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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gehabt haben musste, dass sie gedacht hatte, sie würde sterben. Aber Roz war nicht da gewesen. Stattdessen war sie auf den liebenswerten, netten, sensiblen Manus getroffen. Und sicher hatte Manus seinen Arm um Frankie gelegt, sie ins Haus gebracht und ihr einen Tee angeboten, denn so war Manus. Frankie hatte einfach nur in den Arm genommen werden wollen, denn so war Frankie. Und Roz hätte sie in die Arme nehmen können, wäre sie nicht mal wieder so zickig gewesen, einen Streit mit Manus vom Zaun zu brechen.
39. Kapitel
    Frankie saß auf dem Sessel in Vens Kabine und las in ihrem Buch, als leise an die Tür geklopft wurde. Sie öffnete und fand sich einer verheulten Roz gegenüber.
    »Hi, Frankie, wie geht’s Ven?«, fragte sie ohne den kleinsten Anflug von Aggressivität.
    »Sie schläft«, antwortete Frankie. »Morgen ist sie wieder okay.« Sie lächelte. »Roz, ist irgendwas? Was hast du?«
    Roz fiel Frankie um den Hals. Sie war so viel dünner und zierlicher als früher.
    »Frankie, es tut mir so leid. Kannst du mir verzeihen? Ich verdiene es nicht, nein, aber bitte, verzeih mir. Olive hat mir alles erzählt.«
    »Ach du Schande. Komm lieber rein.« Frankie seufzte. »Ich mache einen Kaffee.«
    Roz setzte sich auf das Sofa. Gegenüber lag Ven sanft schnarchend im Bett.
    »Immer noch mit Milch, ohne Zucker?«, fragte Frankie.
    »Ja.«
    Frankie stellte zwei Tassen Kaffee auf den Couchtisch.
    »Du hättest es mir sagen müssen«, sagte Roz, die plötzlich wieder wütend wurde. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Ich habe getan, was ich zu der Zeit für das Richtige hielt«, entgegnete Frankie. »Wie es aussieht, habe ich es gründlich versaut. Nach ungefähr der Hälfte der Behandlungen hatte ich überlegt, dich anzurufen und es dir zu erklären, aber damit hätte ich dich nur durcheinander gebracht, und du hättest dich mies gefühlt. Das wollte ich nicht.«
    »Du alberne, dumme Pute«, schluchzte Roz. »Und istmit dir jetzt alles   … okay?« Sie war nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte.
    »Soweit ja. Ich rauche nicht mehr, wie du schon bemerkt haben dürftest, und ich trinke nicht mal mehr ein Viertel von dem, was ich früher getrunken habe   – diesen Urlaub ausgenommen. Ich bemühe mich, anständiger mit meinem Körper umzugehen.«
    »Ich fasse es nicht. Was, wenn du nicht wieder gesund geworden wärst? Was, wenn du weg wärst, ohne dass ich die Chance hatte, mich bei dir zu entschuldigen?«
    »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst«, sagte Frankie. »Ich habe mich falsch verhalten. Und falls es   … falls die Behandlung nicht angeschlagen hätte, hatte ich den anderen versprochen, es dir zu sagen. Ich musste es ihnen schwören, so wie sie mir schwören mussten, dir nichts zu erzählen.«
    Roz nippte an dem Kaffee. Sie wollte eigentlich keinen, aber die klimatisierte Luft in der Kabine fühlte sich zu kühl an, und sie brauchte etwas Warmes.
    »Ich habe den Thermostat extra kalt gestellt, für Ven.« Frankie las Roz’ Gedanken. Die beiden waren immer auf einer Wellenlänge gewesen, bis auf die Sache mit Manus. Da waren sie beide völlig blind. »Warte, ich stelle es wärmer.«
    »Nein, lass, ist schon okay. Es ist nicht wichtig. Wie haben deine Eltern es aufgenommen?«
    Frankie zuckte mit den Schultern. »Dad ist Italiener, hat also ein Riesendrama gemacht. Er sagte mir, die Carnevales sterben frühesten in ihren Neunzigern, und hat mir verboten, mit der Familientradition zu brechen. Er hat jede Menge Grappa getrunken, Rossini-Opern gehört und viel geweint. Und als ich ihnen sagte, dass derKrebs weg ist, hielt er es genauso. Mum hat einfach nur viel geweint. Ich glaube, dass Dad mir sagte, ich darf nicht sterben, hat mir geholfen, etwas härter zu kämpfen. Meine Familie war fantastisch.«
    »Oh, Frankie   …« Ich war nicht für dich da, als ich es sein sollte. Roz konnte es nicht aussprechen, weil sie einen dicken Kloß im Hals hatte.
    »Es ist ein Teil meines Lebens, den ich hinter mir habe.« Frankie klopfte dreimal auf die Tischplatte. »Jetzt will ich nach vorn sehen und genießen.«
    »Darf ich wieder deine Freundin sein?« Roz krümmte sich zu einer Kugel zusammen.
    »Na klar darfst du, du dämliche Kuh«, sagte Frankie und umarmte sie. Roz konnte den harten Schulterknochen an ihrer Wange fühlen, und prompt flossen neue Tränen.
    Im Hintergrund schnarchte Ven einmal laut.
    »Gott, wer hat das Schwein ins Zimmer gelassen?«, flüsterte Frankie, und Roz musste

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