Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
ich jetzt eine ganz richtige Familie!«, rief sie glücklich.
Badra schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, und Kenneth zwinkerte ihr zu, während er schützend eine Hand auf Jasmines Schulter legte. »Und deine Mutter und ich werden dafür sorgen, dass du bald einen Bruder oder eine Schwester zum Spielen bekommst.«
Jasmine sah sie hoffnungsvoll an. »Wie bald? Morgen?«
Graham lachte leise, und Kenneth räusperte sich.
»Ähm, nein, ich fürchte, ein klein bisschen länger wird es schon dauern.«
Die Kleine runzelte die Stirn, was allerliebst aussah. »Warum dauert es länger? Könnt ihr euch nicht beeilen?«
»Ich verspreche dir, ich werde so schnell machen, wie ich kann.« Kenneth biss sich auf die Wange, um nicht zu lachen, als er bemerkte, wie Badra errötete.
Dann wandte er sich ernster an Graham. »Ich möchte allerdings nach England, sobald Badra und ich verheiratet sind.«
Graham zupfte an dem braunen Leinenstoff seiner Hose. »Die fühlt sich schrecklich eng an. Muss ich immer englische Sachen tragen?«
»Du gewöhnst dich daran«, versicherte Kenneth ihm. »Wir sollten nur dafür sorgen, dass der Schneider richtig Maß nimmt, dann geht es schon.«
Er sah wieder zu Badra. »Uns alle erwarten einige Veränderungen und Anpassungen. Ich kann nicht versprechen, dass es vollkommen problemlos wird.«
»Ich habe keine Angst«, sagte sie.
Hatte sie auch nicht. Der Schleier der Furcht war gelüftet worden. Sie konnte sich der englischen Gesellschaft stellen, dem Klatsch und den Gaffern. Ihr Leben fing gerade erst an, und sie war bereit, sich mit Kenneth auf die Reise zu begeben, wohin auch immer sie führen mochte. Sie blickte zu Graham, der still neben ihr stand. Ein Neuanfang für sie alle. Sie nahm Grahams Hand, dann Kenneths und zog die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben ganz nahe zu sich.
Sie waren nun eine Familie, und gemeinsam standen sie da und ließen sich von dem phantastischen Farbenspektakel des Sonnenuntergangs bezaubern. Der blasse Vollmond stand bereits tief am Himmel. Er hatte die Sonne aus ihrer luftigen Höhe vertrieben.
»Sieh nur«, sagte Kenneth leise, »der Vollmond. Dies ist deine Zeit, Badra. Der Mond enthüllt sein scheues Gesicht und flutet die Nacht mit seinem sanften Licht.« Er blickte zu Graham, der den aufgehenden Mond mit einem Ausdruck neuer Hoffnung betrachtete.
»Manchmal gibt es Geheimnisse, die zu schmerzlich sind, um sie in der grellen Sonne zu enthüllen. Einzig unter dem sanften, verlockenden Schein des Mondes treten sie ans Licht, um schließlich in der Dunkelheit zu verschwinden«, dachte Graham laut.
Kenneth bedankte sich stumm bei Badra, der das Herz vor lauter Freude überging. Graham hatte noch viele harte Kämpfe vor sich, aber er musste sie nicht allein ausfechten. Er hatte sich endlich von dem schrecklichen Geheimnis befreit, das ihn belastet hatte. Er war frei, seinen Bruder anzunehmen, den er verloren glaubte, sowie das Leben, das ihm bestimmt war. Er war ebenso frei wie Badra, die Kenneths Liebe von ihrer grausamen Vergangenheit befreit hatte.
»Freiheit!«, rief es ihnen aus dem säuselnden Wüstenwind entgegen, der über die Dünen fegte, und sie lauschten dem lieblichen Gesang, während sie alle drei ins Khamsin-Lager gingen.
Anmerkung der Autorin
D ie Halsketten von Prinzessin Meret entdeckte tatsächlich Jacques de Morgan in der Pyramide von Senusret III. in Ägypten. Während der Ausgrabungssaison 1894–1895 hatte er dort die Leitung inne. Ich nahm mir allerdings die künstlerische Freiheit, eine Legende um diese zwei Ketten und ihre Macht, die Trägerin zu versklaven, zu weben.
Leider ist die Versklavung als solche keine freie Erfindung, sondern nur zu wahr. Selbst in der modernen Welt kommt Sklaverei durchaus noch vor. Beispielsweise werden im Sudan oft Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft. Persönlich kam ich mit den Schrecken der Sklaverei in Berührung, als ich Haiti bereiste und ehemalige Restavèks kennenlernte. Restavèks sind haitianische Kinder, die von ihren verarmten Eltern an Familien gegeben werden, die versprechen, sie mit Nahrung, Kleidung und Bildung als Gegenleistung für Arbeiten im Haushalt zu versorgen. Dieses Versprechen wird allerdings nur in den seltensten Fällen gehalten. Weit häufiger müssen solche Kinder von frühmorgens bis spätabends schuften, werden oft geschlagen und manchmal auch sexuell missbraucht.
Sogar in den USA gibt es bis heute Menschenhandel. Wie aus einem Bericht des
Weitere Kostenlose Bücher