Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
Königin beim Nachmittagstee im Schloss . Das stand im krassen Widerspruch zu der Tatsache, daß sie hier in Männerhosen im Gras saß und einen Umhang trug, der abscheulich nach Hammel stank. »Ich versichere dir, daß mein Leben ein kostbares Gut für mich ist. Wenn ich es hätte wegwerfen wollen, dann hätte ich das schon viel früher getan.«
Die Art, wie sie sprach, berührte ihn, und nicht zum ersten Mal fragte er sich, was sie wohl für eine Vergangenheit hatte. Aber da er nicht bereit war, über seine eigene Vergangenheit zu reden, schnitt er dieses Thema lieber nicht an. Er stand auf und klopfte seine Hose mit beiden Händen ab. Dann griff er nach seinem Hut - und wäre dabei mit dem Kopf fast gegen Emilys Kopf gestoßen. Er war ihr so nahe, daß ihn der Wunsch, sie zu küssen, mit einer solchen Heftigkeit überkam, daß er beinahe schwach geworden wäre und es getan hätte.
Ihre Aufmerksamkeit war dagegen auf seinen Fünfundvierziger gerichtet. »Bist du gut mit dem Revolver?«
»Ziemlich«, erwiderte er und räusperte sich verlegen, weil er auf so eine Frage nicht gefasst gewesen war. Er war wirklich kein schüchterner Mann, aber diese Frau hatte etwas an sich, was ihn verlegen wie einen Schuljungen beim ersten Rendezvous machte.
»Hast du schon mal einen Menschen erschossen?«
Er tat, als hätte er die Frage nicht gehört. »Ich muss mich wieder an die Arbeit machen«, murmelte er und ging zu seinem Wallach. »Ich sehe dich dann heute Abend .« Er schwang sich in den Sattel, berührte kurz seinen Hut und ritt dann davon.
4
Als Emily am Abend nach einem langen Tag schmutzig und hungrig zu dem großen Haus zurückkam, spürte sie, wie ihr Selbstvertrauen schwand. Durchs Fenster fiel Licht, und sie sah, daß Tristan in der Küche stand. Einen Moment lang zögerte sie und überlegte, ob sie einfach ins Haus gehen sollte - denn sie betrachtete es ja als ihr rechtmäßiges Eigentum -, aber dann klopfte sie doch an die Tür.
»Herein«, rief er gutgelaunt von drinnen.
Sie trat ein. Tristan stand am Herd und schlug braungesprenkelte Eier in einer Pfanne auf. Er sah sie mit seinem berühmten schrägen Grinsen an. »Tut mir leid«, meinte er. »Eier sind so ziemlich das einzige, was ich kochen kann.«
Sie hoffte nur, daß er das Knurren ihres Magens nicht hörte, und hob den Kopf. »Besten Dank. Ich liebe gebratene Eier.«
Sein Blick verriet ihr, daß er nicht sicher war, ob sie ihn nicht auf den Arm nahm. »Dann ist es ja gut.«
Emily konnte sich nicht erklären, weshalb sie die Nähe dieses Mannes einerseits so beruhigend fand, andererseits aber wieder irritierend. Sicher, er war ein gutaussehender Mann, und er hatte auch Charme, aber Emily hatte ihr Leben lang geglaubt, daß sie für solche Äußerlichkeiten unempfänglich sei.
Sie nahm eine Waschschüssel von der Wand und trat neben Tristan an den Herd. Die Eier rochen wie Ambrosia, obwohl es ihm fast gelungen wäre, sie zu ruinieren. »Darf ich?« fragte sie und deutete auf das Wasserreservoir, in dem es fast immer warmes Wasser gab.
»Natürlich«, antwortete er, nahm die Pfanne mit den Eiern vom Feuer und stellte sie auf einen Untersetzer in die Mitte des Tisches.
Emily nahm sich heißes Wasser und ging damit ins Freie zu einer Bank, wo ein Stück Seife und ein frisches Handtuch lagen. Sie schrubbte sich Gesicht und Hände und bedauerte, daß sie ihre Haare nicht waschen konnte, aber das würde jetzt zu lange dauern. Dann ging sie wieder zurück ins Haus.
Andere Männer hätten inzwischen längst zu essen begonnen, aber Tristan hatte auf Emily gewartet. Er setzte sich auch erst, nachdem sie am Tisch Platz genommen hatte, und deutete aufforde rn d auf die Eier, die teilweise verbrutzelt, teilweise noch glibberig waren.
Emily bedankte sich und lud sich eine anständige Portion auf den Teller. Sie war so hungrig, daß sie sich regelrecht beherrschen muss te, um das Essen nicht in sich hineinz u sch lingen. Em il y hatte ihren Teller schon fast geleert, als sie merkte, daß Tristan selbst nichts aß. Sie blickte ihn fragend an.
»Das Zeug schmeckt scheußlich«, meinte er und schob seinen Teller von sich.
Insgeheim stimmte Emily ihm zu, aber sie war viel zu hungrig, um die Eier stehenzulassen. Als ihr Teller leer war, nahm sie sich eine zweite Portion, obwohl sie am liebsten gleich aus der Pfanne gegessen hätte. »So schlecht schmeckt es nun auch wieder nicht.«
Er lachte leise. »Du bist eine Frau voller Widersprüche, Emily
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