Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
ihr mal Freunde.“
„Du meine Güte, das ist eine Ewigkeit her“, gab Serina ungehalten zurück. „Ich weiß doch überhaupt nicht, was für ein Mensch Nicolas Dupre heute ist. Vielleicht trinkt er ja oder nimmt Drogen.“
Felicity schaute ihre Mutter mitleidig an. „Mum, geht’s noch? Das glaubst du doch selber nicht. Aber du kannst dich wieder abregen, weil Mr Dupre sowieso nicht bei uns übernachten will. Hier! Am besten liest du selbst, was er schreibt.“
Felicity öffnete die E-Mail von Nicolas, und Serina las.
Liebe Felicity,
danke für Deinen netten Brief. Es macht mich traurig, vom tragischen Tod Deines Vaters erfahren zu müssen. Ich sende Dir und Deiner Mutter mein aufrichtiges Beileid. Ich habe schöne Erinnerungen an Rocky Creek und bin sehr gern bereit, Dir bei Deinem Spendensammelprojekt zu helfen. Du klingst wie eine sehr intelligente, beharrliche junge Dame, auf die ihre Mutter mit Recht stolz sein kann. Deshalb fühle ich mich sehr geehrt, dass Deine Wahl auf mich gefallen ist.
Leider habe ich in den nächsten zwei Wochen wichtige Termine in New York und London, sodass ich erst am Tag vor Deinem Konzert in Sydney sein kann. Was die Übernachtungsgelegenheit betrifft, bedanke ich mich sehr für Dein freundliches Angebot, aber ich kümmere mich lieber selbst in Port Macquarie um ein Dach überm Kopf. Gleich nach meiner Ankunft werde ich mich telefonisch bei Dir melden, dann können wir alles Weitere besprechen. Bitte bestätige mir den Eingang dieser Mail und teile mir auch noch Deine Telefonnummer mit.
Herzliche Grüße auch an Deine Mutter und Mrs Johnson. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit beiden.
Alles Gute, Nicolas Dupre.
Serina war für einen Moment sprachlos. Die E-Mail war in höflichem Ton gehalten. Zu höflich, genau gesagt, und fast ein wenig pathetisch. Sie klang so gar nicht nach Nicolas.
Vielleicht stimmte ja, was sie zu Felicity gesagt hatte. Dass er ein Fremder war. Vielleicht war mit den Jahren aus dem zornigen jungen Wilden ein anderer Mensch geworden. Ein ruhiger und reifer und ja … einfach ein netter Mensch. Vielleicht kam er aus reiner Freundlichkeit, und mit ihr persönlich hatte das gar nichts zu tun. Überhaupt nichts! Vielleicht reagierte Nicolas nur auf die anrührende Bitte eines Mädchens, das vor Kurzem bei einem tragischen Unfall seinen Vater verloren hatte.
Serina wünschte sich, es wäre so, aber ganz tief drin wusste sie, dass seine Rückkehr nach Rocky Creek wenig bis gar nichts mit reiner Freundlichkeit zu tun hatte. Es ging allein um sie.
Nicht dass sie sich einbildete, Nicolas würde sie immer noch lieben. Dafür war damals bei der Beerdigung seine Verachtung zu offensichtlich gewesen. Aber vielleicht hatte er ja das Verlangen in ihren Augen gesehen und wollte sich jetzt für die Liebesnacht rächen, nach der sie einfach verschwunden war. Auge um Auge, Zahn um Zahn …
Serina rieselte ein Schauer über den Rücken, verstörend erregend.
Bitte, lass das nicht zu. Bitte lass nicht zu, dass er mich als Beute betrachtet und sich rächt. Weil ich diesmal nämlich nicht weglaufen kann, und hinter Greg kann ich mich auch nicht mehr verstecken …
3. KAPITEL
Anders als bei seinem letzten Besuch in Rocky Creek hatte Nicolas diesmal beschlossen, nicht mit dem Mietwagen von Sydney nach Rocky Creek zu fahren, sondern einen Anschlussflug nach Port Macquarie zu buchen. Die Flugzeit betrug nur eine dreiviertel Stunde, während man mit dem Wagen fünf bis sechs Stunden unterwegs war. In Port Macquarie wollte er mit dem Taxi zu seiner Unterkunft fahren, wo ein gemieteter Geländewagen auf ihn wartete.
Alles lief nach Plan. Um kurz nach neun stieg Nicolas am Flughafen von Port Macquarie aus der Maschine. Fünfzehn Minuten später näherte sich das Taxi in zügiger Geschwindigkeit der Innenstadt.
„Die Stadt ist mächtig gewachsen, seit ich zum letzten Mal hier war“, bemerkte Nicolas, während er sich umschaute. „Aber das ist auch fast zwanzig Jahre her.“
„Da haben Sie Glück, wenn Sie überhaupt noch irgendwas wiedererkennen“, gab der Taxifahrer zurück.
Was Nicolas allerdings reichlich übertrieben fand. Zumindest die Innenstadt hatte sich nicht groß verändert, wie er sah, als sie die Hauptstraße hinunterfuhren. Das alte Kino war immer noch an der Ecke, ebenso der Pub gegenüber. Trotzdem war die Tourismusindustrie allgegenwärtig, wie man an den zahlreichen Apartmenthochhäusern sowie den vielen neuen Restaurants und
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