Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Mann nicht wirklich glücklich gewesen war, zumindest argwöhnte er das.
Himmel, das war ja nicht auszuhalten. Er musste sofort aufhören, an den Sex mit Serina zu denken.
Das Thermometer zeigte inzwischen fast dreißig Grad. Im ungemütlichen London war Nicolas mit Anzug, Kaschmirmantel und Schal bekleidet ins Flugzeug gestiegen. Als er beim Zwischenstopp in Sydney über das heiße Rollfeld gegangen war, hatte er nur noch seinen Anzug getragen. Und in Port Macquarie war es noch heißer. Deshalb hatte er sich nach dem Duschen eine leichte Hose und ein ebenso leichtes Hemd angezogen.
Beim Einsteigen in seinen Mietwagen hatte er sich erfrischt und relativ entspannt gefühlt.
Doch das war schon wieder vorbei.
Das Gesicht verziehend beugte er sich vor und drehte die Klimaanlage bis zum Anschlag auf. Der kalte Luftstrom bewirkte, dass er zumindest einen klaren Kopf bekam.
Vor ihm ragte Wauchope auf, die Nachbarstadt von Rocky Creek. Er hatte in Wauchope die Highschool besucht, und die meisten Leute aus Rocky Creek fuhren hierher zum Einkaufen. Nachdem er die Innenstadt erreicht hatte, konnte er so große Veränderungen wie in Port Macquarie hier allerdings nirgends entdecken. Der Bahnübergang war immer noch derselbe, und auch an der Hauptstraße hatte sich eigentlich nichts verändert. Erst am Ortsausgang sah er, dass sich mehr Häuser am Highway entlangzogen als zu seiner Zeit. Und auf der anderen Seite von Timber Town, einem Touristenpark, war ein neues Einkaufszentrum entstanden.
Früher hatte Wauchope seinen Wohlstand allein dem Holz aus den umliegenden Wäldern zu verdanken gehabt. Die Bäume waren gefällt worden, bevor man sie auf Ochsenkarren durch die Berge hinunter zum Hastings River transportiert hatte, wo sie auf Frachter verladen und nach Port Macquarie verschifft worden waren. Aber das war lange her. Im Touristenpark von Timber Town konnte man die alten Routen jedoch immer noch besichtigen und alle möglichen Holzprodukte kaufen.
Nicolas dachte gerade an die große hölzerne Salatschüssel, die er seiner Mutter irgendwann zum Geburtstag geschenkt hatte, als er merkte, dass er die Abzweigung nach Rocky Creek verpasst hatte. Fluchend hielt er an, wendete und fuhr ein Stück zurück, bis er wieder an der Kreuzung war, die in Richtung Heimat führte.
Nein, nicht in Richtung Heimat, korrigierte er sich. Rocky Creek war niemals seine Heimat gewesen.
Nicolas war in Sydney geboren und dort bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr aufgewachsen. Seine Existenz verdankte er einer kurzen Affäre, die seine Mutter – damals als Kostümbildnerin an der Oper tätig – mit dem Dirigenten eines schwedischen Sinfonieorchesters gehabt hatte. Dass zu Hause Frau und Kinder auf ihn warteten, war für den Mann kein Hinderungsgrund gewesen, sich auf Konzertreisen nach Lust und Laune auszutoben.
Und so fielen seine Blicke auf Madeline Dupre, die auch mit vierzig noch eine attraktive Frau war. Nur in der Liebe hatte sie kein Glück gehabt, sodass ihr das Interesse des schwedischen Gastdirigenten sehr schmeichelte. Als sie sich einige Wochen später am Flughafen von ihm trennte, war sie schwanger, ohne ihm etwas davon zu sagen. Die Entscheidung für das Kind hatte sie bewusst getroffen, obwohl ihr damals noch nicht klar gewesen war, wie schwer es war, ein Kind allein großzuziehen – besonders ein so eigenwilliges wie Nicolas.
Nach Nicolas’ Geburt kündigte sie ihre Stelle an der Oper und arbeitete freiberuflich als Schneiderin, weil sie auf diese Weise zu Hause arbeiten und sich um ihren Sohn kümmern konnte.
Für eine alleinerziehende Mutter war Sydney jedoch ein hartes Pflaster. Madelines Eltern lebten nicht mehr, und ihr einziger Bruder, der im Westen wohnte, ließ nur selten von sich hören. Freunde hatte sie auch kaum mehr, seit sie ihre Arbeit an der Oper aufgegeben hatte, und so wurde es einsam um sie herum. Sie hatte nur noch ihren Sohn, der von Tag zu Tag selbstständiger und eigenwilliger wurde.
Mit elf drohte Nicolas ihrer Kontrolle gänzlich zu entgleiten, deshalb griff sie ohne zu zögern zu, als sich ihr die Gelegenheit bot, in eine ländliche Gegend zu ziehen. Sie hoffte, ihren Sohn so von den schädlichen Einflüssen der Großstadt fernzuhalten.
Aber Nicolas war unbeschreiblich wütend gewesen. Er war ein echter Großstadtjunge, für den es undenkbar war, irgendwo in der tiefsten Provinz zu leben und auf eine Schule zu gehen, die noch nicht einmal sechzig Schüler hatte. Deshalb lehnte er sich immer
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