Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
schwören, dass er leise »Ocean-Sea« wiederholte und grinste.
Ven entdeckte Olive an einem Fenstertisch, wo sie nachdenklich an einem Toaststück knabberte. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie Ven nicht einmal bemerkte, bis sie sich ihr gegenüber hinsetzte.
»Was ist mit dir?«
»Nichts«, antwortete Olive zu hastig. »Aber viel wichtiger ist, wie geht es dir?«
»Glänzend. Gott sei Dank.«
»Schön. Das freut mich.« Olive wirkte eindeutig nervös.
»Na los, raus mit der Sprache.«
Mehr Aufforderung bedurfte es nicht. »Ach, Ven, Roz und ich haben uns gestern Abend gezankt, und ich habe ihr von Frankie erzählt. Ich konnte nicht anders. Sie fing schon wieder von Frankie und Manus an, und ich wurde so sauer, dass ich ihr alles gesagt habe und dann einfach weggegangen bin. Ich konnte gar nicht schlafen, weil …«
»Ol, Ol, schhh«, unterbrach Ven sie und drückte Olives Hand. Olive war den Tränen nahe. »Weißt du was? Ich bin froh, dass du es ihr gesagt hast.«
»Ehrlich?« Olive schien unsicher, ob Ven nicht bloß nett sein wollte.
»Bin ich«, beteuerte Ven. Mehr sagte sie nicht, denn Frankie und Roz kamen ins Restaurant. Zusammen. »Heiliger Bimbam, Olive, was hast du getan?«
»Was?« Olive drehte sich in die Richtung, in die Ven mit riesigen Augen starrte.
»Guten Morgen, ihr zwei«, begrüßte Roz sie strahlend. »Wie fühlst du dich, Ven?«
»Nicht gut, anscheinend, denn ich halluziniere.«
Olive brachte es nicht fertig, Frankie anzusehen. Die wiederum wuschelte ihr durchs Haar.
»Tut mir leid, dass ich die Klappe nicht halten konnte«, sagte Olive. »Und ich entschuldige mich auch bei dir, Roz. Ich war völlig neben …«
»Ol, hör auf«, fiel Roz ihr ins Wort. »Ich war reichlich bescheuert, was?«
»Ich denke, die Ehre darf ich für mich ebenfalls beanspruchen«, sagte Frankie zu Olive und Ven. »Ol, das war vollkommen richtig von dir.«
»Könntest du doch bloß den Hardcastles mal so den Kopf waschen«, ergänzte Roz mit einem Zwinkern. »Ich hätte nie gedacht, dass du so energisch werden kannst.«
»Gott sei Dank, dass jetzt alles raus ist.« Ven hatte das Gefühl, als fiele ihr die Last von vier schweren Jahren von den Schultern.
»Jedenfalls haben Frankie und ich uns ausgesprochen, während du geschnarcht hast, Ven«, sagte Roz.
»Und um viertel vor eins mussten wir eine Halbzeitpause einlegen und uns Schokocremetorte beim Room Service bestellen.« Frankie lachte.
»Zwischen uns ist alles wieder klar«, sagte Roz. »Und ich hoffe, zwischen uns allen.«
Ven brach in Tränen aus und drückte erst Frankie, dann Roz.
»Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich mir wünschen könnte!«
»Hey, du hast aber erst morgen Geburtstag«, sagte Roz. »Mal was anderes, wie geht es unserer kleinen Quartalssäuferin heute?«
Ven kümmerte nicht mehr, was gestern Abend gewesen war. Neben diesen Neuigkeiten verblasste alles andere, es zählte nur noch das Hier und Jetzt, dass Frankie und Roz wieder Freundinnen waren. Froz waren zurück und die Fabelhaften Vier wiedervereint.
»Es könnte mir überhaupt nicht besser gehen, ehrlich.«
41. Kapitel
In Dubrovnik würde voraussichtlich der Teufel los sein, denn als sie im Hafen anlegten, waren sie von einem riesigen italienischen Schiff, einem norwegischen und drei großen amerikanischen umgeben. Zudem kam in der Ferne ein weiteres, winziges Kreuzfahrtschiff an, das wahrscheinlich gar nicht klein war, sich jedoch zwischen den anderen so ausnahm.
»Royston und Stella wollen heute an den Strand«, sagte Frankie, die mit einer Schale Granola und zwei Röstis vom Büffet zurückkam. »Roz und ich haben sie vorhin auf der Treppe getroffen. Er trägt heute ganz schlichte blaue Shorts, deshalb habe ich ihn fast nicht wiedererkannt.«
»Ach, wo wir gerade dabei sind, ab sofort erkläre ich ›Treppe‹ zum Schimpfwort.« Zu Beginn der Reise hatte sie sich vorgenommen, die Treppen zu nehmen und nicht den Aufzug, aber ihre Willenskraft wurde mit jedem Tag schwächer.
»Was wollen wir machen?«, fragte Olive. »Wir gehen doch an Land, oder? Ich will mir unbedingt die Stadt angucken.«
»Ich auch. Sie soll traumhaft schön sein«, sagte Frankie.
»Sie wird vor Touristen aus allen Nähten platzen«, warnte Roz, denn wenn jedes der Schiffe im Hafen mindestens zweitausend Passagiere hatte, ergab das eine gewaltige Menschenmenge.
Der Shuttle-Bus brachte sie vom Hafen bis zu den alten Stadtmauern Dubrovniks. Die Strecke dorthin
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