Leichtmatrosen: Roman (German Edition)
achtstimmig, denn zumindest mein Stöpsel schien längst über einen eigenen Willen zu verfügen.
Aber so leicht wollte uns Simon die Sache nicht machen. Die Damen waren für den ganzen Abend bezahlt. Nach der Show setzten sie sich wieder, ich bekam zwei Ines ab, eine zog mir das Shirt über den Kopf, die andere malträtierte die Hosenbeule, die sich so ganz anders anfühlte als sonst, bei ähnlichen, aber kaum vergleichbaren Gelegenheiten.
Simon öffnete zwei Sektflaschen und schenkte ein, außerdem gab es noch mehr Ouzo und Bier.
Mark wollte zu den Kabinen gehen, krachte aber einfach,Nase voran, die Treppe runter, was mal eine originelle Variante war. »Nichts passiert!«, rief er fröhlich, wir lachten nervös. Als er zurückkam, hatte er ein silbernes Taschenetui dabei, was die Damen umgehend zu einem strahlenden Synchronlächeln veranlasste: Koks. Ich hatte es längst vermutet, doch in diesem Augenblick war mir selbst das egal. Ich sah nur noch Möpse und Mösen, verspürte das dringende Bedürfnis, am einen zu rubbeln – das tat ich bereits – und im anderen den steinernen Johnny zu versenken, der sich anfühlte, als stünde er kurz vor einem Priapismus. Alle nahmen ihre Nasen, sogar Henner, der noch kurz nuschelnd fragte, ob das süchtig machen würde, nur ich nicht. Selbst in diesem Zustand gab es immerhin noch eine Grenze, die ich nicht überschreiten würde. Stattdessen zog ich meine Hose aus, starrte kurz das Monster an, das so intensiv gierte, und nichts lag mir ferner, als den Moment peinlich zu finden. Das Mädchen links von mir hatte plötzlich ein Kondom in der Hand, streifte es mir über und nahm einfach auf mir Platz. Um es mit Simons Worten zu sagen: Hammer. Während sie gemächlich auf mir schaukelte, trank ich weitere Ouzos, Simon schwadronierte von »Schwanzschwagerschaft«, stieg aber auch aus seinen Klamotten. Ich zwang mich, woanders hinzusehen. Nein, ich schloss die Augen. Ergoss mich überraschend schnell in die Lümmeltüte, aber Schwager Schwanz machte keine Anstalten, sich zufriedenzugeben. Simon penetrierte eine kniende Frau a tergo. Henner lies sich zweimündig blasen und wimmerte dabei. Mark lag auf der Bank, eine Frau rittlings auf ihm und die andere mit dem Schritt über seinem Gesicht. Wir fickten. Ich fickte, du ficktest, ersiees fickte, wir fickten, ihr ficktet, sie fickten. Ficken .
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzte meine Fähigkeit aus, wahrzunehmen, was geschah. Zuerst partiell.
Ich sah Henner, der aufsprang, wie ein Irrer brüllte, aufeinem Bein herumtanzte und einen leicht gefüllten Spermasack über dem Kopf schwenkte.
Ich sah sie koksen.
Ich sah zwei andere Frauen auf mich zukommen. Drei. Eine. Zwei.
Ich sah Brüsteundmösenundbrüsteundmösen. Und Beine. Durchsichtige Strümpfe.
Ich sah Ouzogläser.
Ich sah mich dabei, achteraus ins Wasser zu kotzen, gefolgt von MarkoderHenneroderSimonoderallen, die ebenfalls reiherten.
Ich sah mich ins Waschbecken pinkeln. Mehrfach. Sah eine Hure, die beidhändig mein Glied herunterdrückte, damit das überhaupt ging, und dabei lachte.
Ich sah Ouzogläser und Bierflaschen, Zigaretten über Zigaretten.
Ich sah eine Sprühflasche Schlagsahne. Gewürzgurken. Mousse au Chocolat.
Ich sah Mark, der versuchte, Henner zu küssen.
Ich sah. Buntes Flirren. Qualm, als wäre im Schiff eine Rauchfabrik. Flackernde Handys, die hin und her gereicht wurden.
Ich hörte. Geschrei von draußen, polternde Faustschläge gegen die Schiffsfenster. Dumpfmusik, die immer lauter und noch lauter aufgedreht wurde. Lachende Frauen. Brüllende Männer. Heulende Männer. Flüsternde Frauen. Jemanden, der »Wir rufen die Polizei!« schrie. Aber es kam keine Polizei. Oder doch?
Ich meinte, mitzubekommen, dass das Boot ablegte und ankerte. Im Dunkeln. Hielt es für einen dummen Traum, eine schräge Erinnerung an vor vier Tagen oder einer Ewigkeit. Ich hörte mich selbst singen und nach mehr Ouzo verlangen. Ich trank Sekt und Cola und Bier und Wasweißichnoch. Ichrauchte. Rauchte. Rauchte. Fickte. Spürte Schmerzen, die so großartig waren, dass ich sie am liebsten gegessen hätte. Das Boot legte wieder an, krachend, irgendwie gab es Streit. Ich sang. Henner sang, irgendwas Kirchliches. Mark verschüttete Kokain. Simon verkündete etwas, aber ich verstand kein Wort. Ich verstand meine Gedanken nicht mehr. Dann waren zuerst die Frauen weg und kurz danach alles andere auch.
19 Tage vorher:
Entern
Entern – ein Schiff
gewaltsam betreten.
Simon
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