Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
wieder auf.
Bis Mrs Johnson – und ihr Klavier – in sein Leben traten.
Die unverheiratete, kinderlose Mrs Johnson bewohnte das Haus neben dem kleinen Cottage, das Nicolas’ Mutter in Rocky Creek gekauft hatte. Sie war eine ehemalige Konzertpianistin, die sich mittlerweile ihren Lebensunterhalt mit Klavierstunden verdiente. Da sie diese Klavierstunden in einem Zimmer gab, dessen Fenster nur durch einen Gartenzaun von Nicolas’ Schlafzimmerfenster getrennt war, war Nicolas gezwungen, tagein, tagaus das Klavierspiel mit anzuhören.
Was ihn – der bis dahin ein eingefleischter Rock- und Heavy-Metal-Fan gewesen war – zu seiner größten Überraschung nicht störte, sondern vielmehr faszinierte. Diese Faszination ging schließlich so weit, dass er selbst Klavierstunden nehmen wollte.
Da sich Madeline Dupre aber die Klavierstunden für ihren Sohn nicht leisten konnte, vereinbarte sie mit Mrs Johnson ein Tauschgeschäft: Sie nähte der Klavierlehrerin kostenlos ihre Kleider, und Nicolas bekam im Gegenzug Klavierunterricht. Außerdem durfte Nicolas auf Mrs Johnsons Klavier üben, wann immer er wollte, und schon bald wurde Mrs Johnson klar, dass sie ein Wunderkind unterrichtete.
Bald nutzte Nicolas jede Gelegenheit zum Üben und machte ganz erstaunliche Fortschritte. In seinem letzten Jahr an der Highschool bewarb er sich um ein Stipendium für das Konservatorium in Sydney und wurde angenommen.
Mrs Johnson war genauso stolz auf ihn wie seine Mutter, ansonsten aber interessierte sich in Rocky Creek kaum jemand für sein Talent. Da er sich weder für Sport noch für Mädchen begeisterte, war er auch in der Schule immer ein Außenseiter geblieben. Für ihn hatte es nur das Klavier gegeben.
Bis Serina gekommen war …
Schon wieder Serina …
Nicolas holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Schwer zu sagen, wer da eigentlich wen verführt hatte in jener ersten Nacht. Serina war nach ihren eigenen Worten schon seit Jahren heimlich in ihn verliebt gewesen. Aus diesem Grund hatte sie ihre Klavierstunde nach seiner gelegt, damit sie ihn noch spielen hören konnte, während sie in Mrs Johnsons Wohnzimmer wartete.
Auch Serina war ziemlich musikalisch gewesen, von daher war es auch wenig überraschend, dass ihre Tochter ebenfalls ihre Liebe zum Klavier entdeckt hatte. Felicity wurde auch von Mrs Johnson unterrichtet, doch die alte Dame musste inzwischen ein fast biblisches Alter erreicht haben.
Nun, über achtzig war sie auf jeden Fall. Nicolas hatte sie schon vor zwanzig Jahren auf über sechzig geschätzt. Aber wenn man jung war, hielt man jeden über vierzig für alt.
Und jetzt war er selbst fast vierzig. Die Jahre flogen nur so vorbei … Wie diese holprige Straße.
Ein Schlagloch ermahnte ihn, vom Gas zu gehen und sich aufs Fahren zu konzentrieren. Und wenig später zwangen ihn mehrere Haarnadelkurven, sein Tempo noch weiter zu verlangsamen.
Rocky Creek war immer ein hübsches Städtchen gewesen und darüber hinaus auch verkehrsgünstig gelegen. Trotzdem war und blieb es in seinen Augen ein verschlafenes Provinznest. Hier blühte der Klatsch und jeder wusste alles von jedem – eine Horrorvorstellung für Nicolas, der die Anonymität der Großstadt eindeutig vorzog. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder woanders zu leben als in einer Großstadt.
Und was willst du dann hier, Nicolas? provozierte ihn eine leise Stimme in seinem Hinterkopf.
Serina liebt dich nicht mehr, außerdem würde sie sowieso nie mit dir fortgehen, das weißt du genau. Sie lebt schon immer in Rocky Creek und ist hier ebenso fest verwurzelt wie ihre Tochter.
Du verschwendest nur deine Zeit.
Das war die bittere Wahrheit. Aber es gab noch eine weitere Wahrheit, der er sich stellen musste, dem tatsächlichen Grund dafür, warum er dieses luxuriöse Apartment gemietet hatte.
Weil er Serina wenigstens noch ein allerletztes Mal in seinen Armen halten wollte. Er musste es einfach.
Nicolas schaute auf seine praktisch gefühllose, mit Narben bedeckte linke Hand, während er sich in Erinnerung rief, was er gefühlt hatte, als ihm klar geworden war, dass seine Karriere als Pianist unweigerlich beendet war. In diesem Moment hatte ihn eine tiefe Verzweiflung gepackt und lange Zeit nicht mehr losgelassen. Bis ihm nichts anderes übrig geblieben war, als sein Schicksal zu akzeptieren.
Und eine ähnliche Situation war das jetzt auch. Letzten Endes musste er sich damit abfinden, dass Serina für ihn verloren war. Aber er konnte wenigstens
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