Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
könnte.
Und doch hatte sie von einem anderen Mann ein Kind bekommen, und dieses Kind hatte ihm heute geschrieben.
Nur warum bloß, um Himmels willen?
Nicolas riss den pinkfarbenen Umschlag auf und zog ein bedrucktes weißes Blatt Papier heraus.
Lieber Mr Dupre,
hallo. Mein Name ist Felicity Harmon. Ich bin zwölf Jahre alt und lebe in Rocky Creek. Ich bin die Schulsprecherin von unserer Grundschule und helfe unseren Lehrern, zum Jahresende ein Konzert zu organisieren, das am Samstag, dem 20. Dezember stattfinden soll. Den Erlös wollen wir unserer örtlichen Feuerwehr spenden.
Wir wollen kein normales Konzert veranstalten, sondern einen Talentwettbewerb, und dafür brauchen wir einen Preisrichter. Es wäre natürlich sehr schön, jemand Berühmtes zu haben, weil dann einfach viel mehr Leute kommen. Sie sind der berühmteste Mensch, der je in Rocky Creek gelebt hat, deshalb wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht vielleicht bereit wären, für uns an diesem Abend als Preisrichter zu fungieren. Meine Klavierlehrerin Mrs Johnson glaubt eher nicht, dass Sie kommen, weil Sie jetzt in New York leben und hier keine Familie mehr haben. Aber sie hat mir auch erzählt, dass Sie früher mit meiner Mum befreundet waren und dass es deshalb vielleicht sein kann, dass Sie doch kommen, wenn ich Sie ganz freundlich darum bitte. Wahrscheinlich wissen Sie es nicht, aber mein Dad ist vor nicht allzu langer Zeit gestorben. Das war letzten Sommer, da ist er bei einem dieser schrecklichen Waldbrände in Victoria von einem brennenden Baum erschlagen worden. Dabei hat er mir noch am Tag vor seinem Tod erzählt, dass unsere örtliche Feuerwehr dringend eine neue Ausstattung bräuchte, um unsere Stadt besser vor den Buschfeuern schützen zu können. Dafür wäre ein neuer Löschzug richtig gut, aber der kostet natürlich viel Geld.
Ich bin mir ganz sicher, dass wir bei dem Talentwettbewerb viel mehr Zulauf bekommen, wenn wir Sie als Preisrichter ankündigen könnten. Und falls Sie sich tatsächlich entschließen zu kommen, könnten Sie ganz bestimmt auch bei uns im Gästezimmer übernachten.
Unten ist meine E-Mail-Adresse, bitte schreiben Sie mir, wenn Sie sich überlegen, meine Einladung anzunehmen. Ich hoffe so sehr auf eine positive Antwort. Bitte sagen Sie mir sobald wie möglich Bescheid, weil das Konzert schon in drei Wochen stattfindet.
Es grüßt Sie ganz herzlich
Felicity Harmon
PS: Ich habe extra einen rosa Umschlag genommen, damit mein Brief nicht in Ihrem Meer von Fanpost untergeht und ich bessere Chancen bei Ihnen habe.
PPS: Ich hoffe wirklich sehr, dass Sie kommen.
Serinas Tochter bat ihn inständig, nach Rocky Creek zu kommen! Was war das? Ein Wink des Schicksals? Aber ja, natürlich würde er kommen, er wüsste nicht, was er lieber täte!
Wenn Greg Harmon noch gelebt hätte, wäre es Nicolas nicht im Traum eingefallen, jemals nach Rocky Creek zurückzukehren. Dann hätte er Zuflucht zu einer glaubwürdigen Ausrede genommen und Felicity zum Trost einen schönen Scheck geschickt.
Aber jetzt hatte sich eine neue und ungeahnte Situation ergeben. Serinas Mann war tot, Serina war eine Witwe. Warum sollte er sich da noch von ihr fernhalten?
2. KAPITEL
Serina starrte ihre Tochter ungläubig an. Nicolas Dupre als Preisrichter für den Talentwettbewerb? Das durfte nicht wahr sein!
„Aber … aber woher hattest du denn seine Adresse?“, stammelte sie schließlich.
Felicitys übermütiger Gesichtsausdruck erinnerte Serina schmerzlich an den Vater ihrer Tochter – nicht an ihren verstorbenen sozialen Vater, sondern an den leiblichen, der von der Existenz einer Tochter gar nichts wusste.
„Na, ganz einfach! Ich hab ihm einen Brief an den Broadway in New York geschrieben, und er hat ihn bekommen!“
Serina rang um Fassung.
„Und?“
„Und er hat mir gestern Abend geantwortet.“
„Und warum hast du mir das nicht bereits gestern erzählt?“
„Na, weil du schon im Bett warst, als seine E-Mail kam.“
„Felicity! Da hättest du schon längst schlafen sollen!“
„Ja, ich weiß. Tut mir leid.“ Obwohl es ganz und gar nicht so klang.
Finster schaute Serina ihre Tochter an. Felicity konnte manchmal unglaublich dickköpfig sein.
Serina schluckte und schüttelte den Kopf. Sie konnte es immer noch nicht fassen.
„Felicity, ich …“
„Bitte, Mum, reg dich nicht auf“, fiel Felicity ihr ins Wort. „Ich musste einfach irgendwas unternehmen, weil ich Angst hatte, dass außer den Eltern sonst überhaupt niemand
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