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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fragte Roz laut und mit erhobenen Händen. Im nächsten Moment hatte sie einen Geistesblitz und tippte auf ihre Uhr.
    Die Frau streckte zwei Finger zu einem V.
    »Ich glaube, sie meint alle zwei Stunden«, sagte Roz.
    »Entweder das, oder sie meint, verzieh dich, du dämliche Engländerin«, kicherte Frankie neben der gackernden Olive.
    Die Frau machte wieder Erbrechen vor und klatschte sich eine Hand auf den Mund.
    »Ich schätze, das soll heißen, dass das Kotzen aufhört«, konstatierte Roz zufrieden. Wer brauchte schon Sprache?
    Als Nächstes schwenkte die Frau warnend die Hand vor ihrem Mund und streckte wieder zwei Finger aus. Dann hielt sie vier Finger hoch und bewegte ihre Hand vor und zurück.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Ven. »Gebärdensprache kann ich noch weniger als Griechisch!«
    »Keine Ahnung«, sagte Roz, die entschied, dass Sprache vielleicht doch ganz brauchbar war.
    Ven reichte der Frau einen 10-Euro-Schein und hoffte, das reichte. Die Frau steckte den Schein ein und machte keine Anstalten, Wechselgeld herauszugeben.
    »Sesstak«, sagte sie, hielt abermals zwei Finger hoch und tippte sie gegen die andere Hand. Ven deutete die Geste so, dass sie unbedingt zwei Tabletten nehmen sollte. Das war nicht weiter schwer zu verstehen.
    »Sesstak«, wiederholte sie in der Annahme, dass es das griechische Wort für Danke war.
    Auf dem Weg zurück in die Gasse nahm Ven zwei der Tabletten und wollte sie trocken schlucken, war allerdings dankbar, als Roz ihr das inzwischen eklig warme Wasser reichte. Wenigstens hatte sie jetzt etwas genommen und würde sich gewiss bald wieder gut fühlen.
    Sie steuerten geradewegs auf einen Laden mit Handtaschen zu. Das Leder roch wunderbar, und der Ladenbesitzer ließ sie zum Glück in Ruhe. Das bescherte ihm den Verkauf von sechs Handtaschen, vier Portemonnaies und zwei Gürteln.
    »Wollen wir einen Happen essen?«, fragte Olive, nachdem sie sich alle einen Cowboyhut gekauft hatten, um sich vor der Sonne zu schützen.
    »Wir können auf keinen Fall weg, ohne einen griechischen Salat gegessen zu haben«, sagte Roz. Ven nickte, auch wenn sie lieber nichts essen wollte. Sie würde eben irgendwas bestellen und darin herumstochern. Die anderen merkten hoffentlich nicht, dass sie nichts aß.
    Kaum dass sie um die Ecke in die nächste Straße bogen, entdeckten sie   – wie sollte es anders sein   – Royston und Stella, die unter einer Markise mit der Aufschrift Restaurant Rex saßen, ebenfalls mit Cowboyhüten auf den Köpfen. Royston hatte ein grelllila Trägershirt und knielange geblümte Shorts an. Vor allem aber sah er deutlich gebräunter aus als gestern Abend.
    » Yassou !«, rief er. »Hallo, die Damen. Ist das nicht die reinste Pest, so viel Sonne?«
    »Schrecklich«, bestätigte Roz. »Wie ist das Essen hier?«
    »Ich verrate euch was«, begann Royston ausholend. »Das hier ist das älteste Restaurant in Korfu. Wir kommen schon seit Jahren immer wieder hierher. Herrlich. Die besten Dolmades in ganz Griechenland, und Shrimps so groß wie Hummer. Meine Stella isst immer den griechischen Salat, und der ist super, oder was meinst du, Chefin?«
    »Göttlich«, sagte Stella, die ihren Kaffee austrank, bevor sie mit ihren makellosen goldenen Fingernägeln in Richtung der vier Frauen wedelte. »Die habe ich mir gerade im Spa machen lassen. Fragt nach Roxanne, sie ist die Beste. Hier, ihr könnt unseren Tisch haben, wenn ihr wollt. Wir nehmen uns ein Taxi nach Paleokastritsa. Dagibt es eine reizende kleine Bucht, in der wir schwimmen wollen.«
    »Danke, Stella«, sagte Roz und setzte sich auf den Stuhl, den Stella eben freigemacht hatte. Eine Armee von Kellnern eilte herbei und wechselte das Tischtuch, während Stella und Royston noch ihre Taschen einsammelten.
    Die beiden waren ein nettes Paar, fand Roz. Okay, er mochte sich mal einen groben Schnitzer geleistet haben, aber man sah auf Meilen, dass die zwei zusammenpassten wie Pech und Schwefel. Dann hat er halt mal einen Fehler gemacht, na und?
    Roz bemerkte nicht einmal, wie seltsam es war, dass ausgerechnet sie so dachte.
    »Oh, und falls ihr Schnaps oder Wein mitnehmen wollt, biegt oben an der Straße nach links ab, da kommt ein Laden mit so einem Baumelschild, auf dem ›Yamas!‹ steht. Kauft da.«
    »Danke.« Roz winkte ihnen nach.
    »Wir sehen uns beim Abendessen!«, sagte Royston polternd laut. »Heute Abend ist ungezwungen, glaub ich. Yassou. «
    » Yassou! «, antworteten die vier im Chor.
    »Yannis«, rief

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