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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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den ersten Treppenabsatz erreicht, als Eugenie mit einer Lampe in der Hand aus ihrem Zimmer kam. »Aislinn? Was ist los mit dir? Du siehst so blaß aus, bist du krank?«
    Aislinns Herz begann heftig zu pochen. »Ich ... ich bin nicht krank. Ich hatte nur plötzlich Hunger.« Sie haßte sich dafür, daß sie Eugenie belog, die immer freundlich zu ihr gewesen war und die vielleicht sogar Verständnis für Liza Sues Situation gehabt hätte, aber sie wagte es nicht, sich der älteren Frau anzuvertrauen, denn es stand zuviel auf dem Spiel. »Es tut mir leid, daß ich dich gestört habe.«
    Eugenie betrachtete Aislinn schweigend, gab aber nicht zu erkennen, ob sie dem Mädchen glaubte oder nicht. Schließlich seufzte sie tief, nickte und zog sich in ihre Kammer zurück.
    Aislinn h u sch te nach oben und eilte mit einem einfachen grünen Wollkleid leise wieder die Treppe hinunter. Sie hoffte nur, daß niemand erkennen würde, daß es ihr Kleid war.
    Liza Sue saß im Dunklen in der Vorratskammer, denn die Kerze war inzwischen heruntergebrannt. Sie knabberte an einem Kanten Brot, den sie gefunden hatte, und starrte das Wollkleid an.
    »Schnell, zieh dich um«, befahl Aislinn leise. »Ich hole inzwischen Wasser und Seife, damit du dir die Schminke aus dem Gesicht waschen kannst.«
    »Der ganze Plan ist einfach verrückt«, murmelte Liza Sue, aber sie zog ihr aufreizendes Rüschenkleid aus. Es roch nach Schweiß und billigem Parfüm.
    »Mag sein«, erwiderte Aislinn ungeduldig, »aber eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Du kannst heute nacht in der Wäschekammer neben dem Schlafsaal schlafen. Morgen früh tust du so, als wärst du gerade erst in der Stadt angekommen. Du gehst zur Küchentür und fragst nach Arbeit.«
    »Und wenn sie mich nicht nehmen?«
    »Verdammt«, zischte Aislinn wütend, die sonst nie fluchte. »Warum muss t du immer das Schlimmste annehmen? Ich habe dir doch gesagt, daß Eugenie ständig Hilfskräfte gebrauchen kann.« Sie holte Wasser und Seife und brachte auch ein Küchenhandtuch mit. »Hast du noch Hunger? Vom Abendessen sind noch Maisbiskuits übrig, etwas Braten müßte auch noch da sein.«
    Liza Sue begann, ihr Gesicht zu schrubben. Es muss te ziemlich weh tun, denn sie zuckte immer wieder zusammen, wenn sie eine der Wunden berührte. »Ich hätte gerne ein Biskuit«, gab sie scheu zurück.
    Die Mädchen löschten die Lampe und schlichen im Dunklen vorsichtig die Treppe hoch. Aislinn ging voran. Liza Sue hielt sich ängstlich an deren Hand fest. Vor dem Haus bellte Bert inbrünstig den Mond an. Als die beiden jungen Frauen den ersten Treppenabsatz erreichten, sahen sie, daß in Eugenies Zimmer noch Licht brannte, und sie hörten das gleichmäßige Quietschen eines Schaukelstuhls. Sie hielten beide den Atem an, bis sie unterm Dach in der Wäschekammer waren.
    »Gute Nacht«, wisperte Aislinn.
    Liza Sue nickte stumm.

3
     
    Am nächsten Morgen kam der Marshall gutgelaunt in den Speisesaal und bestellte Eier mit Speck. Das wäre eigentlich nichts Ungewöhnliches gewesen - wenn er nicht vor einer Stunde schon eine doppelte Portion Comed beef mit Bratkartoffeln zum Frühstück gegessen hätte.
    Aislinn machte sich darüber jedoch weiter keine Gedanken, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, einen Weg zu finden, um Liza Sue unbemerkt aus dem Hotel zu schmuggeln, damit diese zur Küchentür gehen und nach der Arbeit fragen konnte. Marshall McQuillan hatte wahrscheinlich einfach einen gesunden Appetit/nachdem er sich monatelang hauptsächlich von Flüssignahrung ernährt hatte. Aus Loyalität zu Eugenie, die ja so große Stücke auf den Mann hielt, zwang sie sich sogar zu einem kleinen Lächeln. »Du bist wirklich eine Augenweide, Aislinn Lethaby«, sagte er gedehnt, als er aufstand, um zu gehen. Er schenkte ihr sein berühmtes Lächeln, aber zu Aislinns großer Erleichterung ließ sie das diesmal vollkommen kalt. »Vielleicht sehen wir uns heute abend beim Tanz.«
    Aislinn biß sich auf die Unterlippe. Bei den Tanzabenden, die an jedem ersten Samstag im Monat im Hotel stattfanden, wurde den Gästen alkoholfreier Fruchtpunsch serviert. Diese Abende waren die absoluten Höhepunkte im Gesellschaftsleben von Prominence, die sich auch kaum jemand entgehen ließ, aber leider hatte der Hoteldirektor den Mädchen und den anderen Angestellten strikt verboten, sich unter die Gäste zu mischen, um möglichen Komplikationen, die sich daraus ergeben könnten, vorzubeugen. »Es tut mir leid«, antwortete

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