Leichtmatrosen: Roman (German Edition)
Betriebsges. mbH« stand darauf, und ein Ortsname: Dummow. Leider konnte ich die Summe nicht sehen, aber meine Wahrnehmung wurde ohnehin fast ganz von den schlanken Mädchen vereinnahmt, die sich auf der Bank fläzten, nach Zigaretten griffen, kicherten und sich Ouzo eingossen. Der kleine Schrittpatrick erkämpfte einen neuen Härterekord. Mark sagte: »Scheiße, so einen Hammerständer hatte ich noch nie.« Er vergaß sogar, sein blödes »Feinkörnig« anzufügen.
Viagra . Na logisch, Simon hatte uns verdammtes Sildenafil in die Drinks gemischt! Ich war für einen Augenblick wütend, dann sah ich zu einer Nutte, die es sich auf dem Barhocker am Steuerstand bequem gemacht hatte, die Beine leicht gespreizt, der Rock etwas nach oben verschoben. Alter Vater, sie trug nichts drunter. Und sie war rasiert. Und es sah gut aus.
»Das sind …«, begann Simon. »Äh, wie heißt ihr, Ladys?«
Sie hießen Jeanine, Charlene, Marlene, Geraldine, noch irgendwas mit dem Suffix »ine« (Nadine?) – und Jacqueline.
»Dschack-Kell-Liene!«, jubelte Simon. »Hatte ich mal eine. Hammer.«
Ich musste blinzeln, ganz allgemein wegen des Alkohols und weil offensichtlich noch immer Blut in meinen Schwengel gepumpt wurde. Henner saß mit weit aufgerissenemMund da, beide Hände im Schritt verschränkt, starrend. Mark grinste unaufhörlich.
»Die Damen kommen aus dem Maison Plaisier in Dummow, nicht weit von hier.« Er sagte Mähsong , was mich kurz an meine Mutter denken ließ, die auch immer Mong Tschehrie gesagt hatte, und mir fiel sogar der Fachbegriff für diese Falschaussprache ein: phonologische Interferenz. »Ich habe da mal rote Velourstapete verklebt, achtzig Rollen, billigste Importware. Tagelang habe ich rotes Zeug ausgehustet und mir die Färbung von den Armen rubbeln müssen. Das Material war so billig, dass ich zwei Wochen später mit einer Palette Haarspray anrücken musste, um das Velours halbwegs zu fixieren.« Er wandte sich den Mädchen zu, irgendeiner. »Rote Tapete? Mähsong Pläsiehr? Immer noch?« Alle sechs nickten, als wäre das eine obskure Prüfung, bei deren Nichtbestehen der Widerruf der Kreditkartentransaktion drohte, aber ich nahm nicht an, dass sie verstanden, worauf der durchdrehende Handwerker hinauswollte.
Simon schenkte Ouzo aus, in Wassergläsern, und wir tranken alle. Noch einen, noch einen, wir setzten uns zu den Mädchen, die heranrückten, zielsicher zugriffen, von außen vor Lustdruck schmerzende Spermaspender massierten. Die auf dem Barhocker – Charlene? – stand auf und zog sich in einer lässigen Bewegung das Kleidchen über den Kopf. Heiliger Pfeffer. Henner lief glutrot an, grinste aber wie jemand, dem eben gleichzeitig der kleine Pfarrer gestreichelt wird.
»So geht das nicht!«, befand Simon plötzlich. »Viel zu eng hier. Mark, fass mal an.«
Sie wuchteten den großen Kabinentisch kurzerhand auf den Steg (Lagen da eigentlich irgendwo weiter Schiffe neben uns? Scheißegal), zogen die Vorhänge und das Dach zu.
»Macht mal ein bisschen Show«, schlug der selbsternannte Vergnügungsbeauftragte vor. »Strippen, ein bisschen küssen. Macht mal.«
»Ich dreh durch«, ächzte Mark und zog das Hemd aus. Henner sah ihn an, mit einem Blick, der ihm in einigen bayerischen Dörfern umgehend den Besuch eines Exorzisten beschert hätte, und pellte sich ebenfalls aus dem Shirt. Es war warm und wurde noch wärmer. Ich zündete mir mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Tust du das hier?, fragte ich mich . Tust du das hier wirklich? Du weißt, dass du es bereuen wirst. Du weißt, dass du dich schämen wirst. Aber du hast auch eine John-Holmes-Erektion, und hier sind Frauen, die nicht einmal schlecht aussehen. Auf dem Boot bleibt auf dem Boot. Auf dem Boot bleibt auf dem Boot.
Das Problem war: Wenn Männer erst einmal die Möglichkeit direkt vor Augen haben, einen wegzustecken, kann die Argumentationsbasis noch so breit sein. Das Blut verrichtet anderswo seinen Dienst. Ich sah zu Mark und Henner, die solche Gedanken offenbar längst hinter sich gelassen hatten. Wie ein Zeremonienmeister zog Simon den Damen die Kleidchen aus, dann aktivierte er die Musikanlage – und die Nutten tanzten. Streichelten sich. Küssten sich und pressten die Brüste aneinander, rieben sich die Mösen, selbst und gegenseitig – die Show war gut. Aber wir waren auch ein simpel gestricktes, willfähriges Publikum. Auf die Frage, was unser größter Lebenswunsch sei, hätten wir im Chor »Ficken!« gebrüllt –
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