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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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jemanden in London brauchen, um sicherzugehen, dass unsere Freunde dort tun, was sie sollen.«
    Dauernd sprach sein Vater in Rätseln, als hätte er Angst, jedes Wort von ihm würde belauscht. Von wem denn wohl, fragte Reggie sich. Von Geistern hinter den Wänden?
    Elfen an den Fenstern? Früher hätte er darüber gelacht, aber das war, bevor Reggie erfuhr, dass Vampire wirklich existierten. Heute ertappte er sich gelegentlich selbst dabei, wie er überlegte, ob er beobachtet würde, obwohl weit und breit niemand zu sehen war. »Und tun sie es? Was sie sollen, meine ich?«
    »Die Dame hat gefunden, was wir für sie in St. Martins hinterlegten. Falls sie bisher geglaubt haben sollte, dass wir bloß einen üblen Scherz machen, dürften jetzt vermutlich alle Zweifel ausgeräumt sein.«
    Dies war einer jener Momente, in denen Reggie sich daran erinnern musste, dass sie über Vampire sprachen, nicht über echte Menschen. Vampire waren nicht menschlich, und er durfte kein Mitgefühl mit ihnen haben. Oder doch? So ganz verstand er nicht, ob die Organisation, in die sein Vater ihn angeblich aufnehmen lassen wollte, Vampire hasste oder verehrte. Vielleicht ja beides.
    »Warum müssen wir sie herholen?«, fragte Reggie, während er sich ein Glas Portwein einschenkte. »Warum konnten wir sie nicht in London schnappen?«
    »Weil wir nur hier die vollständige Kontrolle über die Situation haben. In England gibt es gegenwärtig einen erheblichen Mitgliederschwund, wie du weißt. Wir brauchten viele Leute, um das Wesen in Cornwall gefangen zu nehmen und seinen Transport zu begleiten. Und nun bereiten die Londoner Mitglieder sich auf die Ernte vor.«
    Reggie hatte keine Ahnung, was »die Ernte« sein sollte beziehungsweise was geerntet würde, war allerdings auch ziemlich sicher, dass er es gar nicht wissen wollte. Für ihn war das alles neu, und er musste sich erst noch mit allem anfreunden, genau wie seine Freunde es getan hatten.
    Er wusste aber, dass das Cornwall-Wesen ein Vampir war, ein sehr alter und sehr gefährlicher. Die Ordensbrüder seines Vaters hatten es trotzdem irgendwie geschafft, ihn zu überwältigen. In der Nacht, als die Nachricht kam, dass ein gewisser Temple im Gewahrsam des Ordens war, wurde ausgiebig gefeiert. Reggie dagegen konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob der Vampir es ihnen leichtgemacht hatte, ob nicht vielleicht dieselbe Kreatur, von der der Orden glaubte, er hätte sie unter Kontrolle, nur auf eine Gelegenheit wartete, sie alle in Stücke zu reißen.
    »Wie geht es unserem jungen Gast?«, erkundigte sein Vater sich und zog wieder an seiner Zigarre. »Hat er es bequem?«
    »Er benimmt sich, als wäre das alles ein großes Abenteuer«, antwortete Reggie nicht ohne Verachtung. James war sein Freund, und die ganze Situation behagte ihm nicht, ganz gleich, wie oft sein Vater ihn glauben machen wollte, es wäre für alle das Beste. Reggie hatte schon vor geraumer Zeit beschlossen, dass seinem Vater nicht zu trauen war, und wenngleich dessen Lob und Wohlgefallen geradezu grandios anmuteten, konnte seine Grausamkeit nicht minder eindrucksvoll sein. Letztere hatte Reggie im Laufe seines jungen Lebens schon häufiger am eigenen Leib erfahren dürfen, als ihm lieb war.
    Sein Vater lachte leise. »Das ist es! Und du solltest die Angelegenheit in demselben Lichte betrachten, mein Junge! «
    Reggie war nicht so dumm, mit den Schultern zu zucken, sondern nickte. »ja, Sir.«
    Dennoch konnte er sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Ihm ist nicht bewusst, dass er ein Gefangener ist.«
    »Er ist ein Gast, Reginald«, korrigierte sein Vater. »Unser Gast. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich, und wir werden ihn großzügig für das entlohnen, was er uns gegeben hat.«
    Reggie drehte sich zu ihm um, denn auf einmal musste er dringend die Wahrheit wissen, wie auch immer sie ausfiel. »Und wenn es nicht gelingt? Was passiert, wenn wir versagen?«
    Wieder lachte sein Vater, obschon er nicht amüsiert wirkte. »Wir werden nicht versagen. «
    Er versuchte es anders. Ihm war klar, dass er riskierte, seinen Vater in Rage zu versetzen, doch fürchtete er sich davor weniger, als er sollte. »Was geschieht, wenn er uns nicht mehr nützlich ist? Würdest du ihn tatsächlich umbringen?« Kaum hatte er die Frage ausgesprochen und sah in die kleinen blassen Augen seines Vaters, wünschte er sich, er könnte sie zurücknehmen.
    Mit einem liebenswerten, beinahe charmanten Lächeln schaute sein Vater ihn an.
    »Mein lieber

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