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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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ganz in der Nähe ist ...«
    »Stimmt. Morgen fahren wir da runter. Lassen Sie uns den Flug nach Norden streichen und erst wieder drauf setzen, wenn wir sie besucht haben.«
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Könnte man so sagen. Nachdem Sie gestern weggegangen waren, habe ich mich gefragt, was Sie von der ganzen Geschichte halten.«
    »Ich dachte, das hätte ich deutlich gesagt.«
    »Ich meine, was halten Sie davon als Frau?«
    »Ist das relevant?«
    »Vielleicht. Es könnte mir nützlich sein, wenn ich mit der kleinen Abbott spreche.«
    Sie dachte einen Augenblick lang nach. Sie hatte ein langes, ausdrucksstarkes Gesicht, flache Wangen, sehr dunkle und lebhafte und bezaubernde Augen, eine hervorstehende, kraftvolle Nase, einen breiten, festen Mund.
    »Ich würde es, glaube ich, so sagen. Lee ist nicht leicht zu beeinflussen, wie Sie wissen. Sie hatte vier Ehen. Und andere Beziehungen, die ihr zum Teil nicht besonders guttaten. Aber sie war immer ziemlich vorsichtig. Sie ist sehr offen promisk und glücklich damit, aber ich würde nicht sagen, daß Situationen wie auf diesen Bildern von Natur aus ihre Sache sind. Sie wurde da in irgend etwas hineingezogen und hat es später bitter bereut, und tut es immer noch. Ich weiß nicht, wie diese anderen Frauen damit fertiggeworden sind. Aber ich glaube nicht, daß man Lee als eine gewöhnliche Frau ansehen kann, die in irgend etwas Fatales hineingeschlittert ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie ist Besitz, Trav. Sie hat nur wenige persönliche Rechte und Freiheiten. Dazu ist sie einfach für zu viele Leute zu viel Geld wert. Die können sich keinen Fleck auf ihrer weißen Weste leisten. Wenn ich also diese Bilder anschaue, dann sehe ich sie unter dem Aspekt der Gefahr. Wie wenn man einem Clown zuschaut, der mit unbezahlbaren Gläsern jongliert. Diese Männer waren sich dessen natürlich bewußt. Die unantastbare Göttin plötzlich in Reichweite, müde und betrunken und schwitzend und willig. Sie reden, wissen Sie. Es breitet sich aus wie Wellen. Es hat lange Zeit dazu gehabt. Kleine Andeutungen und Gerüchte, die wieder zurückkommen und vor sich hin köcheln. Davor fürchtet Lee sich auch. Es geht gut, bis ein Film danebengeht. Dann könnten Vorbehalte auftauchen. Wieso ein Risiko eingehen?«
    »Und wie wird dieser Film laufen, dieser Winds of Chance?«
    »Sehr gut, glaube ich. Es ist die Art von Rolle, in der sie immer gut ist. Kaffee?«
    »Danke.«
    Nachdem sie eingegossen hatte, blieb sie mit der leeren Kanne in der Hand zögernd am Tisch stehen. »Sie haben nicht gesagt, wie Sie möchten, daß ich mich kleide, Trav. Ich dachte ... ich kann mir vorstellen, daß schon Frauen bei Ihnen hier gewohnt haben. Es wäre weniger verdächtig, wenn ich hier ... Freizeitkleidung trüge.«
    »Das ist schon in Ordnung. Richten Sie sich nach Ihrem eigenen Geschmack.«

Fünf
    Auf der Fahrt nach Bastion Key zeigte sich Dana von meinem altehrwürdigen Pickup entzückt. Er ist in einem gräßlichen grellen Blau lackiert und heißt bei allen, die ihn kennen, Miss Agnes. Sie ist ursprünglich eines der größten alten Rolls-Royce-Modelle. Vor Urzeiten hat sie einer ihrer Besitzer, wahrscheinlich nachdem er sie zu Schrott gefahren hatte, auf seinem Hinterhof zu einem Pickup umgebaut. Sie ist hoch und stabil. Man braucht eine ganze Weile, um sie durch alle Gänge hindurch auf Hochtouren zu bringen, aber wenn man es geschafft hat, sie auf Hundertzwanzig zu jagen, rollt sie tagelang in gespenstischer Stille vor sich hin. Sie ist zwar ein Benzinfresser, aber in ihren Tank passen hundertfünfzig Liter.
    Mich freute Danas Begeisterung. Es erinnerte mich daran, wie sie auf Skeeters Maus reagiert hatte. Ich wußte, daß ich mich vorsehen mußte. Andernfalls verlor ich mich in dem aussichtslosen Unterfangen, diese Begeisterung, diesen so tief vergrabenen kleinen Funken immer wieder hervorkitzeln zu wollen.
    Bei Bastion Key fährt man hinter der Stadt von der Autobahn ab und folgt einem unbefestigten Weg bis zu einem schmalen, kurzen Damm, der nach Hope Island hinüberführt. Es ist kein Luxussanatorium. Stan Burley ist der Albert Schweitzer der Ginflasche. Die Gebäude sind ausgemusterte Baracken, die er vor langer Zeit einmal dort aufgestellt hat. Er und alle Mitglieder seiner kleinen Mannschaft sind bekehrte Trinker. Wenn er Platz hat, nimmt er einen auf, egal, was man zahlen kann. Er hat so seine Theorien. Für ihn funktionieren sie. Wenn man einen einsfünfundneunzig großen Affen nehmen, ihm alle

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