Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
sanftem Druck vorwärtsz u sch ieben. Ein Mann war auf die Veranda getreten und hatte seine Arme auf die weißgestrichene Brüstung gestützt. Das Licht aus dem Haus ließ seine blonden Haare golden leuchten. Obwohl Emily nur die Konturen des Mannes erkennen konnte, sah sie seiner ganzen Haltung an, daß er Tristans Zwillingsbruder sein muss te.
Als Emily die drei Stufen zur Veranda hinaufstieg, schämte sie sich plötzlich noch mehr wegen ihres Aussehens - besonders wegen ihrer Kleidung. Jetzt tat es ihr leid, daß sie sich von Tristan hatte überreden lassen, ihn in die Stadt zu begleiten. Sie hätte bei ihren Schafen bleiben sollen, obwohl sie sich danach sehnte, wieder einmal fröhliches Lachen zu hören, im Licht an einem gepflegten Tisch zu sitzen und mit Messer und Gabel essen zu dürfen. Und wenn es auch nur für einen einzigen Abend war. »Ich bin seit Wochen unterwegs«, sagte sie, um damit die Hosen, den Umhang und das kragenlose Männerhemd zu erklären.
»Mit einer Schafherde«, fügte Tristan düster hinzu, als er in die Eingangshalle trat.
Der andere Mann pfiff leise durch die Zähne, als ob damit alles gesagt wäre.
»Das ist mein Mann«, stellte Aislinn vor und deutete auf Shay, der ihnen ins Haus gefolgt war und Tristan wie aus dem Gesicht geschnitten war. Emily schien es unmöglich zu sein, die beiden voneinander zu unterscheiden. »Shamus McQuillan«, fuhr Aislinn fort, »aber wir nennen ihn einfach Shay.«
»Schafe?« murmelte der Marshall nachdenklich, als hätte er noch nie von solchen Tieren gehört.
Im Esszimmer war der Tisch gedeckt. Die blütenweiße Decke, die silbernen Kerzenleuchter, das feine Porzellan - all das war eine Augenweide für Emily. Thomas und Mark waren nicht zu sehen, aber Emily vermutete, daß die Jungs sich irgendwo versteckt hatten, um sich nichts vom Gespräch entgehen zu lassen. Sie muss te lächeln, obwohl sie so nervös war.
»Hier entlang«, meinte Tristan, bevor Emily fragen konnte, wo sie sich etwas frischmachen konnte. Er berührte ganz leicht ihren Arm und führte sie durch das Esszimmer in die geräumige Küche, die sich gleich anschloss . Er holte ein Waschbassin aus der Abstellkammer und erhitzte auf dem Herd Wasser. Dann holte er Seife und ein Handtuch.
Emily sehnte sich nach duftender Seife und warmem Wasser. Sie ließ sich von Tristan den Umhang abnehmen und w u sch sich gründlich Hände und Gesicht. Am liebsten wäre sie ganz in das Becken getaucht und hätte sich von Kopf bis Fuß gesäubert.
Als Tristan sie ins Esszimmer zurückführte, wo sein Bruder und seine Schwägerin sich leise unterhielten, fühlte Emily sich halbwegs präsentabel. Sie hatte sich dazu entschlossen, für eine Weile all ihre Sorgen und Probleme zu vergessen, um hier in diesem schönen Haus ein gutes Essen im Kreis dieser glücklichen Familie zu genießen. In den letzten Wochen und Monaten hatte sie nur in der Zukunft gelebt, hatte Pläne geschmiedet und Hoffnungen gehegt. Sie hatte sich Sorgen gemacht und hatte Ängste durchlitten. Aber da es sich nun mal so ergeben hatte, wollte sie an diesem Abend den Augenblick genießen und nur in der Gegenwart leben.
Es fiel Emily gefährlich leicht, sich vorzustellen, ihr Platz wäre hier bei diesen netten Menschen und sie würde wirklich zu ihnen gehören. Sie dachte nicht mehr an ihr hartes Leben in Minnesota, wo sie aus Not einen Mann geheiratet hatte, der im Alter ihres Onkels gewesen war und der bald nach der Hochzeit gestorben war und sie zu einer jungen Witwe gemacht hatte. Sie dachte auch nicht daran, wie enttä u sch t sie gewesen war, als sie in Butte angekommen war, nur tun ihren Onkel, ihren letzten Verwandten, zu begraben, und sie dachte nicht mehr an die Strapazen der langen, einsamen Reise von Montana nach Prominence. Für eine kleine Weile stellte sie sich vor, ein schönes Kleid zu tragen, daß ihre Zukunft rosig aussähe und daß sie ein Recht dazu hätte, das Lachen und das unterhaltsame Gespräch bei Tisch zu genießen.
Erst als der Abend zu Ende ging und sie noch einen starken Kaffee tranken, kam das Thema wieder auf die Schafe.
»Es wird Ärger geben, wenn die Viehzüchter davon erfahren«, sagte Shay voraus. Er blickte dabei zwar Tristan an, aber es war klar, daß er eigentlich zu Emily gesprochen hatte, denn es war schließlich ihre Herde.
»Soweit ich verstanden habe, wollte Emily die Ti ere ja auf ihrem eigenen Land halten«, erklärte Tristan. Er schaute sie über den Tisch hinweg an, und sein Blick
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