anscheinend war es zu Hause heute regnerisch und kühl. Niemandem gelang es, in der Mermaidia Today die Wettermeldungen aus England zu lesen, ohne schadenfroh zu grinsen.
    »Es ist nicht dringend, aber falls jemand eine Apotheke sieht, sagt mir Bescheid ja?«, bat Ven, die kein Drama aus ihrem unruhigen Bauch machen wollte. »Vorbeugen schadet nie.«
    »Oh nein, geht es dir nicht gut?«, fragte Olive.
    »Mir geht es bestens«, log Ven. »Aber ich möchte mir für alle Fälle etwas gegen Bauchgrimmen besorgen.«
    Der griechische Kaffee war stark und teerig, und Ven hätte wohl besser ein Bier nehmen sollen wie die anderen. Beim Bezahlen schnappte sie sich den sehr alten Café-Besitzer und fragte ihn nach der nächsten Apotheke. Der Mann sprach nur wenig Englisch, und Ven war nicht danach, Durchfall mimisch darzustellen. Stattdessen machte sie gestisch Erbrechen vor, und das schien er zu verstehen. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, drehte Ven leicht herum und zeigte auf eine Treppe in der Gasse.
    »Was war los?«, fragte Frankie.
    »Ich habe mir nur von ihm zeigen lassen, wo hier eine Apotheke ist«, antwortete Ven. Sie wollte den anderen nicht den Tag verderben, indem sie zum Schiff zurückkehrte, denn ihre Freundinnen hätten garantiert darauf bestanden mitzukommen. Leider fühlte sich ihr Bauch inzwischen wirklich übel an.
    »Na, dann komm, besorgen wir dir ein Mittel, das dich wieder auf den Damm bringt«, sagte Olive und bugsierte sie sanft aus dem Café.
    Das Einzige, was die Apotheke als solche auswies,war ein großes grünes Kreuz über einem verrammelten Fenster, bei dem es sich augenscheinlich um eine Durchreiche handelte. Da es weder eine Tür noch eine Klingel gab, klopfte Ven zögerlich an die Holzläden. Sie öffneten sich, und eine furchterregend ernste kleine Frau erschien.
    »Äh   … Ich habe Bauch   … Agonie«, sagte Ven in ihrem besten Grenglisch und rieb sich über den Bauch. »Ich brauche Medizin.« In diesem Touristenort musste sie ausgerechnet die zwei Leute erwischen, die gar kein Englisch sprachen.
    Frankie und Olive, die kurz vor einem Kicheranfall waren, drehten sich schnell weg. Leider konnte Frankie zwar diverse Sprachen, aber kein Griechisch.
    Die Frau hinter der Luke ratterte etwas herunter, das Ven nur mit einem ratlosen Kopfschütteln quittierte. Dann bedeutete die Apothekerin mit beiden Händen, dass ihr etwas aus dem Mund fiel.
    » Oui ja! «, rief Ven. Die Apothekerin verschwand und kehrte gleich darauf mit einer weißen Schachtel zurück, aus der sie zweifarbige Tabletten holte. Sie zeigte erst auf die eine, dann auf die andere Sorte.
    »Du sollst zwei nehmen«, folgerte Roz.
    »Und wie oft?«
    »WIE VIELE MALE?«,

Weitere Kostenlose Bücher