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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Frankie Enge schon immer gehasst hatte und dieser Tage besonders panisch wurde, wenn etwas oder jemand ihrer Brust zu nahe kam.
    »Jetzt ja«, antwortete Frankie. »Ich fühle mich, als wäre ich eben aus dem Geburtskanal geflutscht.«
    Zwei Polizisten trafen ein, die den Besucherstrom offiziell regelten.
    »Jetzt würde ich gerne auf Kroatisch sagen können ›lieber spät als nie‹«, murmelte Roz hinter ihnen.
    »Los, auf zum Shuttle-Bus und nach Hause«, sagte Ven. »Ich brauche ein großes Glas Eiswein.« Dass sie »nach Hause« statt »zum Schiff« sagte, geschah unbewusst.
    Allem Anschein nach genossen einige Leute das Gedränge richtig. Es brach die Hölle los, als ein Shuttle-Bus von einem der anderen Schiffe eintraf und alle Leute gleichzeitig zur Tür rannten. Erwachsene Männer zerrten sich gegenseitig an den Hemden und gestikuliertenwild. Derweil reihten sich die Passagiere der Mermaidia ordentlich und vollkommen ruhig auf.
    »Es wäre bestimmt schön, sich die Stadt mal anzusehen, wenn hier wenig los ist«, sagte Roz.
    »Und ich wette, abends ist sie sehr schön«, stimmte Ven ihr zu.
    Frankie schwieg. Roz musterte sie, und abermals fiel ihr auf, wie klein und zart sie war, vor allem nachdem sie so viel abgenommen hatte. Zum ersten Mal erkannte sie das volle Ausmaß der Veränderungen an ihr, und Roz schämte sich, weil sie gedacht hatte, der Grund wäre pure Eitelkeit gewesen. Sie schwor sich, es Frankie gegenüber irgendwie wiedergutzumachen.
    Der Bus ihrer Reederei fuhr vor, und die Mermaidia -Passagiere stiegen ein. Die Klimaanlage drinnen war ein willkommener kalter Schauer, und sämtliche Fahrgäste sanken dankbar auf ihre Sitze, um sogleich aufgeregt über die Massendrängelei am Stadttor zu reden.
    Vor allem aber hatte die Rückfahrt durch die sattgrüne Hügellandschaft nach dem Tumult etwas besonders Friedliches. Die großen Kreuzfahrtschiffe und Privatjachten am Hafen wurden umrahmt von hellen Häusern mit grünen Gärten und leuchtend violett blühenden Bäumen. Es fühlte sich tatsächlich wie eine Heimkehr an, als sie ihre Karten am Schiffseingang vorzeigten und ihre Taschen durch die Sicherheitsschleusen zogen.
    Nach einem Glas Eiswein legten sich alle vier auf Sonnenliegen, wo sie abwechselnd lasen und dösten. Frankie erteilte Ven nebenher einen Crash-Kurs in Italienisch, damit sie sich den Weg zu dem Hotel in Venedig erfragen konnte. Um viertel nach fünf legte das Schiff ab. Vom nahen Neptune Pool, wo eine Deckparty stattfand, drangMusik herüber   – »La Bamba« und »Tequila«. Die vier Frauen stellten sich zu den anderen an die Reling, um den Passagieren des benachbarten Merry-Cruises -Schiffs zuzuwinken. Ven lehnte sich über die Reling und beobachtete, wie der kroatische Lotse zurück auf ein kleineres Boot stieg. In seiner Leinenhose und dem Hemd sah er wie ein gealteter James Bond aus. Er winkte der Mermaidia zu, bevor sein Boot scharf wendete und zurück nach Dubrovnik fuhr. Die Mermaidia tutete ein höfliches Lebewohl, das ein bisschen wie »danke, dass wir hier sein durften«, klang, fand Ven. Es herrschte eine Atmosphäre von tiefer, heiterer Zufriedenheit, als hätte jemand ein Fischernetz voller Lächeln über das Schiff geworfen. Komisch, aber schön.
    Dann kam Nigels sanfte Stimme über die Lautsprechanlage. Er verkündete, dass ein Wal an Backbord wäre. Sofort liefen sie hin. Weit weg sahen sie eine Wasserfontäne in die Luft steigen. Und wieder waren sie um eine hübsche Erinnerung reicher.
42. Kapitel
    Als sie abends ihre Plätze am Tisch einnahmen, fragte Ven, ob vielleicht jemand anderes neben Captain Nigel sitzen wollte, aber die anderen schienen mit dem gegenwärtigen Arrangement zufrieden zu sein. Also saß Ven schweigend neben dem freien Stuhl, wartete auf ihren Gast und hoffte, dass sie die nächsten zwei Stunden überstand, ohne sich komplett lächerlich zu machen.
    »Hast du schon die drei wiedergesehen, die uns beidem Gedränge in Dubrovnik geholfen haben?«, fragte Roz Frankie. »Wir schulden ihnen sechs, acht bis zwölf Drinks.«
    »Nein«, antwortete Frankie. Und nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Seit dem Ablegen war sie mehrmals das Schiff abgewandert und hatte nach Vaughan gesucht, um sich bei ihm zu bedanken, hatte jedoch weder ihn noch jemand anderen aus seiner Reisegruppe entdeckt. Anscheinend traf sie ihn nur zufällig, nie dann, wenn sie es wollte. Nun, früher oder später würde es hoffentlich wieder eine Zufallsbegegnung

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