Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
an. »Ich bin ziemlich schnell mit dem Fünfundvierziger. Wäre es also nicht einfacher - und sicherer für euch -, wenn ich mich mal nach meiner Herde umsehe und dann mit meinen Tieren euer Land verlasse?«
»Knall ihn ab«, befahl der Unfreundliche.
»Aber sein Bruder ist der U.S.- Marshall «, gab Mr. Freundlich zu bedenken.
»Das ist der Typ, der unserem Boß das Ohr abgeschos sen hat und ihn ins Staatsgefängnis gebracht hat«, sagte der Grimmige und schaute Tristan haßerfüllt an.
»Also, für alles bin ich ja nun auch wieder nicht verantwortlich«, spottete Tristan. »Mein Bruder Shay hat mit Hilfe eines un bestechlichen Richters dafür gesorgt, daß Kyle in den Knast gekommen ist - zusammen mit zwölf anderen Halunken von euch.«
Dem Dicken traten die Adern an den Schläfen hervor, aber der andere, der offensichtlich einen kühleren Kopf besaß, lenkte ein. »Wir haben sicher noch eine Rechnung offen, St. Lawrence - o der meinetwegen auch Saint-Lau rent. Du wirst eines Tages dafür bezahlen, daß Billy tot ist und Mr. Kyle im Gefängnis schmort. Aber so weit ist es noch nicht. Deshalb werden wir unsere Herde überprüfen, und falls wir ein Tier mit deinem Brandzeichen entdecken, wirst du es selbstverständlich zurückbekommen.«
»Ich möchte mich lieber selbst umsehen«, erwiderte Tristan ruhig. Das war keine höfliche Bitte, auch wenn es vielleicht so geklungen hatte, denn ein Mann, der seine Herde nicht mit seinem Leben beschützte, würde bald keine Herde mehr haben.
Langsam senkten die beiden Reiter ihre Gewehre, aber Tristan hielt seinen Revolver auf sie gerichtet, bis die Gewehre in den Sattelholstem steckten. Natürlich blieb Tristan wachsam, aber die Erfahrung sagte ihm, daß er im Moment nichts zu befürchten hatte.
Er ritt ein kleines Stück hinter den Männern her, so daß er beide im Auge behalten konnte. Sie ritten an einem kleinen Birken-Wäldchen vorbei, durch dichtes Gestrüpp und kamen immer höher. Als sie den Gipfel erreicht hatten, hielten sie kurz die Pferde an.
Ohne die Männer aus den Augen zu lassen, überblickte Tristan das weite Land der Kyle-Ranch. Er schaute über das riesige Terrain und betrachtete das große Haus. Tristan stellte sich vor, daß Emily einmal die Herrin dieses Hauses sein würde. Er sah sie vor sich, wie sie ein schönes Kleid trug - wie bei Aislinn am Bauch ein bisschen gewölbt, weil sie ein Kind erwartete. Ihre Haare würde Emily lose im Nacken zusammengebunden tragen, und sie würde eine gesunde Gesichtsfarbe haben.
Tristan hatte sich inzwischen mit Kyles Anwälten in der Stadt getroffen. Der alte Mann hatte keine Erben, und er selbst würde nie wieder auf die Ranch zurückkehren. Kyle wollte sein Geld einer Wohltätigkeits-Organisation vererben, aber bislang zögerte er noch, Tristan die Ranch zu verkaufen.
Eine hübsche Indianerin trat aus einer Hütte und schüttelte einen Teppich aus. Sie betrachtete Tristan neugierig, bevor sie sich schnell zurückzog. Sie ritten an weiteren Hütten vorbei, und es dauerte nicht lange, bis sich Tristans Anwesenheit herumgesprochen hatte. Er sah eine Handvoll Männer, die um das Herrenhaus herumlungerten, aber er war sicher, daß sich noch mehr Schützen irgendwo versteckt hatten.
Tristan hatte keine Angst, denn sein Adoptivvater hatte ihn gelehrt, daß Angst einen Menschen lähmte und unfähig machte zu handeln.
Natürlich war sich Tristan der Gefahr bewusst , in der er sich befand. Er wollte auch gewiß nicht sterben, aber das, was er tat, war die einzige Möglichkeit, der Powder-Creek- Bande, die ja vollkommen kopflos war, zu zeigen, wer der Herr im Ring war. Mit ruhiger Stimme befahl er den Reitern, ihre Pferde anzuhalten.
»Unser Nachbar behauptet, daß sich ein paar seiner Rinder auf unsere Weiden verirrt haben«, erklärte Mr. Freundlich. »Seht doch mal nach, ob der Herr recht hat - und falls ihr ein oder zwei Tiere mit fremden Brandzeichen entdeckt, dann bringt ihm die Rinder zurück.«
Mr. Freundlich schien der neue Vormann auf der Ranch zu sein, denn die anderen Cowboys betrachteten ihn mit einem gewissen Respekt und fügten sich seiner Autorität. Tristan ließ seinen Blick über die Männer gleiten, die ihn ihrerseits abschätzend beobachteten. Sein Gefühl sagte ihm, daß von diesen Leuten keine direkte Gefahr ausging, denn sie waren nur an ihrem Lohn interessiert und waren Kyle gegenüber nicht ausgesprochen loyal. Keiner dieser Männer würde für William Kyle sein Leben riskieren, sie
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