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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Kellnerin oder Verkäuferin, fürchtet sich vor Sonny.
    7. Zwei Collegejungs aus dem Osten auf Sommerferien, stießen anscheinend in der Bar zu der Gruppe, wo Abelle Nancy Abbott traf. Etwa 20 oder 21, Harvey groß, blond, fröhlich, und Ritchie, kleiner, dunkelhaarig, verrückt. Cornell.

    Auf den deutlichsten Aufnahmen von jedem hatte ich die entsprechende Nummer aus meinen Notizen vermerkt. Ich konnte spüren, wie erleichtert Lee war, als ich die Fotos wieder in den Umschlag steckte.
    »Wer hat eigentlich angefangen?« fragte ich sie.
    Sie verkrampfte sich wieder. »Wieso? Was soll das heißen?«
    »Ich glaube nicht daran, daß eine Kamera so viel Glück hat. Jemand muß Sie reingelegt haben. Oder das eigentliche Opfer war jemand anders, und Sie kamen als Bonus dazu.«
    »Es ist schon so lange her, und ich war die meiste Zeit dicht.«
    »Erzählen Sie mir, wie es anfing, soweit Sie sich erinnern können.«
    Sie stand zögernd auf, ging an ein Fenster und schaute, die Fäuste auf den Sims gestützt, hinaus. Von hinten wurde ihr Fuchspelzhaar weich angestrahlt. Ich lehnte mit der Schulter neben dem Fenster an der Wand. Sie redete. Ihre Stimme war leise. Wegen ihrer nach vorn gefallenen Haare bekam ich nicht viel von ihrem Profil zu sehen. Die Rundung der Stirn, die leicht hervorstehende Nasenspitze. Ich drängte sie nicht. Ich ließ ihr Zeit, ihre eigenen Worte zu finden. Ihr Gedächtnis für Atmosphäre war genauer als das für Vorgänge. Sechs Männer und vier Mädels an diesem ersten Abend und in dieser ersten Nacht. Vier Schauplätze - zwei Schlafzimmer, eine lange Couch im Wohnzimmer, die lederartigen Matratzen auf der nächtlichen Terrasse. Zuerst schlich man umeinander herum, tastete sich gespannt ab, Lysa Dean das bevorzugte Objekt aller bis auf Carl. Gedämpftes Licht und paarweise Arrangements, und einige Neugruppierungen, wenn einzelne Partner eingeschlafen waren.
    In Sätzen und Fragmenten, theatralischen Seufzern und wunderschön gesetzten Pausen schilderte sie die Atmosphäre auf der heißen, flirrenden Terrasse an jenem ersten vollständigen Tag der Hausparty. Krüge voll Bloody Mary, Wodkadusel, Pfeile grellen Sonnenlichts in blinzelnde Augen, der betörende Rhythmus der Musik aus dem Kofferradio, das Öl und der Duft der Sonnenschutzlotion, Scherze und betrunkenes Gelächter. Ein Pfänderspiel, dessen Regeln so verändert wurden, daß man verlieren mußte, und wer verlor, war bald nackt.
    Im Halbschlaf, mild und angenehm beschwipst, hatte sie nach dem Spiel die hartnäckigen Annäherungen von Cass abgewehrt, indem sie ihn gereizt anfauchte, wenn er zu frech wurde. Schließlich, als sie sich zu einem weiteren Drink aufgerafft hatte, sah sie, daß mehrere fest schliefen und daß andere sich auf das einließen, was sie zurückgewiesen hatte. Daraufhin hatte sie fest die Augen zusammengekniffen, um sich eine Illusion von Privatheit zu verschaffen, und sich Cass und den eigenen Reaktionen hingegeben.
    Sie richtete sich auf, wandte sich mir zu und hakte die Fingerspitzen beider Hände in meinen Gürtel. Sie legte den Kopf an meine Brust und seufzte. »Dann macht es, glaube ich, nicht mehr so viel aus. Ich weiß nicht. Man muß anscheinend lernen, einen ganzen Teil des Bewußtseins einfach abzuschalten. Alle sitzen im gleichen Boot. Und da scheint es keinen Unterschied mehr zu machen. Nichts mehr.«
    Sie seufzte erneut. In dem kalten Dämmerlicht konnte ich ihre Kopfhaut sehen, sauber und weiß wie Knochen unter der kupferfarbenen Flut ihrer Haare. »Ich weiß nicht, wer angefangen hat. Patty wollte herumkommandieren. Ich weiß noch, daß ein paar Leute wütend wurden. Whippy weinte ein paarmal. Einmal schlug Cass Carl nieder, ich weiß nicht, wieso. Einem der Collegejungs, dem großen, wurde ständig übel. Er vertrug keinen Alkohol. Es ist alles so verschwommen, Süßer. Wenn man zuschaute und nicht angeturnt war, war es irgendwie dumm und langweilig, und wenn man ein bißchen in Schwung kam, konnte man mitmachen oder etwas anderes tun oder unter die Dusche gehen oder sich ein Sandwich machen oder noch einen Krug Drinks zubereiten. Es ist einfach ... es war alles nicht so wichtig.«
    Sie schlang ihre zierlichen Hände um meine Hüfte, legte die Wange an meine Brust und hielt mich fest. Ich strich ihr über die Haare. Sie holte tief Atem, viel tiefer als zuvor. »Hören Sie mich an! Mein Gott, ich weiß ja, daß es wichtig war. Ich habe gehört, es gibt Gifte, bei denen sieht man aus, als sei man drüber

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