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Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Titel: Leichtmatrosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Liehr
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so zu sichern, dass die Schleuse ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte, ohne einfahrende Boote zu gefährden.
    Karola war not amused , jedenfalls zuerst.
    »Die Dinger sehen zwar billig aus, kosten aber auch locker zehntausend Euro«, sagte sie, breitbeinig im Albaner-Erlebnisboot stehend und sich mit einer Hand an der Stirn kratzend.
    »Wir konnten nichts dafür«, sagte Simon und zeigte sein prächtigstes Grinsen, was Karola mit einem liebevollen strahlenden Lächeln beantwortete, obwohl – oder vielleicht weil (nur der Geier weiß, wie Frauen ticken) – Simons Unterkiefer zu sehen war. Dann erklärte er, wie es zur Havarie gekommen war, wozu die alten Sachsen schuldbewusst nickten. Karola konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen.
    »Wir hätten das Boot nicht verlassen dürfen«, sagte derjenige, der über Bord gegangen war.
    Wachtmeister Bürstenschnitt hatte mit dem Schleusenwärter parliert, der inzwischen wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war; die Tore schlossen sich endlich, fast eine Stunde nachdem wir versucht hatten, in der Kammer anzulegen – am Ende der Wartestelle dümpelten mindestens zwanzig Boote im freien Wasser herum, für die zur Zeit kein Platz an der Wartestelle war. Hin und wieder ließ jemand nervös ein Signalhorn ertönen, große Gruppen von Urlaubern hatten sich im vorderen Bereich der Wiese versammelt und ließen sich von jenen, die bereits über zwei Stunden warteten, erläutern, warum es so lange dauerte.
    »Das Wasser- und Schifffahrtsamt wird keine Anzeige erstatten«, sagte der Wasserschutzpolizist und musterte zuerst uns und dann das Boot. »Sie kommen mir bekannt vor«, fügte er hinzu.
    »Ich auch nicht«, sagte Karola rasch, aber weiterhin selig Simon fixierend. »Das Charterboot ist versichert. Es ist niemand zu Schaden gekommen.«
    Die Sachsen setzten zu Protest an.
    »Niemand!«, wiederholte Karola laut und sah die Herren böse an. »Jedenfalls noch nicht.«
    »Woher kenne ich Sie?«, fragte der Polizist, stirnrunzelnd den Namen unsers Schiffes studierend, während ich mich fragte, wie lange unsere erste Begegnung her war – gefühlt Monate, aber es musste am zweiten oder dritten Tag gewesen sein.
    »Wir sehen aus wie viele«, sagte Mark lächelnd.

    Es wurde halb drei, bis wir endlich den zweiten Versuch antreten konnten, in der Schleusenkammer festzumachen, was, mit Simon am Steuer, auch problemfrei gelang. Der Schleusenwärter stand, die Arme in die Hüften gestemmt, kopfschüttelnd an Land und sah uns an, als wären wir Pestbakterien. Wir gaben uns friedlich, winkten gar zum Abschied, verzichteten aber darauf, ein Trinkgeld herauszureichen.
    »Es sind noch über zwanzig Kilometer«, sagte Henner. »Und ich habe Hunger.«
    Wir entschieden, in den knapp drei Kilometer langen Großen Pälitzsee einzufahren, der hinter der Schleuse am Rand der Route lag, eine Ankerstelle zu suchen und ein spätes Mittagessen zu nehmen. Wir fanden ein Stückchen Strand ganz am ruhigen Ende und konnten endlich ausprobieren, mit dem Bug an Land festzumachen, was auch beim ersten Versuch gelang – Simon platzierte die Tusse im rechten Winkel exakt mittig auf dem Sandstreifen und stoppte im richtigen Moment auf. Ich warf den Heckanker aus, Mark sprang an Land und zurrte die Leinen an ein paar kurzen Pflöcken fest. Dann räumten wir das Mobiliar der Heckterrasse auf die duftende einsame Wiese jenseits des Strandes. Ich kochte Kaffee, Simon einen gewaltigen Linseneintopf mit Dosenwürstchen, den wir kurz darauf laut schmatzend schnabulierten – kein Sternekoch hätte ein schmackhafteres Mahl zubereiten können. Als wir die Löffel auf die Teller warfen und Simon seine After-Lunch-Zigarette entflammte, entschied der Wettergott, das wolkige, schwüle Vorgeplänkel in etwas deutlich Ernsteres übergehen zu lassen. Ohne jede Vorankündigung öffnete der Himmel seine Schleusen, aber nicht weltuntergangsmäßig wie ein paar Tage zuvor an der Schleuse Schorfheide, sondern eher auf ruhige, doch intensive Weise. Es regnete fett und stark, ohne Wind, Blitz und Donner, auf sanfte Weise prasselnd und zugleich ungleich erfrischend. Wir zogen synchron unsere Shirts aus und saßen einfach am Plastiktisch auf der Wiese im Regen. Der Regen spülte die Teller, flutete die sekündlich intensiver duftende Wiese, verwandelte die Wasseroberfläche in ein pittoreskes Muster. Simon hatte zwar Schwierigkeiten, seine Fluppen anzuzünden, aber sein überströmtes Gesicht zeigte ohne Unterbrechung ein

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