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Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Titel: Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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sagte der grauhaarige Schneider kopfschüttelnd. Dann sank er auf die Knie und studierte Kenneths Lenden mit derselben Intensität, wie dessen französischer Koch einen Rinderbraten prüfte.
    »Befreien Sie mich aus diesem höllischen Ding, bevor es mich noch zum Eunuchen macht!«
    Der Schneider blickte verwirrt zu ihm auf. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden. Ich verstehe nicht.«
    Sein Englisch war beinahe perfekt, nur sorgte sein ausgeprägter ägyptischer Akzent immer wieder für Stirnrunzeln. Er biss die Zähne zusammen und sagte so deutlich wie möglich: »Zieht sie aus! Die Hose passt nicht.«
    Der Schneider stand auf und rang die Hände. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden. Ich fürchte, mein neuer Assistent muss noch lernen, richtig Maß zu nehmen.«
    »Lasst es besser von einer Frau machen. Frauen wissen, wie man richtig misst. Glauben Sie mir!«
    Flanders sah ihn entsetzt an und begann tatsächlich zu schwanken. Vor seinem Tod hatte Kenneths Großvater den Protokolllehrer engagiert, der seinen Enkel unterrichten sollte. Er hatte gehofft, Kenneth würde sich rasch in die feine englische Gesellschaft einfügen. Das war bislang allerdings nicht der Fall. »Eine Frau! Unter keinen Umständen, Euer Gnaden! Euresgleichen wäre empört«, bemerkte Flanders.
    Stets waren alle um »seinesgleichen« besorgt, um jene Adligen, die auf ihn herabsahen, weil er aus dem heidnischen Arabien kam. Kenneth blickte zu dem Schneider hinunter, der die Hose aufschnitt. »Am Bein passt sie auch nicht.«
    »Denkt bitte daran, Euer Gnaden: Niemand spricht vom ›Bein‹ oder irgendeinem anderen Körperteil«, korrigierte Flanders ihn, »jedenfalls nicht in der feinen Gesellschaft. ›Gliedmaß‹ lautet die korrekte Bezeichnung.«
    Immerzu erzählten ihm die Leute, wie er sprechen, was er sagen sollte. Kenneth runzelte die Stirn. »Wo wir gerade von Beinen reden: Warum ist mein Esstisch vollkommen verhüllt? Die Beine sind aus handgeschnitztem Mahagoni und sollten zu sehen sein.«
    Flanders senkte die Stimme. »Weil der Anblick eines Tisch…beines … Männer bekanntermaßen erregt. Deshalb werden sie nicht gezeigt.«
    Guter Gott! Engländer erregte es, ein Tischbein zu sehen? Das war wahrlich eine merkwürdige Kultur. Nach Monaten, in denen man ihn getadelt, zurechtgewiesen, korrigiert und zu dressieren versucht hatte, reichte es Kenneth. Er marschierte mit großen Schritten aus dem Ankleidezimmer in seinen benachbarten Salon. Dort blieb er vor seinem Satinholzsekretär stehen und starrte ihn an.
    Seine Entourage trippelte hinter ihm her, eine kleine Horde sehr anständiger schwarzgewandeter Wanzen. Flanders’ besorgte Stimme erklang: »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden, aber was tut Ihr?«
    »Ich sehe mir die Beine des Sekretärs an.« Er richtete sich auf und blickte auf seinen Schritt herab. »Nein, funktioniert bei mir nicht. Ich bin kein bisschen erregt.«
    Mit einem verstohlenen Grinsen kehrte er ins Ankleidezimmer zurück, um sich weiter malträtieren zu lassen. Der Küchenhelfer erschien mit wichtiger Miene. Kenneth unterdrückte seinen Ärger. Sein französischer Koch bereitete mit Vorliebe schwere Sahnesaucen, die der Verdauung nicht guttaten. Leider war ein hochgelobter Koch unentbehrlich, wenn man Gesellschaften gab, und Pomeroy war ein solcher, persönlich eingestellt von Cousin Victor.
    »Entschuldigt, Euer Gnaden, Chef Pomeroy würde gern wissen, ob Ihr heute Abend Huhn oder Rind zum Abendessen wünscht.«
    Kenneth sah Flanders an, während er antwortete: »Sag ihm, ich wünsche die … Hühnerbrust.«
    Flanders verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen.
    »Ja, genau, eine hübsche runde weiße Brust. Ich hätte sehr gern die Brust – und je größer, desto besser!«
    Der Küchengehilfe, der nicht mitbekam, was hier passierte, nickte nur und ging wieder.
    Kenneth stand in seinem opulenten Ankleidezimmer und staunte ein weiteres Mal darüber, wie sorgfältig sein ganzes Leben geordnet war. Er hatte einen Butler, der für ihn die Tür öffnete, eine Magd, die ihm Feuer machte, und einen Koch, der ihm Verstopfungen bescherte.
    Der Schneider holte ein langes Band hervor. »Wenn Ihr gestattet, nehme ich noch einmal korrekt Maß, Euer Gnaden.«
    Kenneth gab es auf und zog sich bis auf die weiße Seidenunterhose aus. Dann streckte er die Arme aus. Er kam sich wie ein verdammter Idiot vor. Der Schneider legte das Band an seinem Hals an und maß von dort bis zu seinem Handgelenk. Keine Würde. Keine

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