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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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beleuchtet wurde, und begann zu essen.
    Eugenie war ausgesprochen gesprächig, was bei ihr selten vorkam. »Soll ich dir einen Kessel heißes Wasser machen?«
    »Ja, gerne«, erwiderte Aislinn. Jeder wusste , daß sie peinlich auf Sauberkeit achtete. Bevor sie abends zu Bett ging, w u sch sie sich im Schlafraum hinter einem Paravent von Kopf bis Fuß. Auf die meisten anderen Mädchen wirkte das ebenso exzentrisch wie das Barfußlaufen. »Sieht aus, als wäre heute abend viel Betrieb im Speisesaal gewesen.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Geschirrstapel. Wenn sie mit dem Essen fertig war, wollte sie Eugenie ablösen und das Spülen übernehmen.
    »Der Junge war hier«, sagte Eugenie geheimnisvoll, und es dauerte einen Moment, bis Aislinn begriff, daß sie von Marshall Shay McQuillan sprach. Ihn als »Jungen« zu bezeichnen war eine gewaltige Untertreibung, denn McQuillan war ein ausgewachsener Mann - ein wahres Prachtstück von einem Mann. »Ich glaube, er hoffte, dich zu sehen.«
    Aislinns Kehle wurde trocken, und sie spürte wieder dieses seltsame Gefühl im Magen, das sie an die Maiskörner, die in einem heißen Topf aufplatzten, denken ließ. »Unsinn«, erwiderte sie, merkte aber, daß ihre Stimme bebte. »Für ihn ist eine Frau wie die andere. Das weiß doch jeder.«
    Eugenie pumpte Wasser in einen großen Eisenkessel, den sie schweratmend auf die Herdplatte setzte. »Ach, tatsächlich?« Aislinn dachte daran, wie sie vorhin in seine blauen Augen geschaut hatte, und ihre Kehle zog sich zusammen. Nachdem sie wieder ruhig atmen konnte, stand sie auf und sah Eugenie, die sie herausfordernd anblickte, direkt ins Gesicht. »Tut mir leid«, erklärte sie bestimmt. »Ich verstehe ja, daß der Marshall dein Freund ist, und es ist natürlich dein gutes Recht, für ihn einzutreten, aber ich habe das Recht auf meine eigene Meinung, und ich denke, daß er schlicht und einfach ein Ärgernis ist.«
    Erstaunlicherweise lachte Eugenie über diese Bemerkung. »Das kann er durchaus manchmal sein. Aber alles im Leben hat zwei Seiten, Mädel. Ich hoffe nur, daß du das herausfindest, bevor es zu spät ist.«
    Die Köchin gluckste. »Das hast du schön gesagt, Eugenie!«
    Aislinn leerte die Essensreste von ihrem Teller in einen Abfallbehälter, der später vor die Tür gestellt wurde, damit Bert, ein liebenswerter streunender Hund, etwas zum Fressen hatte. Dann machte sich Aislinn ans Spülen, denn sie muss te ja sowieso darauf warten, daß ihr Wasser heiß wurde. Eugenie und die Köchin trafen schon erste Vorbereitungen fürs Frühstück, wobei sie leise miteinander t u sch elten und wie Schulmädchen kicherten. Aislinn schüttelte nur den Kopf.
    Als sie in den Schlafraum unter dem Dach kam, war es heiß und stickig im Zimmer. Da einige der Mädchen schon schliefen, öffnete Aislinn ganz leise das einzige Fenster, w u sch sich gründlich, zog ein Nachthemd an, bürstete die Haare durch und flocht sie wieder zu einem Zopf. Dann kroch sie ins Bett und sprach ihr Nachtgebet. Sie bat den Herrn, Thomas und Mark zu beschützen, und betete darum, daß sie ihre Brüder bald zu sich holen konnte. Als sie dann die Augen schloss , hörte sie ein leises Wimmern.
    Zuerst glaubte sie, daß eines der neuen Mädchen weinte, weil es Angst und Heimweh hatte, aber dann merkte sie, daß das Wimmern von der Straße kam.
    Niemand im Schlafsaal rührte sich. Aislinn versuchte, das unterdrückte Schluchzen zu ignorieren - aber schließlich hielt sie es doch nicht mehr aus. Sie stand auf, trat zum Fenster und la u sch te in die Dunkelheit. Es waren die üblichen Gerä u sch e der Nacht zu hören: die Musik aus dem Saloon, das Hundegebell, die Schreie eines Esels, das Gelächter der Cowboys, sogar ein einzelner Revolverschu ss - wobei sie sofort an den Marshall dachte und um sein Leben und seine Sicherheit fürchtete. Zu hören war aber vor allem das verzweifelte und hoffnungslose Weinen.
    Aislinn beugte sich weit aus dem Fenster und erkannte eine geduckte Gestalt, die in dem schmalen Spalt zwischen Hotel und Krämerladen kauerte. Aislinn wollte sie rufen, aber dann verwarf sie diese Idee, denn die Mädchen, die das Zimmer mit ihr teilten, hatten den ganzen Tag hart gearbeitet und brauchten ihren Schlaf. Hastig warf sie sich einen Morgenmantel über und eilte leise die Hintertreppe hinunter. In der Küche, in der jetzt niemand mehr war, zündete sie eine Lampe an und schob den Riegel der Hintertür zurück.
    Bert, der Streuner, blickte nur kurz von seinem

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