Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Frage stellte ein Gentleman einer Lady eigentlich nicht. Aber welchen Sinn machte es noch, über Umgangsformen nachzudenken, nachdem Aislinn ohnehin schon gegen nahezu alle Regeln der besseren Gesellschaft verstoßen hatte. Sie hatte mit Shay im Schatten der Veranda eng umschlugen getanzt und sich dann von ihm küssen lassen. Sie hatte das Kleid einer Prostituierten angezogen und war in eine Bar gegangen, über deren Schwelle eine Lady nie ihren Fuß gesetzt hätte, und dann hatte sie auch noch einen Großteil der Nacht im Gefängnis verbracht - wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Das alles genügte ja wohl für einen einzigen Abend. »Hast du denn gut geschlafen?« stellte sie die Gegenfrage und hielt die Hand über die Augen, um sich gegen die Sonne zu schützen, während sie zu ihm aufschaute. Er grinste sie an. »Nein, Ma'am.«
    Sie hätte ihn gerne gefragt, wohin er reiten wollte - aber das wäre ebenso unhöflich gewesen wie seine Frage.
    Shay beugte sich im Sattel vor, stützte sich dabei mit der Hand auf den Sattelknopf und sah sie mit seinen himmelblauen Augen durchdringend an. »Wie kommst du mit der Arbeit im Laden zurecht?«
    Offensichtlich hatte er inzwischen schon mit Dorrie gesprochen. Sie muss te ihm gesagt haben, daß sie Aislinn bei sich aufgenommen hatte.
    »In zwei bis drei Tagen werde ich mich bestens auskennen«, erwiderte sie, denn wenn es etwas gab, auf das sie sich verlassen konnte, dann war es ihre Fähigkeit, sich innerhalb kürzester Zeit mit einer neuen Aufgabe vertraut zu machen. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, Shay doch auf der Stelle von Mr. Kyles Besuch und dem seltsamen Gespräch zu erzählen, aber dann merkte sie, daß sein Blick über sie hinwegglitt und er jemanden fixierte, der hinter ihr stand.
    Nach kurzem Zögern tippte er mit dem Finger an die Krempe seines Hutes. »Hallo, Cornelia«, begrüßte er seine Schwester.
    »Einen wunderschönen guten Tag, Shamus«, zwitscherte sie. »Du und ich sollten uns doch wirklich mal zusammensetzen und unsere Streitigkeiten begraben. Das wäre doch sicher auch im Sinn von Mama und Papa. Vielleicht hättest du Lust, heute abend zu uns zum Essen zu kommen.«
    Shays Augen zogen sich zusammen. Es war klar zu erkennen, daß Cornelias freundliches Angebot ihn irritierte und misstrauisch machte. Doch im nächsten Moment strahlte er übers ganze Gesicht und grinste schräg. » Wi e könnte ich so eine herzliche Einladung meiner Schwester ablehnen?« entgegnete er lächelnd.

7
     
    Shay und Tristan saßen einander im Sattel ihrer nervös tänzelnden Pferde gegenüber. Die Brüder hatten sich abseits des Weges auf einer Lichtung getroffen, die von Birken umstanden war.
    »Billy Kyle hat die Kutsche überfallen und die fünf Menschen auf dem Gewissen«, sagte Sh a y, während er den Hals seines Wallachs tätschelte.
    Tristan beugte sich vor und stützte die Hand auf den Sattelknopf. Er hatte die Krempe seines Hutes tief in die Stirn gezogen, um seine Augen vor der grellen Mittagssonne zu schützen. Zwar trug er nicht haargenau die gleiche Kleidung wie Shay, aber sie glich ihr doch immerhin so sehr, daß sich die beiden Männer zum Verwechseln ähnlich sahen. »Der Junge des Ranchers?«
    Shay antwortete nicht, denn die Frage war ohnehin nur rhetorisch gemeint.
    »Zuzutrauen wäre es ihm, aber warum sollte der Sohn eines reichen Mannes so ein Risiko auf sich nehmen? Er muss doch wissen, daß er dafür hängen wird. Es dürfte kaum eine Jury geben, die einen Mann freispricht, der aus Habgier unschuldige Frauen umgebracht hat.«
    Shay rückte seinen Hut zurecht. »Wenn Billy ein Geständnis ablegt oder ich schlüssige Beweise für seine Schuld habe, werde ich vielleicht nicht auf den Urteilsspruch einer Jury warten.«
    Tristan kontrollierte sein Pferd mit der Erfahrung eines ausgezeichneten Reiters, indem er nur kurz die Zügel bewegte, die er in der linken Hand hielt. »Das wäre Selbstjustiz, und das werde ich nicht zulassen, auch wenn ich vollstes Verständnis für deine Reaktion hätte.«
    »Das geht dich überhaupt nichts an.«
    »Ich sehe die Sache anders«, erwiderte Tristan ruhig. »Es war immerhin meine Kutsche und mein Geld.« Entweder hatte er diese Bemerkung absichtlich fallenlassen, oder er hatte für einen Moment seine Wachsamkeit vergessen. Auf jeden Fall war das ein Ding!
    Shay stieß einen leisen Pfiff aus, worauf die Pferde die Ohren spitzten und zur Seite tänzelten. »Sieht ganz danach aus, daß du mich angelogen

Weitere Kostenlose Bücher