Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
und wie schön sie war.
Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Ob er sie immer noch schön fand? Ihr Körper war gealtert, die Haut war nicht mehr so straff. Sie hatte eine Schwangerschaft, eine Geburt hinter sich. Ihre Brüste waren nicht mehr so fest und ihr Bauch weicher und nicht mehr so flach.
„Nicolas“, begann sie erstickt.
Seine Augen blitzten ungeduldig auf. „Was ist?“
„Bitte sag, dass du mich liebst.“
„Was?“
„Na ja, es ist … du musst es ja nicht meinen. Ich will es einfach nur hören.“
Nicolas starrte sie verständnislos an. Ihm war unbegreiflich, wie Frauen tickten. Warum konnte sie nicht wenigstens ehrlich sein? Sie wollte seine Liebe doch gar nicht, wozu also die leeren Worte?
„Du hast gesagt, du willst wie früher mit mir schlafen“, fuhr sie fort. „Und früher hast du immer gesagt, dass du mich liebst … und … und dass du mich schön findest. Deshalb kam mir alles, was wir gemacht haben, irgendwie … richtig vor.“
Die Gefühle, die über ihn hinwegschwappten, trafen Nicolas völlig unvorbereitet. Sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt.
„Das findest du jetzt bestimmt albern“, sagte sie mit brüchiger Stimme.
Diese Stimme gab ihm fast den Rest. Aber irgendwie schaffte er es, sich zusammenzureißen, obwohl er sich erst räuspern musste, bevor er etwas erwidern konnte.
„Es ist nichts falsch daran, wenn ein Mann und eine Frau Spaß am gemeinsamen Sex haben. Und Spaß hatten wir, Serina, vielleicht mehr als viele andere. Es war einzigartig. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum du damals zu meinem Konzert gekommen bist und warum wir jetzt beide hier sind. Aber inzwischen sind wir erwachsen“, fuhr er fort, während er ihr den Gürtel abnahm und beiseite warf. „Wir brauchen nichts zu sagen, was wir nicht wirklich meinen.“
So, das wäre klargestellt. Er war erleichtert. Es hatte ihn seine ganze Kraft gekostet, ihr ihre Bitte abzuschlagen. Denn vielleicht hätte er sogar die Wahrheit gesagt.
Gefühle waren verräterisch. Sex war ehrlich.
Er begehrte sie immer noch so wie früher. Aber war das Liebe?
Vielleicht … oder auch nicht.
Doch selbst wenn er sie ernsthaft liebte, wäre es noch lange kein Grund, nicht mit ihr zu schlafen. Sie erwiderte seine Liebe nicht. Er hatte gehört, was sie zu ihrer Tochter gesagt hatte. Sie hatte Greg Harmon geliebt. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und jetzt war sie hier, weil sie Sex wollte, aus keinem anderen Grund.
Nicolas presste die Kiefer fest aufeinander. Sein Herz hatte sich zusammengezogen. Schön, wenn sie Sex wollte, sollte sie Sex bekommen. Aber sie sollte ihn anflehen.
Bestimmt würde sie ihm dann wieder vorwerfen, dass er nur gekommen war, um sich zu rächen. Aber wer weiß, vielleicht stimmte das ja sogar …
So schnell hatte er ihr die Kleider noch nie vom Leib gerissen, jedenfalls konnte Serina sich nicht daran erinnern. Früher hatte er das Ausziehen regelrecht zelebriert. Alles hatten sie zelebriert. Nichts war jemals hastig, übereilt geschehen. Weder das Vorspiel noch der Liebesakt selbst. Nicolas hatte manchmal eine geschlagene Stunde damit verbracht, ihre erogenen Zonen auszureizen, mit den Händen, mit dem Mund. Es hatte ihn erregt, sie mehrmals zum Höhepunkt zu bringen, bevor er endlich in sie eindrang, wobei er ihr tief in die Augen geschaut und aufregende Dinge ins Ohr geflüstert hatte.
Heute war alles anders. Fast brutal und wortlos riss er ihr die Kleider vom Leib, sodass sie innerhalb von Sekunden splitternackt vor ihm stand, zitternd vor Nervosität und Anspannung.
Er trat einen Schritt zurück und musterte sie immer noch schweigend mit einem Blick, der heiß und kalt zugleich wirkte. Serina wusste nicht, was in ihm vorging. Aus irgendeinem Grund schien er wütend zu sein.
„Was ist, Nicolas?“, brach sie schließlich das Schweigen.
„Was soll sein?“, fragte er schroff, wobei er sich das Hemd aus dem Hosenbund zerrte.
Da dämmerte es ihr. Er hatte die weite Reise nur auf sich genommen, weil er gehofft hatte, dass zwischen ihnen alles wieder so werden könnte wie früher. Vielleicht hatte er sogar darauf spekuliert, dass er sie überreden könnte, mit ihm ins Ausland zu gehen. Ihm ging es gar nicht darum, einen Nachmittag lang die Zeit zurückzudrehen.
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Oh, Nicolas, warum erst jetzt? Warum musstest du warten, bis es zu spät ist?
Aber schließlich war er doch noch gekommen, und dafür war sie ihm dankbar.
Weitere Kostenlose Bücher