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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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und Patty. Von Lee und Sonny und Whippy und Nancy und der ganzen Bande.«
    »Kenne ich diese Leute?«
    »Ja, Sie kennen diese Leute.« Mehr sagte ich nicht. Ich ließ ihn hängen. Er reimte es sich zusammen. Er war nicht besonders gut darin. Sein Gesicht wurde finster und besorgt.
    »Oho«, sagte er. »Meinen Sie etwa Miss Abbott? Und die M’Gruders?«
    »Und die Jungs von Cornell.«
    »Richten Sie ihnen meine besten Grüße aus. Ja?«
    »Das war eigentlich noch nicht das, was ich ausrichten sollte, Carl.«
    »So?«
    »Wenn wir für zwei Minuten rausgehen könnten.«
    Er drückte die Häschen, flüsterte ihnen etwas zu und schickte sie beide mit je einem Klaps auf das gepolsterte kleine Hinterteil zum Kamin.
    »Also, wir können auch hier reden, Mister ...«
    »Ich habe etwas im Auto, das ich Ihnen zeigen möchte.«
    »Dann bringen Sie’s rein.«
    »Tut mir leid. Ich muß mich an Miss Deans Anweisungen halten.«
    Er gewann ein wenig an Sicherheit. »Ach, dann arbeiten Sie für sie. Eine sehr reizende kleine Lady, nicht?«
    »Sie schickt Ihnen ihre besten Grüße.«
    Er plusterte sich sehr hübsch auf. Aber dann erinnerte er sich an die Namen, die ich ihm genannt hatte. Er erfaßte es nicht mit dem Verstand. Es war ihm nur instinktiv und unbewußt klar, daß etwas nicht ganz stimmte. »Was könnte dieser Schatz mir schicken, was Sie nicht reinbringen könnten?«
    Ich zwinkerte ihm höchst verschwörerisch zu. »Sich selbst!«
    Er plusterte sich wieder auf und strahlte. »Natürlich!« Er gab mir einen Stups. »Ich verstehe.«
    »Genaugenommen wartet sie nicht im Auto, verstehen Sie. Sie hält sich in einer Privathütte am See auf. Sie sagte, es solle eine sehr nette Überraschung sein. Sie ist dort mit alten Freunden zusammen. Inkognito.«
    »Sie hat Sie geschickt, um mich abzuholen?«
    »Eine spontane Idee. Sie verstehen.«
    »Ah, natürlich.«
    »Gehen wir?«
    Mit einer Hundefalte zwischen den Heldenbrauen knabberte er an seiner Unterlippe. »Ich muß später wieder zurückkommen. Gesellschaftliche Verpflichtungen. Aber ja, es wäre unhöflich, sie nicht sofort aufzusuchen.«
    Wir gingen hinaus zu dem Mietwagen. Sein roter Blazer im Licht der Scheinwerfer sah gut aus in den Schneewehen. Er stolzierte voran. In seinem Nacken wölbte sich eine dicke preußische Speckfalte. Möglicherweise war sie ihm als Reaktion auf seinen fingierten Akzent da gewachsen. Ich war fünf Zentimeter größer, und er mindestens fünfzehn Pfund schwerer. Ich konnte es nicht riskieren, ihm eine faire Chance zu lassen. Möglicherweise hätte er sich zu wehren gewußt.
    Ich hastete an ihm vorbei und öffnete ihm die Wagentür. Er nahm es mit huldvoller Befriedigung zur Kenntnis. Als er sich zum Einsteigen bückte, bohrte ich die Füße fest in den verharschten Schnee, vollführte eine äußerst elegante Drehung und landete mit meinem besten rechten Haken einen sehr ordentlichen Versuch, ihm den mittleren Silberknopf glatt durch die Wirbelsäule zu treiben. Bei solchen kleinen Melodramen komme ich mir immer wie ein Arschloch vor. Aber man muß sie entschlossen hinter sich bringen. Ein überraschender, gnadenloser, gemeiner Gewaltakt, und alles ist klar. Männer werden wieder zu Kindern. Die Nacht ist voller Kobolde und Geister, die sie an den Tod erinnern. Ein Mann, der in einem fairen Kampf eine abbekommt, besitzt immer noch hartnäckige Reste von Stolz und Ehrgefühl. Ein Mann, den man ohne Vorwarnung ausknockt, ist viel zugänglicher. Mit einem geräuschvollen Rülpsen knickte er ein. Ich versetzte ihm mit verschränkten Händen einen seitlichen Hieb auf den Nacken, direkt unterhalb der Schädelbasis. Als er zu Boden ging, schubste ich ihn mit dem Körper in den Wagen, kickte seine heraushängenden Beine ins Innere und knallte die Tür zu. Ich glaube, das Ganze dauerte nur knapp dreieinhalb Sekunden.
    Ich setzte mich hinters Steuer. Er steckte zum größten Teil unter dem Armaturenbrett. Er war total entspannt. Ich konnte ihn schnarchen hören. Nach paar hundert Metern auf dem Highway hielt ich an, wuchtete ihn auf den Sitz, nahm ihm den weißen Seidenschal ab und fesselte ihm damit die Hände, die ich über Kreuz unter seinen muskulösen Oberschenkeln verschnürte. Er sackte stöhnend gegen die Tür. Ein Häuflein Elend mit Silberknöpfen. Die Welt glitzert, aber ihre Oberfläche ist allzu brüchig. Jeden Moment kann etwas aus der Schwärze greifen und dich schnappen. Jeder besitzt sein eigenes Register von Zwangsvorstellungen. Man kann

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