Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
die Lippen nach. Und erstarrte, als sie im Spiegel ihre leuchtenden Augen sah.
Oh, Serina, pass bloß auf.
Alles ändert sich, hatte sie eben zu Nicolas gesagt. Nur eins hatte sich nicht geändert und würde sich auch nie ändern: Sie wollte ihn immer noch.
Aber das musste ihr Geheimnis bleiben. Er durfte es auf keinen Fall erfahren. Weil man nicht wissen konnte, was passierte, wenn er es erfuhr.
4. KAPITEL
Nicolas, in Gedanken immer noch bei dem Telefonat mit Serina, achtete nicht sonderlich auf seine Umgebung, als er sich auf den Weg nach Rocky Creek machte. Schließlich kannte er die Strecke noch in- und auswendig.
So wie es schien, hatte sein Besuch Serina keine schlaflosen Nächte bereitet. Es war nur allzu deutlich, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte und seine Essenseinladung nur der Höflichkeit halber angenommen hatte.
Und ihrer Tochter zuliebe, weil diese wahrscheinlich enttäuscht wäre, wenn Serina ihm die kalte Schulter zeigte.
Nicolas lächelte, als er an Felicitys E-Mails dachte. So ein reizendes, intelligentes Mädchen. Und allem Anschein nach ziemlich eigenwillig. Was für eine alleinerziehende Mutter keine einfache Aufgabe war. Irgendwie glaubte er zu wissen, dass Felicity stets mit aller Macht versuchen würde, ihren Dickkopf durchzusetzen.
Mit eigenwilligen Kindern kannte er sich aus, er war schließlich selbst so ein Kind gewesen.
Seine Mutter hatte es aufgegeben, ihm ihren Willen aufzuzwingen, seit er dreizehn Jahre alt war. Ab diesem Zeitpunkt war er für sich selbst verantwortlich gewesen, und meistens hatte er seine Sache gar nicht so schlecht gemacht.
Nur bei Serina hatte er versagt. Er hatte sie zweimal gehen lassen. Beim ersten Mal war es Schicksal gewesen. Nachdem ihr Vater einen Schlaganfall gehabt hatte, wäre es für sie sehr schwierig geworden wegzugehen. Das konnte er im Nachhinein verstehen und auch, dass sie sich aus Einsamkeit in die Arme eines anderen Mannes geflüchtet hatte. Er hatte schließlich selbst ebenfalls nicht wie ein Mönch gelebt.
Doch beim zweiten Mal hatte er schlicht versagt. Er hätte nicht lockerlassen dürfen, was immer sie ihm in diesem Brief auch geschrieben hatte. Er hätte sofort nach Rocky Creek fahren und verhindern müssen, dass sie Greg heiratete, und zwar indem er ihr selbst einen Heiratsantrag machte. Er hätte Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um sie wieder für sich zu gewinnen.
Weil er sie damals natürlich immer noch geliebt hatte.
Selbst heute begehrte er sie noch, obwohl er das kaum glauben konnte.
„Diesmal lässt du sie nicht wieder durch die Maschen schlüpfen, Nick, alter Junge“, brummte er.
Auch wenn kaum zu erwarten war, dass Serina ihm heute wieder so in die Arme fallen würde wie damals in Sydney. Dreizehn Jahre waren seitdem vergangen, dreizehn lange Jahre, und zehn Jahre seit ihrer letzten Begegnung … mit ihrem lauernden Ehemann im Hintergrund.
Aber jetzt gab es keinen Ehemann mehr. Nichts, was sein Gewissen belasten könnte, wenn er versuchte, sich ihr wieder zu nähern.
Die Serina, mit der er eben telefoniert hatte, wirkte weit selbstsicherer als das junge Mädchen, das vor so vielen Jahren bereitwillig in seine Arme gekommen war.
Und doch war sie immer noch Serina. Wahrscheinlich ging sie davon aus, dass es zwischen ihnen längst vorbei war. Aber da irrte sie sich. Er würde das junge Mädchen in ihr wach küssen – das Mädchen, das – zumindest beim Sex – niemals Nein gesagt hatte.
Als er sich daran erinnerte, wie es zwischen ihnen gewesen war, reagierte sein Körper prompt. Anfangs war ihr Liebesspiel noch vorsichtig, tastend gewesen, aber mit der Zeit waren sie wagemutiger geworden, und ab einem bestimmten Zeitpunkt hatten sie manchmal keine Grenzen mehr gekannt. Wenn er übers Wochenende nach Hause gekommen war und Serinas Eltern auf dem Golfplatz waren, hatten sie sich an jedem noch so ungewöhnlichen Platz des alten Farmhauses geliebt – nur das Schlafzimmer von Serinas Eltern war tabu gewesen.
Aber nie hatten sie voneinander lassen können.
Nur deshalb war sie damals, kaum einen Monat vor ihrer Hochzeit, nach diesem Konzert zu ihm in die Garderobe gekommen. Um ihn ein letztes Mal zu spüren. Um sich ein letztes Mal mit ihm zu verlieren.
Irgendwann hatte sie das, was zwischen ihnen war, zerstörerisch genannt.
Und vielleicht stimmte das ja. Weil es ihm in all den Jahren nicht gelungen war, mit einer anderen Frau wirklich glücklich zu werden. So wie auch Serina mit ihrem
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