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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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hättest wissen müssen, daß wir dir früher oder später auf die Schliche kommen, Baby.«
    »Da muß irgendein Miß ...«
    »Spiel nicht den Dummen. Dazu ist es zu spät. Du kommst da nicht raus. Die lassen mir keinen großen Spielraum. Ich muß dich wenigstens ein bißchen in die Mangel nehmen. So zwei, drei Wochen wirst du wahrscheinlich flachliegen. Und wenn es ganz hart auf hart kommt, hole ich meine kleine Schaufel aus dem Kofferraum und verbuddle dich unter dem Schneehaufen da.«
    Seine hervortretenden Augen warnten mich vor, und als sein Mund sich zu einem entsetzten Protestschrei öffnete, stopfte ich ihm eine Handvoll Schnee hinein. Als er mit Husten und Schniefen und Spucken fertig war, nahm ich ein Taschentuch und wischte ihm das Schneewasser aus dem Gesicht. Ihm klapperten die Zähne. Er war zwar naß von geschmolzenem Schnee, aber es waren Furcht und Kälte zugleich.
    »Bitte!« sagte er. »Ich habe keine Ahnung, was ...«
    Ich wuschelte ihm erneut durch die Haare. »Die Bilder , Süßer! Die Fotos, die Schnappschüsse, die von ihr auf dieser Terrasse geschossen wurden. So wie das da.«
    Ich hatte es in der Innentasche, einmal gefaltet. Ich hielt es ihm vor die Nase und gab ihm mit dem Feuerzeug von der Seite Licht. Ein Lysa-Dean-Sandwich. Er schloß die Augen und steckte es wieder ein.
    »Oh«, sagte er schwach. »Oh Gott.«
    »Also«, sagte ich sanft, »kannst du mir einen guten Grund nennen, weshalb du nicht jung sterben solltest, Süßer?«

Sieben
    Wenige Minuten vor neun kam ich ins Motel zurück. Die Tür war nicht abgeschlossen. Als ich eintrat, stand Dana vom einzigen Sessel des Zimmers auf und kam auf mich zu. Ihre Silhouette zeichnete sich gegen das Licht der Lampe ab.
    »Sie waren lange weg«, sagte sie.
    Es war warm im Zimmer. Ich zog die Jacke aus und legte mich auf eins der Betten. »Lange und weit weg«, sagte ich. »Einen Skilehrer ankratzen. Wir können jetzt gehen, wenn Sie wollen.«
    Sie schaute eine Weile auf mich herab, dann ging sie und mixte einen weiteren Drink in dem Silberbecher. Ich stützte mich auf einen Ellbogen und trank. »Viel größer als der letzte«, sagte ich.
    »Es schien mir angebracht.«
    »Sie haben gute Instinkte.« Sie setzte sich an den Fuß des Betts. Ich zog die Füße weg, um ihr Platz zu machen.
    »Haben ... Sie ihn verletzt?«
    »Ich habe keine Narben hinterlassen. Am Ende bin ich mit ihm auf sein Zimmer in der Lodge geschlichen. Er wollte nicht gesehen werden. Er war nicht mehr so gut zu Fuß. Ich mußte ihm aus dem Auto helfen und ihn mit dem Arm um die Hüfte stützen. Er hat geflennt und geschnieft wie ein Kind und mir immer wieder gesagt, wie dankbar er mir sei, daß ich ihn nicht umbringe. Er mag mich. Es war eine spontane Abhängigkeitsbeziehung, so ähnlich, wie wenn man emotional dem Psychiater verfällt. An seiner Tür habe ich ihm auf die Schulter geklopft und gesagt, er solle sich mal richtig ausschlafen. Nein, Dana, ich habe keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Aber andere. Die halten länger.«
    Sie schwieg eine Weile. »Trav, wieso machen Sie diese Arbeit, wenn sie Sie so mitnimmt?«
    »Vielleicht mag ich sie. Vielleicht nimmt sie mich deshalb so mit.«
    »Schauen Sie mich an, und sagen Sie mir, daß sie Ihnen gefällt.«
    »Okay. War nur ein Schlaubergerspruch. Ich habe ihm etwas genommen. Selbstsicherheit, Selbstgefälligkeit, Selbstvertrauen. Vielleicht ist ab jetzt seine Maske ein bißchen brüchig. Der Tonfall wird nicht mehr ganz stimmen. Die Skihasen werden’s spüren. Und irgendwann wird eine mal ein bißchen zu schlau sein und die richtigen Knöpfe drücken, und der große Carl Abelle wird für ein einziges Mal impotent sein. Einmal reicht, denn das ist alles, was er noch hat.«
    Sie legte die Hand auf meinen Knöchel, eine leichte, kurze Berührung, wie ein beruhigendes Tätscheln. »Travis, wenn Sie es so empfinden und es weiter so empfinden können, ist das dann nicht in Ordnung? Was, wenn es Ihnen einmal nichts mehr ausmachen sollte ... das Aufbrechen anderer Menschen wie kleine, billige Schachteln?«
    »Vielleicht macht es mir jetzt weniger aus als noch vor ein paar Jahren.«
    »Ist Abelle das wert?«
    »Ist das nicht der Knackpunkt, Dana? Dieses Bewerten von allen Leuten? Ist das etwas, wozu ich für Geld berechtigt bin? Und wenn wir schon beim Bewerten sind, warum arbeite ich für Ihre Chefin?«
    »Wieso tu ich’s?« Wir schauten uns an. Plötzlich grinste sie. »Hören Sie schon auf, mir oder sich selbst etwas

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