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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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weg, aber man ist es nie wirklich. Ich wünschte, jemand könnte mir ein Messer in den Kopf stoßen und diese vier Tage und Nächte herausschneiden, Trav. Nach so etwas schaut sich ein Mädchen mit anderen Augen an. Ich habe seitdem ständig einen schrecklichen Traum. Ich bin in einen leeren weißen Swimmingpool gefallen, und die Seiten sind so hoch, daß ich nicht herauskomme. Die Lampen im Pool sind an, und es ist hell wie auf einer Bühne. Und da sind sechs häßliche Schlangen auf den Kacheln, und alle sind hinter mir her. Ich kann schnell genug rennen und ausweichen und sie mir vom Hals halten, egal, wie sie versuchen, mich einzukreisen. Sie sehen alle genau gleich aus. Dann rufe ich um Hilfe und sehe, daß die Wände auf mich zukommen. Der Pool wird immer kleiner. Da weiß ich, daß sie mich erwischen werden. Die Wände werden immer enger und die Schlangen immer größer, und ich schreie und wache schweißgebadet und zitternd auf. Halt mich fest, Trav. Bitte.«
    Sie zitterte, und ich fragte mich, ob es gespielt war. Nach einiger Zeit beruhigte sie sich und machte sich von mir los. Sie schob mit dem Handrücken ihr Haar zurück und lächelte seltsam schüchtern. »Sie sind nicht scharf auf mich, stimmt’s? Ich hab’s gewußt. Schon an Ihren Händen. Sie sind sanft und ... väterlich und reserviert. Ich werfe es Ihnen weiß Gott nicht vor, daß Sie ein Stück nicht mögen, das alle haben können.«
    »Das ist es nicht.«
    »Nicht? Andersrum sind Sie doch garantiert nicht, Süßer.«
    »Nein. Also ehrlich gesagt, wenn Sie es wissen wollen, es hat etwas mit den Bildern zu tun. Ein Mann mag die Illusion, daß er der Einzige ist, schätze ich, auch wenn es nur bei einem Mal bleibt. Aber Bilder hin oder her, sagen wir einfach, ich bin kein Trophäenjäger.«
    »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Jeder amerikanische Junge mit Blut in den Adern sollte freihändig Fahrrad fahren können, ein paar Verdienstmedaillen gewinnen und mit einer Berühmtheit ins Bett gehen. Einige kommen darüber nicht hinaus, das ist alles. Bei Berühmtheiten bin ich durchaus gelandet, aber ich plaudere nicht aus der Umkleidekabine. Und mein Rad ist mir auch schon lange zu klein, Lee. Es ist eine tolles Ambiente hier. Schickes, stilles Haus und die abgeschlossene Tür und Ihre engen Hosen und das tribünenartige Bett da. Und da ist etwas zwischen uns. Aber es ist die Sache nicht wert. Es wäre, als würde man Tanzstunden von seiner älteren Schwester bekommen. Sie will dauern führen und gibt kleine nervende Kommandos und zählt laut mit und verdirbt die Musik. Zum Schluß gibt sie einem einen gönnerhaften Klaps und sagt, man hätte es ganz gut gemacht.«
    Einen Augenblick lang verharrte sie in der bösartigen Starre eines Tempeldämons. Dann wurde die Haltung durch ein spitzbübisches Grinsen aufgebrochen, wie man es schon oft in seinem Lieblingskino gesehen hat. »Mein Gott, Sie sind ein komischer Heiliger, McGee. Sie würden mich nicht mal geschenkt wollen, stimmt’s?«
    »Nur und erst dann, wenn es mehr für uns bedeuten könnte, Lee.«
    »Sie meinen echte wahre Liebe?«
    »Zuneigung, Verständnis, Sehnsucht und Respekt. Darüber können Sie sich auch lustig machen, wenn Sie wollen. Ins Bett gehen ist das Einfachste, was zwei Menschen miteinander tun können. Wenn es mit einer Menge anderer Sachen zusammenkommt, kann das sehr wichtig sein, und wenn es mit nichts sonst zusammenkommt, ist es reine Zeitverschwendung.«
    Sie ging langsam zu einem Sessel, in dem sie sich zusammenrollte. Den Finger an die Seite ihrer kleinen Nase gelegt, musterte sie mich nachdenklich. »Beim nächsten Mal, McGee, könnten Sie es da so einrichten, daß Sie fünfzehn Jahre früher in Dayton aufkreuzen?«
    »Ich kann es mir notieren, Miss Dean.«
    »So wie ich jetzt bin, bin ich durch zu viel Dreck gewatet.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Aber Sie haben doch etwas von Respekt gesagt.«
    »Von Zeit zu Zeit hören Sie auf, mir etwas vorzuspielen und Zeilen aus alten Filmen aufzusagen. Die Person, die dann durchscheint, die könnte ich respektieren.«
    »Es müßte seltsam für mich sein, einen Freund wie Sie zu haben. Freundinnen habe ich im Grunde keine. Und nur zwei Freunde, nette, alte Knaben, beide Anfang Sechzig. Ich liebe sie von Herzen. Männer von Ihrem Format sind entweder Macker oder Konkurrenten, Süßer, oder sie suchen einen Weg, wie sie sich an mir bereichern können.«
    »Vielleicht werden wir ja noch Freunde, Lee. Ich gehe jetzt besser. Die

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