Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
mir, es gibt Neuanfänge. Ich weiß es, denn ich wurde nicht als Khamsin geboren.«
Auch wenn das, was er sagte, sie nicht umstimmen konnte, tat es sein ängstlicher Blick durchaus. »Deine Augen«, hauchte sie.
Er lächelte verbittert. »Alles, was man über meine Familie weiß, ist, dass sie Fremde waren, die durch die Wüste zum Roten Meer reisten. Ihre Karawane wurde überfallen, und sie wurden alle umgebracht. Ich erinnere mich kaum, aber Jabaris Vater, Tarik, erzählte mir die Geschichte, damit ich meine Eltern in ehrendem Andenken halte, denn sie starben, um mich zu schützen.«
»Was ist geschehen?«, fragte Badra.
»Als ich kaum vier Jahre alt war, griffen die Al-Hajid unsere Karawane an. Meine Eltern versteckten mich in einem großen Korb. Die Khamsin attackierten die Al-Hajid bei deren Abzug mit ihrer Beute, und sie nahmen ihnen den Korb weg. Ich zitterte vor Angst, als der Deckel geöffnet wurde, und dachte, ich müsste sterben wie meine Eltern, mein Bruder und die Diener. Dann sah ich zwei Gesichter – eines mit schwarzen, eines mit bernsteinfarbenen Augen. Das mit den dunkleren Augen sagte …«
An dieser Stelle verstummte er kurz und lächelte. »Es sagte: Vater, da ist kein Schatz in diesem Korb. Ich glaube, das hier ist überhaupt nichts wert.«
Badra bemerkte, wie sich seine Züge verhärteten, und er wandte das Gesicht ab, als er fortfuhr: »Jabaris Vater sah in den Korb und entgegnete: ›Du irrst dich, mein Sohn. Das ist etwas enorm Wertvolles. Es ist ein kleiner Junge.‹ Der Scheich sah mich an und sagte mir dieselben Worte, die ich dir sagte.«
»Hab keine Angst, Kleines!«, wiederholte Badra leise.
Khepri nickte bedächtig. »Tarik schickte Krieger los, die nach der Karawane suchen sollten, aber sie fanden nur Tote. Fareeq hatte die Leichen verbrannt, um sie unkenntlich zu machen.« Er schloss die Augen. »Jabaris Vater zog mich wie seinen eigenen Sohn auf.« Wieder sah er Badra an. »Hier gibt es Frieden, Badra. Du kannst ein neues Leben beginnen, und ich werde dir dabei helfen. Jabaris Vater gab mir den Namen Khepri, nach dem ägyptischen Gott des Sonnenaufgangs. Er sollte den Neubeginn meines Lebens symbolisieren.«
Badras Stimme bebte, als sie sagte: »Khepri, der Gott des Sonnenaufgangs. Und ich heiße Badra, benannt nach dem Vollmond. Wir sind Gegensätze.«
Ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »So mag es scheinen, und doch können die Sonne und der Mond ohne einander nicht sein.«
Sie starrte ihn an. Wie gern würde sie ihm vertrauen! Er war hübsch und schien so gütig. »Aber wagt der Mond, dem Sonnenaufgang zu vertrauen, der ihn mit seinem blendenden Licht vom Himmel und aus der nährenden Dunkelheit vertreibt? Der Sonnenaufgang brennt und ist weit mächtiger als der Mond.«
Khepri blickte auf einmal sehr streng drein, und alles Jungenhafte verschwand aus seinem Gesicht. Er sah wieder wie der entschlossene Krieger aus, der schwor, seine Pflicht zu tun. »Mächtig, ja – um den Mond zu schützen, auf dass niemand ihn finde. Badra, ich bin dein Beschützer, wurde dir als Wache zur Seite gestellt. Ich habe geschworen, dich bis in den Tod zu verteidigen. Ich bin ein Khamsin, Krieger des Windes, und werde niemals zulassen, dass dir etwas zustößt. Das verspreche ich. Also, wisse jetzt: Du bist vor Fareeq sicher!«
Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und berührte sanft ihre Wange, um ihr mit dem Daumen die Tränen abzuwischen. Sie spürte etwas Warmes und Feuchtes auf ihrer Haut. Sein Blut?
Unsicher nahm sie seine Hand und drehte sie so, dass sie die Innenfläche sah. Er hatte sich geschnitten, als er ihr den Dolch entriss. »Du bist verletzt!«
Mit einem leisen Aufschrei griff sie nach dem Schal an seinem Gürtel und wickelte ihn um die blutende Hand. Nachdem sie den Verband festgezogen hatte, sah sie zu Khepri auf. Kein Mann hatte sich jemals für sie verletzt. Kein Mann hatte sich je anderen entgegengestellt, um sie zu verteidigen und zu schützen.
Ein Blitzen leuchtete in seinen Augen auf und ihr Blau erschien um eine Nuance dunkler. »Ach, hätte ich gewusst, dass es dich milder stimmt, wenn ich mich verletze, hätte ich es schon viel früher getan!«
Zum ersten Mal seit vielen Jahren musste Badra wirklich lächeln. »Du bist mir zum Wächter und Beschützer verschworen, Khepri. Also ist es wohl an mir, deine Wunden zu versorgen. Da du einen Eid geleistet hast, dein Leben für mich zu geben, ist es das mindeste, was ich als
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