Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
sie in die Arme zu nehmen und ihr zu versichern, daß er alles daransetzen würde, die Sache in Ordnung zu bringen. Aber natürlich unterdrückte er diesen Wunsch.
Sie stand auf. »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte sie. »Wenn Sie mir den Weg erklären ...«
»Ich führe Sie selbst hin.« Er hatte nämlich die Absicht, Emily zu überreden, die blöden Schafe in der Obhut des Hundes zu lassen - zumindest so lange, um mit ihm in die Stadt zu reiten und sich ein Stück gebratenes Huhn und die anderen Köstlichkeiten einzuverleiben, die Aislinn auftischen würde.
»Ich kann meine Schafe nicht allein lassen«, lehnte sie ab, nachdem er ihr seinen Vorschlag unterbreitet und dabei die blökende Herde betrachtet hatte, die sich langsam in die Hügel bewegte. Tristan saß auf seinem Wallach, während Emily ihre Stute ritt, die sie Walter nannte. »Schafe kann man kaum daran hindern weiterzuziehen. Sie lassen sich nicht wie Rinder auf eine Weide sperren, Mr. Saint-Laurent.«
»Das weiß ich sehr wohl, Emily«, erwiderte er gutgelaunt. »Und nennen Sie mich doch bitte endlich Tristan.« Er rückte seinen Hut zurecht und trieb sein Pferd an. Der Geruch der Schafe brannte und juckte in seiner Nase. »Oben lebt ein alter Mann in einer Hütte. Ich werde ihn bitten, ein Auge auf die Herde zu haben. Sie können sowieso nicht allein die Nacht in den Hügeln verbringen.«
Emily blickte ihn nicht an, und ihr Gesicht war wieder unter der breiten Hutkrempe verborgen. »Ich habe nicht gerade in vornehmen Hotels geschlafen, seit ich Butte verlassen habe«, sagte sie. »Spud, Walter und ich sind gewohnt, unter dem Sternenhimmel zu schlafen.« Sie seufzte leise. »Obwohl ich gehofft hatte, hier in Prominence wieder in einem Haus Unterkunft zu finden.«
Tristan fühlte sich plötzlich ganz miserabel, obwohl das sicher nicht Emilys Absicht gewesen war. »Sie können in meinem Haus schlafen. Ich werde in der Scheune übernachten.«
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. »Ich schlafe bei den Schafen. Wie ich bereits gesagt habe, sind sie alles, was ich habe.«
Tristan fühlte sich gleichermaßen stark zu dieser Frau hingezogen, wie sie ihn wütend machte. »Sie wären dort oben nicht sicher«, erklärte er schroff. »Abgesehen von Bären und Pumas treibt sich dort auch allerlei lichtscheues Gesindel herum.«
»Ich bin nicht überzeugt, daß ich in Ihrem Farmhaus sicherer wäre - falls es überhaupt Ihr Haus ist.« Sie rieb sich den Nacken mit einer Hand. »Obwohl ich zugeben muss , daß ich schon gerne wieder mal in einem Bett schlafen würde.«
Sie schwiegen, bis sie zu der Hütte kamen, in der Tristan einen alten Einsiedler namens John S. Polymarr kostenlos wohnen ließ. Im Gegenzug berichtete ihm der Alte gelegentlich, wer sich in der Gegend herumtrieb und was drüben auf der Kyle-Ranch im Gange war.
Polymarr stand in der Tür der Hütte. Er trug ein zerschlissenes Unterhemd und eine ausgebeulte Hose, die von Hosenträgern gehalten wurde. Ungläubig starrte er auf die Schafherde, die sich blökend den Hügel hinaufschob, wobei die Tiere unablässig von einem Hund angetrieben wurden.
»Die Viecher sollten Sie aber schleunigst hier wegschaffen«, riet er Tristan. »Wenn Kyle hört, daß Sie jetzt Schafe halten, wird es mächtig Stunk geben.«
Tristan stieg vom Pferd und nahm den Hut ab. Nicht weil er vor Polymarr besonderen Respekt gehabt hätte, sondern weil er es einfach so gewohnt war. Seine Mutter hatte immer streng darauf geachtet, daß Tristan sich an die Umgangsformen hielt - und meistens tat er das auch. »Kyle sitzt seine Strafe im Staatsgefängnis ab«, erwiderte er. »So bald wird er keinen Stunk mehr machen.«
Polymarr spuckte auf den Boden, bevor er seinen Blick über Emily gleiten ließ, die noch auf ihrem Pony saß. »Ich habe es selbst nicht so mit Schafen«, meinte er.
»Ich auch nicht«, gab Tristan freimütig zu. »Aber ich wollte dir trotzdem fünf Dollar dafür zahlen, daß du einen oder zwei Tage auf die Herde aufpasst . Die Lady muss nämlich in der Stadt etwas erledigen.«
Der alte Mann blinzelte erstaunt. »Das ist eine Lady?«
Tristan merkte trotz der Entfernung, die zwischen ihnen lag, daß Emily sich versteifte, und er war froh, daß sie seinen Mund nicht sah, der sich leicht spöttisch verzog. Ob sie eine Lady war, muss te er erst noch herausfinden, aber auf jeden Fall war sie eine bemerkenswerte Frau, denn daß sie nur mit Hilfe eines Hundes und einer Stute eine Schafherde von
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