Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Morgen werde ich meinen Treueschwur ablegen.«
Für eine kurze Weile war es still.
»Du magst ihn einen Khamsin nennen, aber für mich bleibt er immer ein Al-Hajid«, sagte Khepri verbittert. »Vertrau ihm nicht, Jabari! Trau keinem von ihnen! Zurzeit herrscht Frieden zwischen unseren Leuten, doch tief in ihrem Innern bleiben die Al-Hajid Frauen- und Kindermörder.«
Badra versetzte es einen schmerzlichen Stich, ihn davonstürmen zu sehen. Khepri konnte weder vergeben noch vergessen, was die Al-Hajid seinen Eltern und seinem Bruder angetan hatten. Und bis zu einem gewissen Grad verstand sie ihn. Besorgt sah sie zu Rashid, und ihre Blicke begegneten sich. Wenngleich er sich nichts anmerken ließ, erkannte sie für einen Sekundenbruchteil einen Anflug von Einsamkeit und Verletzlichkeit. Dann war es wieder weg. Er murmelte eine Entschuldigung und ging zu seiner Schwester und ihrem Ehemann.
Khepri stürmte in sein Zelt, von unbändiger Wut getrieben. Rashid ein Khamsin-Krieger? Jabari mochte ihn Cousin nennen, aber er könnte das niemals. Nur mühsam kontrollierte er seinen Zorn, während er sich frische Kleidung zusammensuchte.
Dann ging er zu den Waschvorrichtungen für Männer, wo er sich den Staub vom Körper schrubbte und dazu falsch vor sich hin sang. Er dachte an die leuchtende Bewunderung in Badras Augen. Der Umstand, dass sie beide Außenseiter waren, hatte sie im Laufe der Jahre einander nähergebracht. Unter ihrer sanften Art verbarg sie eine unerschütterliche Beharrlichkeit. Insgeheim bewunderte er sie für ihre Entschlossenheit, Lesen und Schreiben zu lernen. Im Gegenzug hatte sie ihn ermutigt, seinen Träumen nachzujagen. Badra glaubte, er könnte alles erreichen, was er wollte. Und mit ihr an seiner Seite glaubte er es ebenfalls. Ihre Liebe war wie der Beginn einer neuen Schöpfung, jeder Tag erfüllt von der Harmonie gemeinsamen Lachens und einer Melodie brodelnder Leidenschaft. Und alles wartete auf den Funken, den ihr erster Kuss entfachen würde.
Gestern hatte er Jabari förmlich um die Entbindung von seinem Schwur gebeten, sie niemals zu berühren. Der Scheich hatte sie ihm gewährt, allerdings streng hinzugefügt: »Denk an ihre Ehre! Sei sehr sanft – und geduldig!«
Heute Abend wollte er Badra ganz behutsam den Wonnen entgegenführen, die sie in seinen Armen erwarteten. Ein Kuss, sonst nichts – und doch so viel. Ein wohliges Kribbeln überkam ihn. Er hatte gesehen, wie sehnsüchtig sie das Baby des Scheichs betrachtete. Wenn eine Frau ein Baby auf diese Weise ansah, wünschte sie sich ein eigenes Kind.
Er würde ihr mit Freuden diesen Wunsch erfüllen, dachte er grinsend. Bis zum nächsten Vollmond könnten sie verheiratet sein und eine wunderbare Woche damit verbringen, einen Sohn zu zeugen. Oder eine Tochter.
Als er fertig war, schüttete er das Schmutzwasser in den Behälter, in dem es später zum Kräutergarten getragen würde, um die Pflanzen zu wässern. Trotz der verborgenen Höhle mit ihrer sprudelnden Quelle in der Nähe, verschwendete niemand in der Wüste Wasser.
Fünf Jahre lang war er seinem Schwur treu geblieben, Badra nicht zu berühren. Nun, da Jabari verheiratet war, sah das Stammesgesetz die Freilassung seiner Konkubinen vor. Farah hatte einen Krieger geheiratet. Khepri hielt sofort um Badras Hand an, doch sie lehnte ab. Letztes Jahr fragte er noch einmal, und sie sagte ihm, sie wäre noch nicht bereit.
Mittlerweile aber waren sie von Frischvermählten und Neugeborenen umgeben, also musste auch Badra allmählich so weit sein. Sogar Nazim, der Weiberheld, Wächter und bester Freund des Scheichs, hatte seinen Junggesellenstatus aufgegeben. Er hatte geheiratet und seinen Namen entsprechend der Wächtertradition in Ramses geändert. Seine Frau Katherine erwartete Zwillinge.
Khepri war ein geduldiger Mann und hatte bereits fünf Jahre auf Badra gewartet. Falls nötig könnte er noch länger warten, aber er hoffte, sie heute Abend mit ein wenig sanftem Druck zu einem Ja zu überreden.
Badra saß unter einer breiten Akazie und skizzierte Elizabeth, die ihren Sohn stillte. Neben ihr lag ein Buch, das mit der letzten Sendung von Lord Smithfield, Katherines Vater, angekommen war. Er war ein wohlhabender englischer Adliger und wollte Elizabeth helfen, die Kinder des Stammes zu unterrichten. Der Frau des Scheichs war es zu verdanken, dass viele Mitglieder seines Stammes inzwischen Arabisch lesen und schreiben konnten und manche, wie Badra, sogar Arabisch und
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