Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
brauchte. Aber Badra gab nicht auf. Es musste einen anderen Weg geben.
»Nein, ich kann nicht«, sagte sie bestimmt.
Masuds Blick wurde verschlagen. »Warum verbringst du nicht ein bisschen Zeit mit ihr und denkst darüber nach? Du kennst sie ja kaum.«
Sie traute ihm nicht, doch sehnte sie sich danach, ihr kleines Mädchen in die Arme zu schließen. Sobald die Frau Jasmines Füße fertig bemalt hatte und gegangen war, lief Badra zu ihrem Kind. Sie streichelte das ebenholzschwarze Haar des Mädchens, während Masud sie beobachtete.
»Ich bin Badra. Deine … deine Schwester, Kleine«, flüsterte sie.
Jasmine lächelte sie scheu an und begann, Fragen zu stellen. Badra hielt sie in den Armen und versuchte, ihr Antworten zu geben.
»Mein Stamm, die Khamsin, ist ein sehr altes Volk, das auf die Zeit von Pharao Echnaton zurückgeht. Unser Scheich ist ein mutiger und edler Mann. Wir züchten Araber, und unsere Krieger reiten wie der Wind.«
»Pferde?« Ein Leuchten ging über Jasmines Gesicht. »Nimmst du mich einmal mit, damit ich sie mir ansehen kann?«
Das würde ich liebend gern tun! »Ich versuch’s«, flüsterte Badra.
Das dankbare Lächeln des kleinen Mädchens brach Badra das Herz. Ihr mütterlicher Instinkt schrie buchstäblich, sie solle Jasmine nehmen, mit ihr fliehen und sie all das hier vergessen lassen. Unwillkürlich sah Badra zur Tür, die in die Freiheit führte. Doch sie wurde von zwei riesigen krummsäbelbewehrten Eunuchen bewacht.
Als sie sich unterhielten, stellte Badra fest, dass Jasmine den scharfen Verstand ihres Vaters geerbt hatte, nicht aber Fareeqs sadistische Neigungen. Jasmine bat sie um eine Geschichte, und Badra erzählte ihr eine von einem kühnen Krieger namens Khepri, der sie einst mit seinem eigenen Leben beschützt hatte.
»Hast du Khepri geheiratet?«, fragte Jasmine prompt.
»Nein, Khepri lebt heute in England. Er ist ein mächtiger englischer Adliger.« Sie versuchte, das Thema zu wechseln. »In England gibt es viele Adlige. Ramses, ein Krieger unseres Stammes, wird bald mit seiner Frau und ihren Zwillingen nach England reisen, um ihn zu besuchen. Sie bringen dem Vater der Frau wertvolle Antiquitäten. Lord Smithfield ist nämlich ebenfalls ein englischer Adliger.«
»Reist du mit ihnen?«
»Nein. Lord Smithfield gab ihnen das Geld für die Reise.«
»Aber du musst! Du musst zu Khepri gehen und ihn heiraten und Babys bekommen. So müssen Geschichten ausgehen«, erklärte Jasmine schmollend.
Badra fuhr ein schmerzhafter Stich durchs Herz, und sie erwiderte vorsichtig: »Ich glaube nicht, dass er mich sehen will.«
»Aber es ist eine Liebesgeschichte, und alle Liebesgeschichten haben ein gutes Ende. Er will dich ganz bestimmt sehen, weil er dich liebt«, beharrte Jasmine.
Wie konnte sie ihrer unschuldigen Tochter den Glauben an das Glück zerstören? Sie hatte ja recht: Liebesgeschichten gingen immer gut aus. Diese aber nicht, denn das wahre Leben war leider nicht so. Badra strich ihrer Tochter über das seidige Haar. »Vielleicht«, sagte sie.
Masud beugte sich über sie und blinzelte sie listig an. »Das reicht. Zeit für Jasmine, zu ihrem Unterricht zu gehen.«
Badra wusste, welchen Unterricht er meinte, und ihr wurde beinahe schlecht, als sie daran dachte, welches Wissen ihrem kleinen Mädchen dort vermittelt wurde. Wieder fragte sie zaghaft, ob sie Jasmine nicht kaufen könnte.
»Sie ist nicht zu verkaufen.«
Ihre Hoffnung verging wie die Grasbüschel in der sengenden Wüstensonne. Nicht zu verkaufen. Er sprach von ihrer kostbaren Tochter wie die Khamsin, wenn sie über Pferdefleisch verhandelten. Vielleicht konnte sie Omar überreden. »Bitte«, flüsterte sie, »lass mich mit Omar sprechen!«
Masud betrachtete sie nachdenklich. »Omar ist nicht da. Er lebt jetzt im Ausland. Allerdings braucht er jemanden, der ihm eine Gefälligkeit erweist. Mach’s, und er lässt das Mädchen vielleicht frei. Kennst du die Ausgrabungsstätte in Dashur?«
Auf dem Weg nach Kairo hatte Elizabeth darauf bestanden, dass sie an der Ausgrabungsstätte anhielten. Khepri, der jetzt Kenneth hieß, finanzierte die Grabungen. Badra hatte sich gefragt, warum er es tat, hatte er das Land doch in solch großem Zorn verlassen. »Ich war dort, als sie die unschätzbar wertvolle Halskette fanden.«
»Kennst du die Legende, die man sich über diese Kette erzählt?«
Badra nickte, und ihr wurde angst und bang. Zwei Halsketten, um die sich von alters her Legenden rankten, waren im Sand
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