Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
arbeiteten hier auf der Ranch für eine Weile, und wenn es ihnen nicht mehr gefiel, würden sie weiterziehen und anderswo anheue rn , wo das Essen vielleicht besser war oder man ihnen einen halben Dollar mehr pro Monat zahlte. Das bedeutete jedoch nicht, daß Tristan diesen Männern hätte trauen können, und es wäre auch tödlicher Leichtsinn gewesen, ihnen den Rücken zuzudrehen. Wie zuvor ritt er mit ein paar Metern Abstand hinter den Cowboys her und hielt sie ständig im Auge.
Nach einer We il e kamen sie zu einer Weide, auf der eine beachtliche Herde graste. Einer der sechs Reiter, ein junger Bursche, der gerade erst aus den Windeln gekrochen sein muss te, ließ sich etwas zurückfallen, wobei er darauf achtete, keine hastige Bewegung zu machen.
Tristan unterdrückte ein Lächeln. Der junge Bursche hatte ziemlich große Ohren, und die schien er auch gerne behalten zu wollen - jeder auf der Ranch wusste natürlich, daß Tristan der Mann war, der Kyle ein Ohr abgeschossen hatte.
»Was für ein Brandzeichen haben Ihre Tiere?« fragte der Junge nervös.
Es war ein zunehmender Mond, und das sagte Tristan ihm auch, obwohl er sicher war, daß die Männer die Markierung seiner Tiere genau kannten. So groß war Prominence ja nun wirklich nicht, und es gab kaum mehr als ein Dutzend Ranches im Umkreis von fünfzig Meilen.
»Warten Sie hier«, meinte der Junge. »Wir sortieren Ihre Tiere aus - falls überhaupt welche von Ihnen bei unserer Herde sind.«
»Ich wiederhole mich nicht gerne«, erwiderte Tristan, »aber ich habe die Absicht, mich selbst davon zu überzeugen.«
Danach gab es darüber keine Diskussion mehr.
Im Verlauf der nächsten zwei Stunden sonderten die Cowboys rund vierzig Tiere ab, die Tristan gehörten. Er vermutete zwar, daß sich noch mehr Rinder mit seinem Zeichen auf der Kyle-Ranch befanden, aber er ließ es gut sein. Im Augenblick konnte er mit dem zufrieden sein, was er erreicht hatte.
Der Junge, den die anderen Fletcher nannten - wobei offenblieb, ob das sein Vor- oder sein Familienname war -, wurde dazu bestimmt, Tristan zu helfen, die ausgerissenen Ti ere zu dessen Ranch zurückzutreiben.
»Gefällt es dir, für diese Burschen zu arbeiten?« fragte Tristan den Jungen, während er mit einem flachen Stein den Pfosten in die Erde schlug, den Emily mit ihrer Peitsche herausgerissen hatte. Fletcher saß dabei regungslos auf seinem Pferd und sah ein bisschen ängstlich aus.
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Die Bezahlung stimmt. Ich bekomme genug zu essen und habe einen Platz zum Schlafen. Mehr verlange ich nicht vom Leben.«
Tristan tätschelte beruhigend den Hals seines Wallachs, der nervös tänzelte, Dann blickte er Fletcher ins Gesicht. »Ich könnte auf meiner Ranch ein Paar kräftiger Hände gebrauchen. Hast du Interesse?«
»Wie viele Männer arbeiten für Sie, Mr. St. Lawrence?« erkundigte sich der Junge, ohne zu lächeln.
Tristan grinste. »Du wärst der einzige«, antwortete er. »Dafür hättest du dann aber auch die Schlafbaracke ganz für dich allein.«
Fletcher warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob ihnen jemand von der Powder Creek Ranch gefolgt war. Dann schaute er Tristan fest in die Augen. »Wieso glauben Sie, daß Sie mir vertrauen können?«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich dir traue«, erwiderte Tristan und warf den Stein zur Seite. Dann packte er den Pfosten mit beiden Händen und überprüfte, ob er fest im Boden saß. Er wackelte nicht. »Ich habe nur gesagt, daß ich Hilfe brauche. Du kannst den Job bei mir annehmen oder nicht. Das liegt ganz bei dir.«
»Ich müßte ein Pferd haben. Dieses hier gehört Kyle.«
»Ich könnte dir ein Pony geben.«
»Schießen kann ich auch.«
Tristan verkniff sich ein Grinsen. »Fein. Ich hoffe allerdings, daß du von dieser Fähigkeit keinen Gebrauch machen muss t.« Er schlang das lose Ende des Stacheldrahtes um den Pfosten, um die Lücke im Zaun zu schließen. »Wir beginnen bei Sonnenaufgang mit der Arbeit«, erklärte er. »Ich sehe dich dann morgen früh.« Er tippte mit der Hand an seinen Hut und ritt in Richtung seines Hauses davon, während Fletcher in die entgegengesetzte Richtung ritt.
Tristan hatte es plötzlich sehr eilig, nach Hause zu kommen, denn er dachte die ganze Zeit an Emily - und er fragte sich, was sie in seiner Abwesenheit angestellt haben mochte. Er w u sch sich am Brunnen vor dem Haus den Staub aus dem Gesicht, bürstete seine Haare und zog sich ein frisches Hemd an. Dann stieg
Weitere Kostenlose Bücher